Weinbergschnecke

Weinbergschnecke

Weinbergschnecke (Herrenschnecke, Helix pomatia L., s. Tafel »Schnecken II«, Fig. 3), eine Art der sehr artenreichen Gattung Schnirkelschnecke (Helix) aus der Gruppe der Lungenschnecken, mit großem, bauchigem, gelblichem oder bräunlichem Gehäuse, findet sich besonders in hügeligen Gegenden mit Buschwerk und Gras, wo sie gegen schwere Unbilden der Witterung und übermäßige Hitze geschützt ist, gräbt sich im Herbst, am liebsten unter Moos, 15–30 cm tief ein und verschließt dann ihr Gehäuse mit einem Kalkdeckel. Im April oder Mai kommt sie hervor, frißt junge Gräser und Kräuter und wird oft, z. B. in den Weinbergen, sehr schädlich. Im Mai oder Juni begatten sich die zwitterigen Weinbergschnecken und legen ihre Eier von 6–7 mm Durchmesser, die eine feste kalkige Schale besitzen, zu je 60–80 in eine mit dem Vorderkörper in die Erde gegrabene Grube, die sie dann wieder mit lockerer Erde füllen. Die Entwickelung dauert etwa 26 Tage. Die W. lebt in Mitteleuropa, ist in Süd- und Mitteldeutschland überall häufig und findet sich hier auch im Diluvium, in Norddeutschland nur an bestimmten Orten, namentlich in der Nähe von Häusern, was in den Nachbarländern Deutschlands von den Ostseeprovinzen bis England noch deutlicher hervortritt und für eine Einführung in historischer Zeit (wahrscheinlich durch Mönche) spricht, zumal die W. seit alten Zeiten in Süd- und Mitteldeutschland, besonders zur Faschings- und Fastenzeit, eine beliebte Speise bildet. Zwar spielte sie früher eine viel größere Rolle (Ulm verschickte jährlich etwa 4 Mill. Schnecken bis nach Wien), wird aber auch jetzt noch in der Schweiz und im württembergischen Donaukreis in großen Mengen gesammelt und bis zu ihrer Eindeckelung in Schneckengärten mit Gemüseabfällen und Kleie gefüttert, um im Spätherbst in Fässern zu je 5000 Stück nach dem Elsaß, Frankreich und der Schweiz versandt zu werden. Auch in Oberschwaben wird die W. allgemein gegessen. In Südeuropa, besonders in Italien, werden andre Arten Helix vom Volke gegessen; auch im Altertum schätzten und züchteten die Römer verschiedene Schnecken in eignen Behältern (cochlearia). Vgl. Schneider, Die W. (3. Aufl., Bern 1903); Streich, Die Schneckenzucht (Heilbr. 1903).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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