Boulanger

Boulanger

Boulanger (spr. bulangschē), 1) Louis, franz. Maler, geb. 11. März 1806 in Vercelli (Piemont) von französischen Eltern, gest. 7. März 1867 in Dijon als Direktor der Akademie, schloß sich als Schüler Guillon-Lethières und Devérias der romantischen Schule an und schuf, mit Victor Hugo befreundet, eine Reihe von Illustrationen zu dessen Werken, entnahm auch die Motive zu mehreren Gemälden seinen und Chateaubriands Gedichten (Lucrezia Borgia und Velledas Träumereien). Die bekanntesten seiner übrigen Werke sind: Mazeppa (1828), der Triumph des Petrarca (1836), Macbeth (1859), der Hexensabbat (1861).

2) Gustave Rodolphe, franz. Maler, geb. 25. April 1824 in Paris, gest. daselbst 22. Sept. 1888, war Schüler von P. Delaroche und Jollivet, bildete sich dann weiter in Rom, wo er sich durch einen Cäsar am Rubico bekannt machte, und trat nach seiner Rückkehr im Salon 1857 mit Maéstro Palestrina auf, dem 1861 der Araber, 1863 die Kabylen und 1864 die Reiter der Sahara folgten. Später errang er seine größten Erfolge mit Genrebildern aus dem griechisch-römischen Altertum, wie Lucretia, Lesbia, die pompejanische Kranzhändlerin, Herkules und Omphale, ein Sommerbad in Pompeji u. a. m., die auch die Veranlassung wurden, daß Prinz Napoleon ihm die Ausmalung des Atriums seines ehemaligen pompejanischen Hauses in Paris übertrug. In der großen Oper dekorierte er das »Foyer de la danse« mit Decken- und Wandgemälden. Auch hat er sich mit einem heil. Sebastian, der dem Kaiser Maximian erscheint (1877), in der Geschichtsmalerei großen Stils versucht.

3) Georges Ernest Jean Marie, franz. General, geb. 29. April 1837 in Rennes, gest. 30. Sept. 1891 in Brüssel, wurde 1856 Leutnant und in den Feldzügen in Italien (1859), gegen China (1862), 30. Nov. 1870 bei Champigny und 24. Mai 1871 gegen die Kommune verwundet. 1880 zum General und Kommandeur der 14. Kavalleriebrigade in Valence ernannt, vertrat er 1881 Frankreich bei der 100jährigen Jubelfeier der Kapitulation von Yorktown in Nordamerika. Im Januar 1886 wurde er durch den Einfluß der Radikalen in Freycinets Kabinett als Kriegsminister berufen und begann seine Tätigkeit mit der Ausweisung der Prinzen von Orléans. Er beseitigte alle Nebenbuhler und Gegner aus den höhern Militärstellen und bewarb sich um die Gunst des Publikums und der Offiziere, indem er den Revanchegedanken gegen Deutschland förderte. So behauptete er auch sein Portefeuille im Kabinett Goblet. Doch wurde sein Plan, einen Krieg mit Deutschland zu beginnen (s. Schnäbele), nicht gebilligt, und als Goblet seine Entlassung nahm, weigerte sich der neue Konseilpräsident Rouvier, ihm das Kriegsportefeuille zu lassen. Er wurde im Juni 1887 zum Kommandeur des 13. Armeekorps in Clermont ernannt. Erbittert gegen die herrschende republikanische Partei, die ihn hatte fallen lassen, und berauscht durch die ihm dargebrachten Huldigungen, beschloß B., als Vertreter radikaler und kriegerischer Politik eine Rolle zu spielen. Die Unzufriedenheit mit der parlamentarischen Republik verschaffte ihm zahlreiche Anhänger. Im März 1888 aus dem Militärdienst entlassen, trat er nun offen in die politische Agitation für Revision der Verfassung und Auflösung der Kammer ein; die Führer der Boulangisten oder der Boulange waren Déroulède, Laguerre, Naquet, Dillon u. a. Das Norddepartement wählte ihn 8. April 1888, Paris 26. Jan. 1889 zum Deputierten. Um ihn als Sturmbock gegen die verhaßte Republik zu gebrauchen, unterstützten die meisten Monarchisten B., obwohl er sich in seinen Manifesten immer für die nationale Republik mit direkter Wahl des Präsidenten durch das Volk erklärte. Jetzt beschloß das neue Ministerium Tirard-Constans (März 1889), B. und Genossen wegen Umtriebe gegen die Republik und Verführung von Soldaten beim Senat anzuklagen. Anstatt an den Volksaufstand zu appellieren, verlor B. den Mut, entfloh 8. April nach Brüssel und begab sich auf Verlangen der belgischen Regierung Ende April nach London. Bei der Verhandlung der Anklage gegen B. vor dem Senat stellte sich heraus, daß er während seiner ministeriellen Verwaltung öffentliche Gelder im Betrage von 242,000 Frank veruntreut hatte. Er wurde hauptsächlich deswegen 14. Aug. zur Deportation nach einem befestigten Platz in contumaciam verurteilt. Bei den Generalratswahlen und bei den Wahlen für die Deputiertenkammer (22. Sept.) erlitt seine Partei schwere Niederlagen. Alles innern Haltes beraubt, fiel sie ganz auseinander. B. selbst löste 17. Mai das Boulangistenkomitee auf. Mit der reichen Frau Bonnemain siedelte er Anfang 1891 wieder nach Brüssel über. Als sie Mitte Juli starb und er dadurch auch in finanzielle Bedrängnis geraten war, erschoß er sich an ihrem Grab auf dem Kirchhof von Ixelles. Das unter seinem Namen erschienene und von ihm beeinflußte Werk »L'invasion allemande« (Par. 1889–90, 3 Bde.; deutsch von Singer, Wien) wird H. Barthélemy zugeschrieben. Vgl. Ruhemann, General B. (Berl. 1887); Chincholle, Général B. (Par. 1889); Verly, Le général B. et la conspiration monarchique (das. 1893).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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