Adolf

Adolf

Adolf (entstanden aus dem got. Ataulf), 1) A. von Nassau, deutscher König, Sohn des Grafen Walram von Nassau, geboren um 1255, gest. 2. Juli 1298, ein tapferer und gebildeter Ritter, ward nach dem Tode Rudolfs von Habsburg von den Kurfürsten 5. Mai 1292 zum Könige gewählt, nachdem er sich durch drückende Versprechungen zu ihren gunsten aller Macht beraubt hatte. Albrecht (s. d. 1) von Österreich, Rudolfs Sohn, unterwarf sich ihm nur scheinbar, die Städte mißtrauten dem »Pfaffenkönig«. Gegen Frankreich verbündete er sich mit König Eduard I. von England. Um sich die für das königliche Ansehen notwendige Hausmacht zu gründen, erhob er Anspruch auf die Mark Meißen und das Osterland als erledigte Lehen, kaufte dem mit seinen Söhnen Friedrich und Diezmann in Hader lebenden Albrecht dem Entarteten (s. d. 14) von Thüringen die Nachfolge in Thüringen ab und unternahm 1294–1296 zwei Feldzüge gegen Thüringen, doch ohne Erfolg. Dagegen eroberte A. Meißen und das Osterland. Die Kurfürsten organisierten jetzt den Aufstand gegen den König und setzten ihn in Mainz formell ab. Albrecht von Österreich ward zum Nachfolger ausersehen; bei Göllheim in der Rheinpfalz kam es 2. Juli 1298 zur Schlacht, wo A. fiel. Seine Leiche wurde im Kloster Rosenthal, 1309 in der Kaisergruft zu Speier beigesetzt. Vgl. Roth, Geschichte des römischen Königs A. J.(Wiesb. 1879); Domeier, Die Absetzung Adolfs von Nassau (Berl. 1889).

[Holstein.] 2) A. II., Graf von Holstein, aus dem Hause Schauenburg, folgte 1128 seinem Vater Adolf I. in der Grafschaft, verlor, als nach Kaiser Lothars Tode Konrad III. das Herzogtum Sachsen an Albrecht den Bären verlieh, als Lehnsmann der Welfen sein Land und erhielt es erst 1142 wieder. 1143 auch Herr in Wagrien geworden, förderte A., unterstützt vom Missionar Vicelin, Christentum und germanische Kultur. Das eben erst wiederhergestellte Lübeck mußte er 1158 Heinrich dem Löwen abtreten. 1159 begleitete er Friedrich Barbarossa nach Italien, leistete 1164 Heinrich dem Löwen gegen die Obotriten Heeresfolge und fiel 6. Juli bei Verchen (in der Nähe von Demmin).

3) A. VIII., Graf von Holstein und Herzog von Schleswig, aus dem Hause Schauenburg, geb. 1401, gest. 4. Dez. 1459, Sohn des Grafen Gerhard VI. und der Prinzessin Katharina von Braunschweig, folgte 1427 seinem ältern Bruder, Heinrich IV. Er setzte den Kampf gegen Dänemark fort und sicherte sich 1435 in einem Frieden den Besitz des Herzogtums Schleswig unter dänischer Lehnshoheit. 1448 schlug er die dänische Krone aus, veranlaßte aber die Reichsräte, seinen Schwestersohn Christian, Grafen von Oldenburg, zum König zu wählen. Mit A. erlosch der Mannesstamm seines Geschlechts in Schleswig-Holstein (s. d.).

