Bruck, Karl Ludwig

Bruck, Karl Ludwig

Bruck, Karl Ludwig, Freiherr von, österreich. Finanzminister, geb. 8. Okt. 1798 in Elberfeld, gest. 23. April 1860 in Wien, machte den Krieg von 1815 mit, durchreiste England und Frankreich und ging 1821, um am Befreiungskampf Griechenlands teilzunehmen, nach Triest, wo er blieb und später als Gründer und Direktor des Lloyd zu Ansehen gelangte. 1848 ward B. in die deutsche Nationalversammlung gewählt; auch ernannte ihn die österreichische Regierung zum Bevollmächtigten beim deutschen Reichsverweser. Im November 1848 übernahm B. in dem Ministerium Schwarzenberg-Stadion das Portefeuille des Handels und der öffentlichen Bauten, half die Verfassung vom 4. März 1849 zustande bringen. verhandelte den Frieden mit Piemont und begann sein eignes Verwaltungsdepartement nach einem großartigen Plan umzugestalten. Er errichtete die Handels- und Gewerbekammern, verbesserte das Konsulats-, Post- und Telegraphenwesen, unternahm bedeutende Wege- und Eisenbahnbauten sowie Flußregulierungen, ordnete die Ausarbeitung eines österreichischen See- und Handelsrechts an, schuf die Wiener Börsenkammer, die Triester Seebehörde und suchte durch Wegschaffung hemmender Zollschranken der österreichischen Industrie neue Absatzwege zu schaffen. Auch betrieb er eine Handelseinigung zwischen Österreich und Deutschland. Im Dezember 1849 in den Freiherrenstand erhoben, nahm er 23. Mai 1851 seine Entlassung, ward aber 1853 mit den Unterhandlungen in Berlin betraut, die zum Abschluß der Zollverträge Österreichs mit dem Zollverein führten. Im Juni d. I. ging er als österreichischer Internunzius nach Konstantinopel und schloß mit der Pforte die Konvention wegen Besetzung der Donaufürstentümer durch österreichische Truppen. Im März 1855 übernahm er wieder das Portefeuille der Finanzen. Da aber die durchgreifenden Reformen, die er verlangte, nicht eintraten und der italienische Krieg 1859 den Finanzen Österreichs einen empfindlichen Schlag beibrachte, suchte B. in politischen Reformen Heilung für die Finanznot. Er überreichte dem Kaiser eine Denkschrift (nach seinem Tode veröffentlicht: »Die Aufgaben Österreichs«, Leipz. 1860), worin er eine Repräsentativverfassung für die einzelnen Kronländer, Erweiterung des Reichsrats, Gleichberechtigung aller Bekenntnisse, Freiheit der Wissenschaft, der Presse, des Unterrichts, Schonung der verschiedenen Nationalitäten und engen Anschluß an Deutschland empfahl. Mittlerweile von einflußreichen Gegnern in den Eynattenschen Unterschleifsprozeß verwickelt, erhielt er 22. April 1860 vom Kaiser in ungnädiger Form seine Entlassung und ward am Morgen des 23. mit durchschnittenem Hals halbverblutet im Bett gefunden; nachmittags war er eine Leiche. Der Verdacht der Mitschuld bestätigte sich nicht, vielmehr erfolgte einige Monate danach eine offizielle Ehrenerklärung. 1877 erschienen »Memoiren des Barons B. aus der Zeit des Krimkriegs« (Wien).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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