Brand [2]

Brand [2]

Brand (Necrosis, Mortificatio), das Absterben einzelner Teile im lebendigen Organismus, also örtlicher Tod. Unter Stillstand der Blut- und Säftezirkulation und der Ernährungsvorgänge verliert der erkrankte Teil seine Funktionsfähigkeit, seine Eigenwärme, wird empfindungs- und bewegungslos und erleidet je nach den äußern Umständen und der Natur des befallenen Gebietes Veränderungen, die sehr verschieden sein können und verschiedene Bezeichnungen tragen. Vertrocknen und verschorfen (Brandschorf) die abgestorbenen Teile langsam unter annähernder Beibehaltung ihrer Form, so spricht man von trocknem B. (Mumifikation). Beim feuchten B. (Sphacelus, Gangraena) zerfällt das meist an Blut und Flüssigkeiten reiche Gewebe durch Einwirkung von Fäulnisorganismen zu einer weichen, bräunlichen, schmierigen, stinkenden Masse (fauliger B., Putrescentia). Nekrose nennt man vorzugsweise den B. der Knochen und Knorpel, die brandigen Teile (Sequester, Abbildung s. bei »Knochenbrand«) behalten hier im großen und ganzen ihre Form und mikroskopische Struktur bei. Bei brandigem Zerfall eines Geschwüres spricht man von Phagedaena. Eine auf die Oberfläche beschränkte Brandstelle bleibt warm, namentlich wenn die Umgebung entzündet ist, bei tiefer greifendem B. wird die Stelle kalt, da die Wärmezufuhr infolge Stillstandes der Zirkulation aufgehoben ist; man unterscheidet demnach heißen und kalten B. Vorher blutreiches Gewebe verfärbt sich schwarzrot (schwarzer B.), ist zur Zeit des Absterbens wenig Blut im Gewebe vorhanden, so bleibt es blaß (weißer B.). Bei starker Entwickelung von Fäulnisgasen bei feuchtem B. bilden sich Gasblasen im Gewebe: brandiges Emphysem. Der B. kann lokal begrenzt bleiben; in andern Fällen ergreift er eine Zone des umliegenden gesunden Gewebes nach der andern. Sobald dann Stillstand eintritt, sucht der Organismus die abgestorbenen Gewebe vom gesunden zu trennen und abzustoßen. Diese Trennung wird eingeleitet durch Bildung von gefäßreichem Granulationsgewebe an der unmittelbaren Grenze von totem und lebendem, das zunächst als zarte, frischrote, scharfe Linie erscheint (Demarkationslinie) und allmählich dicker wird; seine Oberfläche sondert Eiter ab, dadurch entsteht eine Lockerung und schließliche Abstoßung des Brandstückes. Die weitere Heilung erfolgt wie bei jeder andern Wunde. Der B. tritt ein bei Unterbrechung der Blutzufuhr, z. B. bei Verstopfung der Arterien oder Verdickung und Verkalkung ihrer Wand. Letzterer Vorgang im Verein mit einer Verminderung der Herzkraft ist fast immer die Ursache des Altersbrandes (Gangraena senilis, seniler B.). Derselbe beginnt fast stets an den vom Herzen am weitesten entfernten Teilen, d. h. an den Zehen und Fußspitzen, und verläuft oft langsam, schubweise. Durch andauernde krampfhafte Verengerung der Arterien entsteht der B. bei der Mutterkornvergiftung (vgl. Kriebelkrankheit), auch bei der Raynaudschen Krankheit. B. entsteht ferner, wenn der Rückfluß des venösen Blutes aus einem Körperteil vollständig aufgehoben ist (Einklemmungsbrand bei Einklemmung der Darmbrüche). Im Gegensatze zu diesem konsekutiven B. entsteht direkter B. bei unmittelbarer Gewebszerstörung durch Quetschung, Druck (s. Aufliegen), Ätzung, Verbrennung, Erfrierung. Oft liegt auch die Ursache des Brandes im Blute selbst, indem dieses nicht die zur Ernährung der Gewebe erforderlichen Eigenschaften besitzt, gleichzeitig aber die Gewebe ihre normale Widerstandsfähigkeit eingebüßt haben; z. B. bei Diabetikern, Typhuskranken, Geisteskranken infolge Nahrungsverweigerung. Bei Kindern, deren Ernährung stark heruntergekommen ist, entstehen nicht selten brandige Zerstörungen der Wangen, Nase und der äußern Geschlechtsteile. B. entsteht ferner durch manche Formen von Infektion, indem die giftigen Bakterienprodukte das Absterben der Gewebe bedingen. Hierher gehören: der Hospitalbrand (s.d.), die brandige Rachenbräune, die Milzbrandpustel etc. Manchmal entsteht der B. durch Erkrankung von Nerven, die einen direkten Einfluß auf die Gewebsernährung ausüben (so beim Aussatz, beim Mal perforant du pied). In dem absterbenden Teil bemerkt der Kranke zunächst Abstumpfung des Tastsinnes, Kälte- und Kriebelgefühl, dann reißende Schmerzen. Bei einigermaßen größerer Ausdehnung des Brandes entsteht dann Brandfieber, das mit starkem Kollaps, Herzschwäche, oft auch mit choleraähnlichen Darinsymptomen einhergeht und als Erscheinung einer Vergiftung des Blutes durch Aufsaugung der Zersetzungsprodukte zu betrachten ist. Durch Bildung der Demarkationslinie wird alsdann die Aufsaugung dieser Stoffe verringert, und das Brandfieber gewinnt den Charakter des Entzündungsfiebers. Die Behandlung hat, wo angängig, die jeweiligen Ursachen des Brandes zu entfernen. Wichtig ist aber auch, durch tunlichste Ausschließung solcher Ursachen das Eintreten des Brandes zu verhüten. In vielen Fällen wird Amputation des erkrankten Körperteiles nötig, die man bei dem spontan auftretenden B. und beim Altersbrand erst nach Bildung einer Demarkationslinie ausführt.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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