Birkhuhn

Birkhuhn

Birkhuhn (Moor-, Spielhuhn, Tetrao tetrix L., s. Tafel »Hühnervögel I«, Fig. 1), Scharrvogel aus der Familie der Waldhühner (Tetraonidae), 60 bis 65 cm hoch, 95–100 cm lang, etwa 2 kg schwer, mit kurzen Flügeln und einem beim Männchen tief gegabelten, fast leierförmigen Schwanz, ist schwarz, auf den Flügeln mit weißen Binden; das Unterschwanzgefieder ist weiß, die Schwingen sind schwarzbraun, weiß geschaftet, die Steuerfedern schwarz, die Augenbrauen und eine nackte Stelle ums Auge hochrot. Das kleinere Weibchen ist rostgelb und rostbraun mit schwarzen Querbinden und Flecken. Das B. lebt in Europa von den Pyrenäen und Norditalien bis 68° nördl. Br., durch Sibirien und China, im Gebirge und der Ebene, wo der Boden reich an niedern Gesträuchen ist, bevorzugt Birken, liebt aber nicht den Wald. Die Geschlechter leben getrennt in mehr oder minder zahlreichen Flügen. Das B. nährt sich von Knospen, Blättern, Beeren und Kerbtieren, Schnecken, Würmern, im Winter hauptsächlich von Wacholderbeeren. Die Balzzeit beginnt Mitte April. Das Birkwild zieht sich dann auf die Balzplätze zusammen und wählt dazu meist mit etwas Buschwerk bewachsene Wiesen und Heideplätze. Mit Tagesanbruch beginnt das Balzen und Kämpfen der Hähne, meist auf dem Boden. Dabei lassen sie Töne hören, die fast so klingen, als wenn man mit einem Rohr stark in Wasser bläst, worauf ein Laut folgt, der wie »pischuiz« klingt. Zugleich sträubt der Hahn die Federn, läßt die Flügel hängen, fächert den Schweif (das Spiel) und macht seltsame Sprünge. Die Henne legt im Mai in eine seicht ausgescharrte Vertiefung 8–12 graugelbe, dunkel gefleckte Eier (s. Tafel »Eier II«, Fig. 2), die sie in drei Wochen ausbrütet. Erlegt wird der Hahn meist während der Balz, bei der er aber nie so taub und blind wird wieder Auerhahn. Man errichtet auf den Balzplätzen Strauchhütten oder Schirme so zeitig vor der Balzzeit, daß die Hähne daran gewöhnt sind, und schießt sie aus denselben mit der Flinte. Junges Birkwild wird auf der Suche vor dem Hühnerhund erlegt, vor dem es oft weit läuft und einzeln aufsteht, so daß man vor einem guten Hund bisweilen das ganze »Gesperr« aufreiben kann. In Rußland, Schweden und Norwegen befestigt man Balbanen (Ballhahn, Pulwan, ausgestopfte oder aus Filz etc. nachgeahmte Birkhähne) auf weithin sichtbaren, kahlen Bäumen und erlegt die herzustreichenden oder herbeigetriebenen Hähne, die sich gern in der Gesellschaft des vermeintlichen Genossen einschwingen, aus einem Schirm. Sein Fleisch ist sehr schmackhaft. In Tirol und den bayrischen Hochgebirgen werden die Schwanzfedern von Burschen am Hut getragen, und je nachdem sie befestigt waren, galten sie früher als Zeichen der Herausforderung und Rauflust. In der Gefangenschaft halten sich Birkhühner sehr gut und pflanzen sich auch fort. Ein Bastard von der Auerhenne und dem Birkhahn ist das Rackel- oder Mittelhuhn (Tetrao medius Leist.); es hält in Gestalt und Farbe ziemlich die Mitte zwischen seinen Eltern, findet sich überall, besonders in Skandinavien, und erinnert im Betragen an das Auerhuhn. Vgl. Rohr, Das Birkwild (Klagenf. 1885); A. B. Meyer, Unser Auer-, Rackel- und Birkwild (Wien 1887); Ludwig, Das Birkwild (2. Aufl., das. 1894).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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