[Köln.] 4) A. I., Erzbischof von Köln, Sohn des Grafen Eberhard von Altena, ward Dompropst in Köln und nach der Abdankung seines Oheims Bruno Erzbischof. Als Haupt der fürstlichen Opposition gegen das staufische Königtum vereitelte er Heinrichs VI. Plan, das Erbkaisertum zu begründen, und widersetzte sich lange der Wahl Friedrichs II. Nach Heinrichs VI. Tode suchte er in Verbindung mit König Richard von England die Wahl eines Welfen durchzusetzen. Im Gegensatze zur Mehrheit, die Philipp von Schwaben wählte, bestimmte er eine Anzahl Fürsten zur Wahl Ottos von Braunschweig, den er 12. Juli 1198 in Aachen krönte. Als dieser unterlag, fiel er 1204 von ihm ab und schloß sich Philipp an, den er 1205 auch in Aachen krönte. Wegen des Abfalls vom Papst Innocenz III. gebannt und abgesetzt, mußte er sich gegen die von der welfischen Partei gewählten Erzbischöfe Bruno (gest. 1208) und Dietrich (gest. 1224) verteidigen und nach Philipps Ermordung 1208 formell auf das Stift verzichten. Ein Versuch, 1211 bei dem neuen Thronstreit zwischen Otto IV. und Friedrich II. sich mit des letztern Hilfe wieder des Stiftes zu bemächtigen, scheiterte am Widerspruch des Papstes. A. starb 15. April 1220 in Neuß. Vgl. Röhrich, A. I., Erzbischof von Köln, als Reichsfürst (Königsb. 1886).

[Luxemburg.] 5) Großherzog von Luxemburg, geb. 24. Juli 1817 in Biebrich, folgte, nachdem er in österreichischem Militärdienst gestanden, 1839 seinem Vater Wilhelm I. als Herzog von Nassau. Seine erste Gattin, Elisabeth, Tochter des russischen Großfürsten Michael, starb Anfang 1845 nach kaum einjähriger Ehe. Aus seiner zweiten Ehe mit Prinzessin Adelheid von Dessau (1851) stammen der Erbprinz Wilhelm (geb. 22. April 1852, seit 1893 mit der Prinzessin Maria Anna von Braganza vermählt) und die Prinzessin Hilda (geb. 5. Nov. 1864, seit 1885 Gemahlin des Erbgroßherzogs von Baden). Nach Beschwichtigung der revolutionären Bewegung von 1848 kämpfte A. 1849 an der Spitze einer deutschen Brigade gegen Dänemark, schlug aber später eine freiheitsfeindliche Politik ein. 1866 hielt er zu Österreich, das nach Einverleibung seines Landes durch Preußen sein Zufluchtsort wurde. Am 22. Sept. 1867 schloß er mit Preußen einen Vertrag, der ihm eine Abfindungssumme von 8,5 Mill. Tlr. zusicherte, und lebte hierauf abwechselnd in Wien, auf Schloß Königstein im Taunus sowie auf Hohenburg in Oberbayern. Sein Sohn ward 1889 österreichischer General. Seit 1889 Regent in Luxemburg für den schwererkrankten niederländischen König Wilhelm III., folgte er diesem 23. Nov. 1890 als Großherzog von Luxemburg, sah sich aber durch seinen Gesundheitszustand genötigt, Anfang April 1902 seinen Sohn Wilhelm zum Statthalter zu ernennen. Vgl. Kolb, A., Großherzog von Luxemburg (Wiesb. 1897).

[Mainz.] 6) Erzbischof von Mainz, geb. 1353, gest. 6. Febr. 1390, Urenkel des Königs Adolf von Nassau, wurde 1371 Bischof von Speier und verdrängte, 1373 von einem Teile des Kapitels zum Erzbischof von Mainz erwählt, seinen Gegenbischof, den Landgrafen Ludwig von Thüringen. 1381 hielt er, vom König und beiden Päpsten anerkannt, in Mainz seinen Einzug, stand fortan an der Spitze der Fürstenpartei und sorgte für die Abrundung des erzstiftischen Territoriums; am 24. Jan. 1390 stiftete er die Universität Erfurt. Vgl. Friedensburg, Landgraf Hermann II. von Hessen und Erzbischof A. I. von Mainz (Marburg 1885).

