Charlottenburg

Charlottenburg

Charlottenburg (hierzu der Stadtplan mit Registerblatt), Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regbez. Potsdam, westlich bei Berlin, 33–37 m ü. M., liegt an der Spree und an der Berliner Stadt- und Ringbahn sowie an der Berliner Hochbahn (hier Untergrundbahn). Unter den Straßen sind die Berliner Straße, der 53 m breite Kurfürstendamm, vom Zoologischen Garten bis Halensee, die Schloßstraße, Kantstraße und viele elegante Nebenstraßen, unter den Plätzen der Wittenberg-, Savigny- u. Auguste-Viktoriaplatz bemerkenswert.

Wappen von Charlottenburg.
Wappen von Charlottenburg.

Von Gebäuden ist besonders das königliche Schloß, dem die Stadt ihr Entstehen verdankt, hervorragend. Es enthält einen Mittelbau von Schlüter und zwei Seitenflügel und eine hohe Kuppel von J. F. v. Eosander, wurde 1696 von dem Kurfürsten, nachmaligem König Friedrich I., für seine zweite Gemahlin Sophie Charlotte in der Nähe des Dorfes Lietzen (Lützow) erbaut, zunächst Lietzenburg, nach dem Tode Sophie Charlottens aber C. benannt. An das Schloß schließt sich ein geräumiger, von der Spree begrenzter Park mit einem großen Orangeriehaus, einem Theater und dem 1810 nach Schinkels Entwurf erbauten, später erweiterten Mausoleum (von Hesse), das die Grabdenkmäler der Königin Luise (s. Tafel »Bildhauerkunst XIII«, Fig. 4) und Friedrich Wilhelms III., von Rauch 1812 und 1846 in weißem Marmor ausgeführt, sowie des Kaisers Wilhelm I. und der Kaiserin Augusta (von Encke, seit 1894) enthält. In einer Urne ist dort auch das Herz Friedrich Wilhelms IV. beigesetzt. In der Nähe des Schlosses befindet sich der ehemalige Park der Aktiengesellschaft Flora mit schönem Palmenhaus. An gottesdienstlichen Gebäuden besitzt die Stadt 4 evang. Kirchen (darunter die Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche, s. Berlin, S. 695) und die Trinitatiskirche, eine kath. Kirche und eine Synagoge. Sonst sind hervorzuheben: die physikalisch technische Reichsanstalt, das Generalkommando des 3. Armeekorps, die Hochschulen für bildende Künste und Musik (1902 eröffnet), das Romanische Haus, das Bürgerhaus, das neue Rathaus (1903 im Bau) etc., die schönen Villen im Stadtteil Westend und im südöstlichen Stadtgebiet. An Denkmälern sind ein Reiterstandbild des Kaisers Friedrich III. und ein Denkmal für den verstorbenen Prinzen Albrecht 1902 im Bau. C. hat (1900) mit der Garnison (ein Garde-Grenadierregiment Nr. 3) 189,305 Einw. (1880 erst 30,483 Einw.), darunter 20,797 Katholiken und 9701 Juden. Die bedeutende Industrie umfaßt: Eisengießerei und Maschinenfabrikation, Telegraphenbau und Elektrotechnik (Siemens u. Halske), Fabrikation von Tonwaren, Glas, Porzellan (königliche Porzellanmanufaktur), Papier und Pappe, Chemikalien, Farbwaren, Spiritusapparaten, farbigem Leder, Zichorie, Glyzerin, Palmkernöl, Wagen, Dezimalwagen, Kunstmöbeln etc.; C. hat ferner eine Holzimprägnierungs- und eine Holzbearbeitungsanstalt, chemische und Dampfwäscherei, ein Röhrenwalzwerk, Asphaltwerke, Färberei, Druckerei, Bleicherei, eine Anstalt für Chromolithographie, Bierbrauerei etc. 1900 bestanden hier 207 Fabriken mit 16,261 Arbeitern, wovon auf die Metall- und Maschinenindustrie 55 Betriebe mit 10,616 Arbeitern entfielen. 19 elektrische Bahnlinien dienen dem Verkehr in der Stadt, mit Berlin und der Umgegend. Au Kunst-, Bildungs- und andern Anstalten sind vorhanden: das königl. Institut für Glasmalerei, bie technische Hochschule (im Sommer 1902 von 3141 Studierenden und 973 Hospitanten besucht), 3 Gymnasien, ein Realgymnasium, eine Oberreal- u. eine Realschule, eine Kunstgewerbe- u. eine Handwerkerschule, zahlreiche milde Stiftungen (Kaiser Friedrich-Andenken, Kaiserin Augusta-Stiftung, Wilhelmstift etc.), ein Waisenhaus, mehrere Irren- und Nervenheilanstalten etc. C. ist Sitz der physikalischtechnischen Reichsanstalt und eines Amtsgerichts (die Errichtung eines Landgerichts wird vorbereitet); die städtischen Behörden zählen 22 Magistratsmitglieder und 72 Stadtverordnete. Die städtischen Einnahmen beliefen sich 1900 auf 37,4, die Ausgaben auf 36,1 Mill. Mk. Die Kämmereischuld betrug 43,6, das Vermögen 61,1, das Stiftungsvermögen 1,7 Mill. Mk. – C. wurde 1705 von Friedrich I. gegründet und erhielt 1721 Stadtrecht, hat aber erst seit 1870 einen gewaltigen Aufschwung genommen. Vgl. F. Schultz, Chronik von C. (Charlottenb. 1888).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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