Ziegler [2]

Ziegler [2]

Ziegler, 1) Jakob Melchior, schweizer. Geograph, geb. 27. Nov. 1801 in Winterthur, gest. 1. April 1883 in Basel, studierte in Genf und Paris Mathematik und Naturwissenschaften, leitete das väterliche Baumwollengeschäft und war 1828–34 Lehrer der Mathematik in seiner Vaterstadt. Seit 1834 Forstinspektor, vermaß er mit seinem Schüler Wurster die großen Winterthurer Waldungen und gründete 1842 die lithographische Anstalt von Wurster u. Komp. (seit 1863 Wurster, Randegger u. Komp.), der er bis 1873 angehörte. Unter den zahlreichen wertwollen und technisch, namentlich in der Gebirgszeichnung, vollendeten Karten Zieglers, die aus derselben hervorgegangen sind und zum Teil auf dessen eignen Aufnahmen beruhen, sind zu nennen: »Topographische Karte der Kantone St. Gallen und Appenzell« (16 Blatt, 1849–52); »Atlas über alle Teile der Erde nach Karl Ritters Lehre« (2. Aufl. 1864); »Hypsometrischer Atlas mit Erläuterungen und Höhenverzeichnissen« (1856); »Topographische Karte der Insel Madeira« (1856); »Topographische Karte des Kantons Glarus« (1: 50,000,2 Blatt; 2. Aufl. 1869); »Hypsometrische Karte der Schweiz« (1866); »Topographische Karte des Unterengadin etc.« (1: 50,000,2 Blatt, 1867); »Topographische Karte des Oberengadin etc.« (1: 50,000,4 Blatt, 1873); ferner einige Schriften »Über das Verhältnis der Topographie zur Geologie« (1869 u. 1876). Vgl. Geilfus, Leben des Geographen J. M. Z. (Winterthur 1884).

2) Karl, unter dem Namen Carlopago bekannter Dichter, geb. 12. April 1812 zu St. Martin in Oberösterreich, gest. 20. Mai 1877 in Wien, wuchs in Mödling und Wien auf, erhielt nach Beendigung der philosophischen Studien an der Wiener Universität 1838 eine Anstellung bei der Schulbücherverlagsdirektion und trat 1857 in den Ruhestand. Er schrieb: »Gedichte« (Leipz. 1843); »Himmel und Erde«, Gedichte (Wien 1856); »Oden« (Salzb. 1866) und »Vom Kothurn der Lyrik« (eine Sammlung von Hymnen, Dithyramben, Rhapsodien etc., das. 1869), Werke, die sich durch edle Sprache, Wahrheit des Gefühls, originelle Behandlung und Mannigfaltigkeit der Stoffe auszeichnen.

3) Klara, Schauspielerin, geb. 27. April 1844 in München, trat 1862 zuerst in Bamberg als Jungfrau von Orléans auf, sodann in derselben Rolle auf dem Münchener Hoftheater und nahm darauf ein Engagement in Ulm an, ging 1865 an das neue Aktientheater in München, dessen Direktion ihr Lehrer Christen übernommen hatte, nahm später ein Engagement am Leipziger Stadttheater an, kehrte aber schon nach Jahresfrist nach München zurück, wo sie 1868–74 dem Hoftheater angehörte. Von hier aus hat die Künstlerin fast auf allen namhaften Theatern gastiert. 1876 vermählte sie sich mit ihrem Lehrer, dem Münchener Hofschauspieler Christen (s. d.). Sie blendete durch außergewöhnlich kraftvolle Mittel des gewaltigen Organs und der machtvollen Gestalt; doch fehlte es ihrem Spiel an Innerlichkeit und an geistiger Beseelung. Ihre Hauptrollen sind: Medea, Iphigenie, Maria Stuart, IsabellaBraut von Messina«), Brunhild (in Hebbels »Nibelungen«), Elisabeth (in Laubes »Essex«), Gräfin Orsina, Sappho, Judith, Penthesilea und Thusnelda (in Halms »Fechter von Ravenna«), Donna Diana u. a. Z. hat auch mehrere Lustspiele und Einakter, darunter »Flirten« (Münch. 1895), »Falscher Verdacht« (das. 1897), »Der Türmer von St. Peter« (das. 1897) und »Mucki« (das. 1904) verfaßt. Sie lebt verwitwet in München. Vgl. Mayerhofer, Klara Z. (Bamb. 1887).

4) Theobald, philosoph. Schriftsteller, geb. 9. Febr. 1846 zu Göppingen in Württemberg, studierte in Tübingen Theologie und Philosophie, wurde später Repetent am Gymnasium in Heilbronn und am Stift in Tübingen, Gymnasiallehrer in Winterthur, Baden-Baden, 1882 Konrektor des protestantischen Gymnasiums in Straßburg, habilitierte sich hier 1884 zugleich an der Universität und erhielt 1886 eine ordentliche Professur der Philosophie daselbst. Er schrieb: »In Sachen des Straußschen Buches. Der alte und der neue Glaube« (Schaffh. 1874); »Studien und Studienköpfe aus der neuern und neuesten Literaturgeschichte« (das. 1877); »Republik oder Monarchie? Schweiz oder Deutschland?« (Bonn 1877); »Lehrbuch der Logik« (das. 1876, 2. Aufl. 1881); »Geschichte der Ethik« (das. 1881–86, 2 Bde.); »Sittliches Sein und sittliches Werden« (Straßb. 1890); »Die Fragen der Schulreform« (Stuttg. 1891); »Die soziale Frage eine sittliche Frage« (das. 1891, 5. Aufl. 1895); »Religion und Religionen« (das. 1893); »Das Gefühl« (4. Aufl., das. 1908); »Geschichte der Pädagogik« im 1. Band von Baumeisters »Handbuch der Erziehungs- und Unterrichtslehre« (Münch. 1895, 2. Aufl. 1904); »Der deutsche Student am Ende des 19. Jahrhunderts« (9. Aufl., Leipz. 1904); »Die geistigen und sozialen Strömungen des 19. Jahrhunderts« (2. Aufl., Berl. 1901); »Friedrich Nietzsche« (das. 1900); »Allgemeine Pädagogik«, 6 Vorträge (in der Sammlung »Aus Natur und Geisteswelt«, 2. Aufl., Leipz. 1905) und »Schiller« (ebenda, 1905); die Biographie »David Friedrich Strauß« (1. Teil, Straßb. 1908). Z. beteiligt sich lebhaft in liberalem, positivistischem Sinne an den sozialen und religiösen Tagesfragen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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