[Schaumburg-Lippe.] 7) A. Georg, Fürst zu Schaumburg-Lippe, geb. 1. Aug. 1817 in Bückeburg, gestorben daselbst 8. Mai 1893, regierte seit 21. Nov. 1860, schloß sich 1866 Preußen an; seit 1844 war er mit der Prinzessin Hermine von Waldeck vermählt. Nachfolger war sein ältester Sohn, Georg. Sein vierter Sohn, Adolf (geb. 20. Juli 1859), vermählt mit Kaiser Wilhelms II. Schwester Viktoria, wurde vom Fürsten Woldemar (gest. 20. März 1895) für seinen regierungsunfähigen Bruder Alexander zum Regenten des Fürstentums Lippe ernannt, verwaltete das Fürstentum bis zur Entscheidung des Erbstreits zwischen den Linien Schaumburg-Lippe und Lippe-Biesterfeld (s. Lippe) und siedelte nach dem Spruche des Schiedsgerichts vom 22. Juni 1897 nach Bonn über.

[Schleswig-Holstein.] 8) Herzog von Schleswig-Holstein, Stifter der Gottorper Linie des oldenburgischen Hauses, geb. 25. Jan. 1526 in Flensburg, gest. 1. Okt. 1(586 in Gottorp, Sohn des Königs Friedrich I. von Dänemark, teilte 1544 mit seinen drei Brüdern die schleswig-holsteinischen Lande und erhielt den Gottorpschen Anteil. Schon vorher hatte er dem Kaiser Karl V. gegen Kurfürst Moritz und vor Metz beigestanden; 1556 erhielt er das Bistum Schleswig. 1559 unterwarf er die Dithmarschen und teilte deren Land mit seinem Bruder Johann und seinem Neffen, König Friedrich II. Er vermählte sich 1564 mit Christine, einer Tochter Philipps des Großmütigen von Hessen.

[Schweden.] 9) A. Friedrich, König von Schweden, geb. 14. Mai 1710 auf Gottorp, gest. 12. Febr. 1771 in Stockholm, Sohn Herzog Christian Augusts von Holstein-Gottorp, ward 1727 Fürst-Bischof von Lübeck, 1739 Administrator des Herzogtums für den unmündigen Karl Peter Ulrich, den spätern Zaren Peter III. (s. d.), und 1743 auf Verlangen Rußlands vom schwedischen Reichstag zum Thronfolger des kinderlosen Königs Friedrich I. (s. d.) gewählt. Seit 1744 mit Luise Ulrika (s. d.), Schwester Friedrichs d. Gr., verheiratet, stand er völlig unter dem Einfluß dieser begabten, aber leidenschaftlichen Fürstin, deren wenig erfolgreiche Politik nach seiner Thronbesteigung (1751) zu einer bedeutenden Schmälerung seiner königlichen Rechte führte, ihn zahlreichen persönlichen Demütigungen seitens der abwechselnd herrschenden Parteien der »Mützen« und der »Hüte« (s. d.) aussetzte und 1756 beinahe seine Absetzung zur Folge hatte (s. Schweden, Geschichte). Seine Schwester Elisabeth war die Mutter Katharinas II. von Rußland. Vgl. K. G. Malmström, Sveriges politiska historia 1718–1772, Bd. 3–6 (2. Aufl., Stockh. 1897–1901).

10) A. Johann, Herzog zu Stegeborg (Schweden), geboren daselbst 1629, gest. 1689, ward 1653 Reichsmarschall, 1657 vorübergehend Statthalter in Preußen, sollte nach testamentarischer Verfügung seines Bruders Karl X. Gustav (s. d.) Mitglied der Vormundschaftsregierung Karls XI. werden, wurde aber 1660 vom Reichsrat und Reichstag nicht bestätigt und 1664 zur Unterzeichnung einer Entsagungsurkunde genötigt.


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