Browne

Browne

Browne (spr. braun), 1) Robert, Stifter der Brownisten (s.d.), geb. nach 1550 aus angesehener Familie zu Tolethorpe (Rutland), gest. 1636, gewann als Prediger in Norwich seit 1580 für seine separatistischen Gedanken zahlreiche Anhänger. Die Rücksichtslosigkeit seiner Polemik gegen die bischöfliche Kirche, deren Verfassung er durch die völlige Unabhängigkeit jeder Einzelgemeinde ersetzen wollte, zog ihm Verfolgung und Gefängnisstrafen zu. 1581 wanderte er mit seiner Gemeinde nach Middelburg in Zeeland und setzte hier seine Tätigkeit fort. 1584 nach England zurückgekehrt, ward er 1586 vom Bischof von Peterborough exkommuniziert. Nach vielleicht nur äußerlicher Unterwerfung unter die Staatskirche verschaffte ihm Lord Burgley, sein naher Verwandter, die Pfarrstelle zu Achurch, die er mehr als 40 Jahre, zuletzt durch einen Vikar vertreten, innehatte. Infolge einer gegen einen Gerichtsdiener verübten Gewalttat verhaftet, starb der in seiner spätern Lebenszeit schwerlich geistig normale Mann im Gefängnis.

2) William, engl. Dichter, geb. 1591 zu Tavistock in Devonshire, gest. 1645 in Ottery St. Mary, studierte zu Oxford und London die Rechte, gab sich aber vorzugsweise poetischen Beschäftigungen hin, als deren Frucht seine »Britannia's pastorals« (1. Buch, Lond. 1613) und »The shepherd's pipe« (7 Eklogen, das. 1614) erschienen. Von seinen Gedichten ist noch »The inner temple masque« (1614–15) zu erwähnen; sie handelt von Ulysses und Kirke. B. war ein Bewunderer und Nachahmer Spensers, doch auch in eignen Naturbeobachtungen glücklich, daher von Milton, Keats u. a. als Muster benutzt. Mit viel Gemütswärme vereint er oft zu sehr die dekorativen Künsteleien Marinos. Seine gesammelten Werke wurden herausgegeben von W. C. Hazlitt (Lond. 1868). Vgl. Moorman, William B., his Britannia's pastorals, etc. (Straßb. 1896).

3) Sir Thomas, engl. Philosoph, geb. 19. Okt. 1605 in London, studierte in Oxford und Leiden und ließ sich 1636 als praktischer Arzt in Norwich nieder, wo er 19. Okt. 1682 starb. Er schrieb: »Religio medici« (Lond. 1642; neue Ausg., das. 1892), welches Werk, sehr subjektiv gefärbt, aber voller Originalität und Gelehrsamkeit, ihm den Vorwurf des Atheismus zuzog; ferner »Pseudodoxia epidemica, or Treatise on vulgar errors« (das. 1646, neue Aufl. 1852); eine Sammlung von Aphorismen, betitelt: »Christian morals« (Cambr. 1716; neue Ausg., Lond. 1863) u. a. Eine Gesamtausgabe seiner Werke besorgte Wilkin (Lond. 1851–52, 3 Bde.). Sein Leben beschrieb Sam. Johnson.

4) Georg, Reichsgraf von, russ. Feldherr, geb. 15. Juni 1698 zu Limerick in Irland als Sprößling einer katholischen Adelsfamilie, gest. 18. Sept. 1792 in Riga, trat 1730 in russische Kriegsdienste, wo er eine Meuterei der Garde gegen die Kaiserin Anna entschlossen unterdrückte. Er kämpfte in Polen, dann am Rhein gegen die Franzosen, hierauf unter Münnich gegen die Türken, geriet 1739 bei Krozka in türkische Gefangenschaft und ward dreimal als Sklave verkauft. Nachdem ihm der französische Gesandte in Konstantinopel, Villeneuve, die Freiheit wieder verschafft hatte, wurde er 25. Aug. 1758 bei Zorndorf verwundet. Peter III. ernannte ihn zum Feldmarschall und übertrug ihm den Oberbefehl in dem gegen Dänemark beschlossenen Krieg; da aber B. den Kaiser auf das Unpolitische dieses Krieges aufmerksam machte, wurde er verbannt, doch, ehe er abreisen konnte, 1762 zum Statthalter von Livland und Esthland ernannt. Einige Jahre später erhob ihn Kaiser Joseph II. zum Reichsgrafen.

