Wucht

Wucht

Wucht (lebendige Kraft, Bewegungsenergie, kinetische Energie), die einem bewegten Körper innewohnende Fähigkeit, Arbeit zu leisten, d. h. einen entgegenwirkenden Widerstand zu überwinden. Wird z. B. ein Körper lotrecht aufwärts geworfen, so überwindet er den Widerstand der ihm entgegenwirkenden Schwere und leistete dabei eine Arbeit, die gleich ist dem Produkt aus der entgegenwirkenden Kraft und der Höhe, bis zu der er emporgestiegen ist. Angenommen, der Körper werde mit einer Geschwindigkeit von 9,8 m emporgeworfen, so steigt er, bis seine Geschwindigkeit erschöpft ist, 4,9 m hoch. Ist dieser Körper nun 1 kg schwer, so hat die ihm mitgeteilte Anfangsgeschwindigkeit ihn befähigt, den Widerstand von 1 kg auf 4,9 m Weglänge zu überwinden oder eine Arbeit von 4,9 Meterkilogrammen zu leisten. Wird dem Kilogramm die doppelte Anfangsgeschwindigkeit von 19,6 m erteilt, so erreicht er die vierfache Höhe, nämlich 19,6 m, vermag also mit der doppelten Geschwindigkeit eine viermal so große Arbeit zu verrichten. Die dem bewegten Körper innewohnende Arbeitsfähigkeit oder seine W. ist dem Quadrat seiner Geschwindigkeit proportional. Wenn der aufwärts geworfene Körper 2 kg schwer ist, so wird die bei seiner Hebung geleistete Arbeit natürlich verdoppelt, wiegt er 3 kg, so wird sie verdreifacht sein etc.; die W. des geschleuderten Körpers ist demnach auch seinem Gewicht oder auch seiner Masse proportional. Man könnte demnach die W. eines bewegten Körpers unmittelbar durch das Produkt aus seiner Masse und dem Quadrat seiner Geschwindigkeit ausdrücken, da aber die so erhaltenen Zahlen immer doppelt so groß ausfallen wie die entsprechenden Arbeitsgrößen, so drückt man jetzt die W. oder »lebendige Kraft« eines bewegten Körpers durch das halbe Produkt seiner Masse mit dem Quadrat seiner Geschwindigkeit aus. Man erhält so in Meterkilogrammen die Arbeit, die der bewegte Körper bis zur völligen Erschöpfung seiner Geschwindigkeit zu leisten vermag. Nachdem der emporgeworfene Körper seine größte Höhe erreicht hat, fällt er wieder zurück und besitzt, unten angekommen, wieder dieselbe Geschwindigkeit und demnach auch die nämliche W., mit der er vorher emporstieg. Indem aber die Schwerkraft den Körper nach abwärts in Bewegung setzt, hat sie den Widerstand zu überwinden, mit dem die träge Masse des Körpers der Beschleunigung widerstrebt, und leistet eine Arbeit, die gleich ist dem Produkt aus Schwerkraft und Fallhöhe, also gleich der W., mit welcher der Körper unten anlangt. Die Arbeit, welche die Kraft leisten mußte, um den Körper in Bewegung zu setzen, ist sonach ungeschmälert in dem bewegten Körper als dessen W. enthalten, sie ist gleichsam in ihm aufgespeichert, stets bereit, in Überwindung eines Widerstandes als gleich große Arbeitsleistung wieder verausgabt zu werden. Vgl. Effusion und Energie.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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