Burckhardt

Burckhardt

Burckhardt, 1) Johann Karl, Astronom, geb. 30. April 1773 in Leipzig, gest. 22. Juni 1825, studierte in Leipzig und bei Zach in Gotha, ging 1797 nach Paris, wurde 1799 Adjunkt beim Bureau des Longitudes, übersetzte hier Laplaces »Mécanique céleste« ins Deutsche (Berl. 1800–1802, 2 Bde.) und wurde 1807 Direktor der Sternwarte der Ecole militaire. Seine nach den Prinzipien der »Mécanique céleste« berechneten »Mondtafeln« (Par. 1912) waren bis zu Hansens gleichartigen Tafeln die besten.

2) Johann Ludwig, berühmter Reisender, geb. 24. Nov. 1784 in Lausanne, gest. 17. Okt. 1817, besuchte das Gymnasium zu Neuchâtel und studierte seit 1800 in Leipzig, Göttingen und London arabische Sprache und Naturwissenschaften, um im Auftrag der Afrikanischen Gesellschaft zu London nach Afrika zu gehen. 1809 schiffte er sich nach Malta ein, wo er orientalische Kleidung annahm und unter dem Namen Scheich Ibrahim mit Depeschen der Ostindischen Kompagnie nach Aleppo reiste. Während eines dritthalbjährigen Aufenthalts in Syrien studierte er Sprache, Geschichte und Geographie der Araber und den Islam, bereiste 1810–12 den Libanon und Hauran, wo er viele Ruinen und besonders griechische Inschriften aus Trajans und Mark Aurels Zeiten entdeckte, erforschte dann die Dekapolis, das Ostjordanland, und gelangte 1812 nach Kairo. Mit Empfehlungen Mehemed Alis reiste er 1813 nach Nubien, gelangte über Berber nach Suakin und setzte von da nach Dschidda über. Auf Grund einer Prüfung vor zwei gelehrten Arabern als Muslim anerkannt, ging er nach Mekka, blieb daselbst vier Monate und schloß sich 1814 einer Pilgerkarawane nach dem Berg Arafat an, worauf er den im Orient hochgeachteten Titel »Hadschi« (Pilger) führen durfte. 1815 besuchte er Medina und kehrte nach Kairo zurück; im Sommer 1816, während die Pest in Kairo wütete, bereiste er die Halbinsel Sinai. Nach Kairo zurückgekehrt, beschäftigte er sich mit Ausarbeitung seiner Tagebücher sowie mit mathematischen und naturhistorischen Studien, starb aber, nachdem die langersehnte Fezzankarawane angelangt war, mit der er weiter reisen wollte. Seine schlicht geschriebenen Reiseberichte zeichnen sich durch Treue und Gründlichkeit aus. Seine Tagebücher sind im Besitz der Londoner Geographischen Gesellschaft; es erschienen daraus durch Leake. »Travels in Nubia« (Lond. 1819, 2. Aufl. 1822; deutsch, Weim. 1823); »Travels in Syria and the Holy Land« (1822; deutsch, 1823–24, 2 Bde.); »Travels in Arabia« (1829, deutsch 1830); ferner: »Notes on the Bedouins and Wahabys« (1830; deutsch 1831); »Arabic proverbs« (1831; deutsch 1834). Vgl. »Beiträge zu Burckhardts Leben und Charakter« (Basel 1828).

3) Heinrich, Forstmann, geb. 26. Febr. 1811 in Adelebsen am Solling, gest. 14. Dez. 1879 in Hannover, studierte 1833–34 in Göttingen und trat als Unterförster in den hannöverschen Staatsforstdienst ein. 1844 wurde B. Lehrer an der Forstschule in Münden, 1849 Forstrat in der Domänenkammer, 1858 Forstdirektor und Generalsekretär in Forstsachen bei der obersten Verwaltungsbehörde. 1866 blieb er in seiner Stellung mit der Funktion eines Oberforstmeisters. B. erstrebte in erster Linie die Vertiefung und feste Begründung der Forsttechnik auf dem Wege der lokalen Erfahrung und faßte daneben namentlich die staats- und forstwirtschaftlichen Grundlagen der Waldwirtschaft ins Auge. Sein Hauptwerk: »Säen und Pflanzen« (Hannov. 1855; 6. Aufl., Trier 1892), ist eine klassische Leistung auf dem Gebiete der Lehre von der forstlichen Bestandsbegründung und-Pflege. Außerdem schrieb er: »Der Waldwert in Beziehung auf Veräußerung, Auseinandersetzung etc.« (Hannov. 1860; 2. Aufl., Trier 1898); »Hilfstafeln für Forsttaxatoren« (3. Aufl., Hannov. 1873); »Aus dem Walde« (Mitteilungen in zwanglosen Heften, das. 1865–81,10 Hefte); »Die Teilforsten und ihre Zusammenlegung zu Wirtschaftsverbänden. Die Gemeinde- und Genossenschaftsforsten in der Provinz Hannover« (das. 1876). 1878 wurde eine »B.-Jubiläums-Stiftung« zur Unterstützung unbemittelter Hinterbliebener deutscher Forstbeamten gegründet, und 1883 wurde ihm im Stadtforst Eilenriede bei Hannover ein Denkmal errichtet. Vgl. Kraft, Heinrich Burckhardt (Hannov. 1883).

