Yucătan

Yucătan

Yucătan, Halbinsel des nördlichen Mittelamerika (s. Karte »Mexiko«), die in Rechteckgestalt zwischen dem Golf von Campeche und dem Golf von Honduras vorspringt, durch die Yucatanstraße von Cuba geschieden wird und 175,000 qkm umfaßt. An der niedrigen, von Sand- und Korallenbänken umgebenen Küste zieht sich im N. eine Reihe von Lagunen hin, die zur Salzgewinnung dienen; in die Südwestküste dringt die Laguna de Terminos ein, in die Ostküste, die von mehreren Inseln (Cozumel, Turneffe Cays) begleitet wird, die Baien Ascension, Espiritu, Chetumal und der Golfo Amatique. Der Boden besteht aus Tertiärkalk, ist eben und wird nur hier und da von Hügelketten durchzogen, die sich bis 400 m erheben. An Flüssen fehlt es im nördlichen Teile der Halbinsel ganz, weil die Trockenzeit sehr ausgeprägt ist und das Wasser in die Tiefe versickert. Dagegen sind merkwürdige Naturbrunnen (cenotes, bis 60 m tief) häufig, ebenso unterirdische Flußläufe und große Höhlen; desgleichen oberflächliche seichte Tümpel und Teiche (akalches und aguadas), die sich in der Regenzeit bilden, um später meist wieder vollständig auszutrocknen. Viele Seen sind bittersalzig. Das Pflanzenkleid des Bodens ist spärlich und besteht vorwiegend aus niedrigem Gestrüpp und Buschwerk. Das Klima gehört zu den heißesten zwischen den Wendekreisen, ist aber im allgemeinen gesund; nur an der Küste treten Fieber (Gelbfieber) auf. Politisch gehört der größte Teil der Halbinsel den mexikanischen Staaten Y. und Campeche. Der Süden entfällt auf Britisch-Honduras und Guatemala.

Der gleichnamige, zur Republik Mexiko gehörige Staat, die größere westliche Hälfte der Halbinsel, ist 91,201 qkm groß mit (1900) 309,652 Einw. (3,4 auf 1 qkm), überwiegend reine Indianer vom Stamme der Maya (s. d.), die sich noch heute der Mayasprache bedienen und Landbau (Mais, Sisalhanf [1904: 66 Mill. Mk.], Tabak, Zuckerrohr, Piment, Früchte) vornehmlich in den fruchtbaren Ebenen zwischen dem Meer und den Hügeln betreiben. Im S. Yucatans liefern ausgedehnte Wälder Bau- und Farbholz, Vanille und Drogen. Metalle finden sich nirgends; am Meeresstrand gewinnt man Salz und graue Ambra; sehr ergiebig ist die Fischerei. Der Kunstfleiß der Yucateken liefert hauptsächlich Gewebe von Baumwolle, Wolle und Pila, irdene Gefäße und Flechtwerk aus Palmblättern und Agavefasern. Die von Merida und Campeche ausgehenden Eisenbahnen haben eine Länge von 1364 km. Hauptstadt ist Merida. – Die Küste der Halbinsel Y. wurde zuerst 1506 von Diaz de Solis und Pinzon berührt, die nach einer westlichen Durchfahrt suchten. Nachdem Cordoba und Grijalba 1517/18 hier Spuren höherer Gesittung entdeckten, bezeichnete Y. vorübergehend die ganze mittelamerikanische Kulturzone, bis die Eroberung von Mexiko durch Cortes Aufklärung brachte. In dessen Auftrage begann 1527 Montejo die Eroberung des eigentlichen Y. Um 1540 wurde als erste größere Niederlassung Campeche gegründet; 1541 unterwarf sich der letzte Nachkomme der Herrscher von Mayapan, Tutul Xiu, worauf seine Hauptstadt Mani verfiel. Die Indianer sanken unter dem Druck der Spanier nach und nach in ihre jetzige Armut und Unkultur. Als Glied des mexikanischen Staatenbundes lag Y. mit der Bundesregierung in beständigem Streit, und die durch Santa Anna bedrohte Selbständigkeit des Staates hatte 1841 dessen Ablösung und Unabhängigkeitserklärung zur Folge. Doch schloß es sich im Kriege Mexikos gegen die Union wieder an ersteres an. 1850 brach ein blutiger Aufstand der Indianer gegen die Weißen aus, und mehrere Jahre wütete der Vernichtungskrieg mit steigender Erbitterung fort. Während dieser Zeit erklärte sich Y. von neuem für unabhängig und trennte sich 1861 in die beiden Staaten Y. und Campeche mit den Hauptstädten Merida und Campeche. Erst 1868 ward es der Botmäßigkeit Mexikos wieder unterworfen. Die alten Bauwerke, die sich auch in das angrenzende Gebiet von Chiapas erstrecken und von den Vorfahren der Maya herrühren, lenkten schon 1524 die Aufmerksamkeit Cortez' auf sich, sind aber erst seit 1787 von europäischen Gelehrten (Charnay, Maudslay, T. Maler) genauer untersucht worden. Die berühmtesten sind die bei Uxmal, 80 km südwestlich von Merida gelegenen, dann die von Chichen-Itza, Kabah, Ake, Izamal u. a. Vgl. Cogolludo, La historia de Y. (Madr. 1687; Campeche u. Merida 1842–45, 2 Bde.); Ancona, Historia de Y. hasta nuestros dias (Madr. 1878–80); die Reiseberichte von Norman (1844), Stephens (deutsch, Leipz. 1854); Charnay, Les anciennes villes du nouveau monde (Par. 1884); Le Plongeon, Y., its ancient places and modern cities (Brooklyn 1887); R. Andree, Teobert Maler und seine Erforschung der Ruinen Yucatans (Braunschw. 1895). S. auch Amerikanische Altertümer, S. 435.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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