5) Maximilian Ulysses, Baron de Connus und Mountany, Reichsgraf von, österreich. Feldmarschall, Neffe des vorigen, geb. 23. Okt. 1705 in Basel, gest. 26. Juni 1757 in Prag, war der einzige Sohn des Reichsgrafen Ulysses von B. (der 1690 aus Schottland auswanderte, in kaiserliche Dienste trat und 1731 starb), trat jung in österreichische Dienste, ward 1739 in den Hofkriegsrat berufen, zum Feldmarschallleutnant ernannt und erhielt den Oberbefehl in Schlesien. 1740 wurde er in der Schlacht bei Mollwitz verwundet. Nach dem Breslauer Frieden stand er unter Khevenhüller den Franzosen in Böhmen gegenüber und befehligte dann in Italien unter dem Fürsten Lobkowitz gegen die Spanier. 1745 kommandierte er wieder in Bayern, dann, zum Generalfeldzeugmeister befördert, am Rhein und 1746–48 wieder in Italien. 1749 zum Gouverneur von Siebenbürgen ernannt, dann mit dem Generalkommando in Böhmen betraut, erhielt er die Würde eines Feldmarschalls. Nach dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges an die Spitze des bei Kolin zusammengezogenen Heeres gestellt, ward er 1. Okt. 1756 von Friedrich II. bei Lobositz geschlagen. Nachdem Friedrich II. Böhmen geräumt hatte, nahm B. seine Winterquartiere in Prag. Am 6. Mai 1757 in der Schlacht bei Prag, in der B., unter Karl von Lothringen stehend, die von den Preußen versuchte Uberflügelung abwehrte und den ersten Angriff Schwerins zurückschlug, wurde er, tödlich verwundet, mit dem geschlagenen österreichischen Heer in Prag eingeschlossen. Das österreichische Infanterieregiment Nr. 36 erhielt 1888 seinen Namen.

6) Frances, engl. Schriftstellerin, geb. 16. Jan. 1816 zu Stranorlar in Irland, erblindete schon in ihrer Kindheit, lernte aber viel, indem sie an dem Unterricht ihrer Geschwister teilnahm, und gab 1840 einen Band Gedichte (»Songs of our land«) heraus, denen 1844 »The star of Attéghéi, and other poems« nachfolgte. Sie lieferte nun Beiträge zum »Athenaeum« und andern Zeitschriften, erhielt auch von der Zivilliste einen kleinen Ehrensold jährlich und siedelte 1847 nach Edinburg über, wo sie einen weitern Band Gedichte: »Lyrics and miscellaneous poems« (1847), sowie verschiedene Erzählungen, z. B. »The Ericksons«, veröffentlichte. Seit 1852 hat sie ihren Wohnsitz in London. Ihr eignes Leben beschrieb sie in dem Buch »My share of the world« (1861). Seitdem erschienen noch Novellen: »The nearest neighbour, and ether stories« (1875), »The foundling of the Fens« (1886).

7) John Roß, amerikan. Reisender und Humorist, geb. 1817 in Irland, gest. 8. Dez. 1875 zu Oakland in Kalifornien, kam als Kind mit seinem Vater nach Amerika, begann im 18. Jahre sein abenteuerndes Leben mit einer Reise auf dem Ohio und Mississippi, nahm Dienst auf einem Walfischfänger, verließ diesen aber auf der Insel Sansibar und verweilte längere Zeit daselbst. Dann bereiste er die Vereinigten Staaten Nordamerikas, Europa, den Orient und Afrika und sammelte überall Stoff zu interessanten Schilderungen und Skizzen. Im Auftrag der amerikanischen Regierung durchforschte B. die Minendistrikte der Pacificbahn und war 1868–70 amerikanischer Gesandter in China. Er schrieb: »Etchings of a whaling cruise« (Lond. 1846); »Yusef, or the journey of the Frangi« (1853); »Crusoe's Island: with sketches of adventure in California and Washoe« (New York 1864); »An American family in Germany« (1866); »The land of Thor« (1867); »Mineral resources of the states west of the Rocky Mountains« (1868); »Mineral resources of the United States« (mit J. W. Taylor, 1869) und »Adventures in the Apache country« (1869; deutsch, 2. Aufl., Gera 1877).

8) Charles Farrar, unter dem Namen Artemus Ward bekannter amerikan. Humorist, geb. 26. April 1834 in Waterford (Maine), gest. 6. März 1867 in Southampton, war Schriftsetzer in der Druckerei des »Plain Dealer« in Cleveland und debütierte in dessen Spalten mit seinen ersten Briefen von »Artemus Ward, Showman«, deren grotesker, aber gesunder Humor und launige Satire solchen Anklang fanden, daß er erfolgreich Vorlesungen zu halten begann, die ihn 1866 nach London führten, und folgende Bücher veröffentlichte: »Artemus Ward, his book« (1862), »Artemus Ward, his panorama« (1865), »Artemus Ward among the Mormons« (1866), »Artemus Ward among the Fenians«, »Artemus Ward in London« (1867) u. a. Seine gesammelten Werke erschienen London 1870 und New York 1898. Vgl. Haweis, American humorists (New York 1882).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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