4) Jakob, Kultur- und Kunsthistoriker, geb. 25. Mai 1818 in Basel, gest. daselbst 8. Aug. 1897, studierte auf der Universität seiner Vaterstadt Theologie, deutsche Literatur und Geschichte und setzte diese Studien in Berlin fort. Hier ward er mit Franz Kugler befreundet, für den er später die zweite Auflage seines »Handbuchs der Kunstgeschichte« (Stuttg. 1848) besorgte. In die Heimat zurückgekehrt, wurde B. in der Folge zum Professor der Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität zu Basel ernannt, dann bei der Gründung des Polytechnikums in Zürich in gleicher Eigenschaft an diese Anstalt berufen, kehrte jedoch bald wieder an die Universität seiner Vaterstadt zurück. 1893 trat er in den Ruhestand. B. zeichnet sich als Schriftsteller ebenso durch lichtvolle Darstellung und Feinheit der Auffassung wie durch gründliche Literatur- und Quellenkenntnis aus. Er begann seine Laufbahn mit den Werken: »Die Kunstwerke der belgischen Städte« (Düsseld. 1842); »Jakob von Hochstaden, Erzbischof von Köln« (Bonn 1843) und »Erzbischof Andreas von Krain und die letzte Konzilsversammlung in Basel 1482–1484« (Basel 1852). Ihnen folgten seine Hauptwerke: »Der Cicerone, eine Anleitung zum Genuß der Kunstwerke Italiens« (Basel 1855; 8. Aufl. von W. Bode, Leipz. 1901, 2 Tle.), worin in trefflicher Charakteristik die wichtigern Meisterwerke Italiens aus älterer und neuerer Zeit dargestellt sind; »Die Zeit Konstantins des Großen« (Basel 1853; 3. Aufl., Leipz. 1898); »Die Kultur der Renaissance in Italien« (Basel 1860; 8. Aufl., besorgt von L. Geiger, Leipz. 1902) und die »Geschichte der Renaissance in Italien« (Stuttg. 1867; 3. Aufl., bearbeitet von Holtzinger, 1891). Aus seinem Nachlaß erschienen: »Erinnerungen aus Rubens« (Basel 1898); »Beiträge zur Kunstgeschichte von Italien. Das Altarbild-Das Portrat in der Malerei-Die Sammler« (das. 1898); »Griechische Kulturgeschichte« (hrsg. von Oeri, Berl. 1898–1900, 3 Bde.). Vgl. Trog, Jakob B., biographische Skizze (Basel 1898).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • BURCKHARDT (J.) — Historien suisse d’expression allemande, ouvert aux différentes cultures européennes, Jacob Burckhardt est connu par son ouvrage, Le Cicerone , à la fois guide et histoire de l’art, qui reste un des modèles du genre, et surtout par La… …   Encyclopédie Universelle

  • Burckhardt — Saltar a navegación, búsqueda Burckhardt puede hacer referencia a: Jacob Burckhardt, historiador del arte Johann Ludwig Burckhardt, arabista y explorador Obtenido de Burckhardt Categoría: Wikipedia:Desambiguación …   Wikipedia Español

  • Burckhardt — Burckhardt, Johann Ludwig, geb. 1784 in Lausanne, studirte in Leipzig u. Göttingen; verließ die Schweiz, weil er nicht unter den Franzosen dienen wollte, u. ging 1806 nach England, reiste[467] im Auftrag der Afrikanischen Gesellschaft 1809 ins… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Burckhardt — Burckhardt, Reformator, s. Spalatin …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Burckhardt [2] — Burckhardt, Jak., Kultur und Kunsthistoriker, geb. 25. Mai 1818 zu Basel, bis 1893 Prof. an der Universität das., gest. 8. Aug. 1897; schrieb: »Die Kultur der Renaissance in Italien« (8. Aufl. 1902), »Geschichte der Renaissance in Italien« (4.… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Burckhardt [3] — Burckhardt, Joh. Ludw., Orientreisender, geb. 24. Nov. 1784 zu Lausanne, bereiste 1809 16 Syrien, Ägypten und Nubien, machte 1815 die Pilgerfahrt nach Mekka und Medina mit, gest. 17. Okt. 1817 in Kairo …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Burckhardt [1] — Burckhardt, Joh. Karl, geb. 1773 in Leipzig, studirte Mathematik u. Astronomie, übte sich praktisch bei Zach in Gotha und später bei Lalande in Paris, wurde daselbst Adjunct beim Längenbureau, 1799 Bürger. 1807 Astronom an der École militaire, u …   Herders Conversations-Lexikon

  • Burckhardt [2] — Burckhardt, Joh. Ludwig, geb. 1784 zu Lausanne, Sohn eines reichen Bürgers von Basel. wollte den Franzosen nicht dienen und ging deßwegen 1806 nach England; von 1809 an hielt er sich mehrere Jahre in Aleppo und Syrien auf, erlernte die arab.… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Burckhardt — Burckhardt, Johann Ludwig …   Enciclopedia Universal

  • Burckhardt — (Johann Ludwig) (1784 1817) explorateur suisse; le premier Européen qui pénétra dans les villes saintes d égypte et du Soudan, déguisé en marchand arabe. Il mourut au Caire …   Encyclopédie Universelle

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”