Cagliari [2]

Cagliari [2]

Cagliari, Hauptstadt der gleichnamigen ital. Provinz (s. oben), liegt an dem weiten, in die Südküste der Insel Sardinien einschneidenden Golf von C., zwischen zwei Strandseen, an der Eisenbahn C.- Golfo degli Aranci und mehreren Sekundärbahnen. Die mit Wällen umgebene, amphitheatralisch ansteigende Stadt zerfällt in vier Teile: Castello, der höchste Teil, 90 m ü. M.; Marina, an dem durch Forts geschützten Hafen; Stampace, zwischen Castello und Marina, gegen W., das Viertel der Reichen, und die mit schönen Promenaden gezierte Villa Nuova gegen O. Die Straßen sind meist eng. Hervorragende Bauwerke sind: die 1312 erbaute, wiederholt restaurierte Kathedrale, neben der C. noch 37 Kirchen zählt, das königliche Schloß (um 1217 erbaut), das Stadthaus, der Palast des Grafen Boyl, das ehemalige Münzhaus etc. Seit 1860 besitzt C. ein Denkmal Karl Felix' I. Die wichtigsten Bildungsanstalten sind: die Universität mit drei Fakultäten (1626 gestiftet, 1764 erneuert, 1896 mit 233 Studierenden), ein erzbischöfliches Seminar, ein Lyzeum, 2 Gymnasien, ein technisches Institut mit Gewerbeschule, eine Weinbau- und eine nautische Schule, eine technische Schule, eine öffentliche Bibliothek von 22,000 Bänden, ein naturhistorisches und ein archäologisches Museum. Die Einwohner, (1901) ca. 50,000, im Gemeindegebiet 53,747 an der Zahl, betreiben etwas Industrie (Fabrikation von Eisenbahnmaterial, Maschinen, Wollmützen, Leder, Tabak etc.) und lebhaften Handel, insbes. Ausfuhr von Getreide, Ölsaat, Wein, Vieh, Käse, Häuten, Fischen, Salz (in den ergiebigen Seesalinen von C. gewonnen), Erzen etc. C. hat Dampferverbindung mit Porto Torres, Genua, Neapel, Palermo. Im Hafen liefen 1900: 1334 Handelsschiffe von 424,252 Ton. ein und 1319 von 422,833 T. aus. Die Warenbewegung umfaßte in der Ein- und Ausfuhr zusammen 313,011 T. Die Stadt ist Sitz des Präfekten, eines Erzbischofs, eines Appellhofs, eines Handelsgerichts, eines deutschen Konsuls und des Militärkommandos einer Territorialdivision.

C., von den Alten Caralis genannt, stammt aus der Zeit der karthagischen Herrschaft über Sardinien, die mit der Eroberung durch die Römer 238 v. Chr. endete. Von der römischen Stadt haben sich unter andern ein Amphitheater und eine Zisterne mit unterirdischen, auf Pfeilern ruhenden Gewölben erhalten. Nach 455 eroberten die Vandalen die Insel; 484 wohnte der Bischof von C. einem vandalischen Konzil in Karthago bei. 535 eroberte Belisar, 551 der Ostgote Totila C.; doch fiel die Stadt nach dem Untergang des Ostgotenreiches bis zum Ende des 7. Jahrh. an Byzanz zurück. In den nächsten Jahrhunderten ward C. wiederholt von den Sarazenen schwer heimgesucht, bis die Pisaner und Genuesen 1016 ihrer Herrschaft ein Ende machten. Seitdem war C. der Hauptort eines der vier Bezirke Sardiniens, anderen Spitze Könige oder Richter standen, bald von Genua, bald von Pisa mehr oder minder abhängig. C. stand zuletzt unter den Pisanern, denen es 1329 durch die Aragonier entrissen wurde. Die Stadt spielte auf den sardinischen Ständeversammlungen, die hier seit 1355 abgehalten wurden, eine Hauptrolle. In der Seeschlacht bei C. (29. Ang. 1353) wurden die Genuesen von den Flotten der Venezianer und Aragonier geschlagen. Am 13. Aug. 1708 wurde C. durch eine englische Flotte bombardiert. Nachdem im Frieden von Utrecht 1713 Sardinien an Österreich abgetreten worden war, nahmen 1717 die Spanier C. ein, das aber 1720 mit der Insel an das Haus Savoyen fiel.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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