Wörth [2]

Wörth [2]

Wörth, 1) Stadt im bayr. Regbez. Unterfranken, Bezirksamt Obernburg, am Main und an der Staatsbahnlinie Aschaffenburg-Miltenberg, 135 m ü. M., hat 2 kath. Kirchen, Synagoge, ein Schloß (jetzt Holzwarenfabrik), ein altertümliches Rathaus, ein Rettungs- und Waisenhaus, Schiffbau, Ziegelei, Steinhauerei, Schiffahrt und (1905) 1880 Einw., davon 55 Evangelische und 22 Juden. – 2) Flecken mit städtischer Verfassung im bayr. Regbez. Oberpfalz, Bezirksamt Regensburg, unweit der Donau und an der Eisenbahn Stadtamhof-W., hat 2 kath. Kirchen, ein Schloß des Fürsten von Thurn und Taxis (ehemals häufig Residenz der Bischöfe von Regensburg), eine Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder, Amtsgericht, Forstamt und (1905) 1584 Einw.; seit 1898 führt der Fürst von Thurn und Taxis den Titel »Herzog von W.«-3) (W. am Rhein) Dorf im bayr. Regbez. Pfalz, Bezirksamt Germersheim, an einem alten Rheinarm, Knotenpunkt der pfälzischen Eisenbahnlinien Winden-Maximiliansau und Germersheim-Lauterburg, hat eine evang. Kirche, Fischerei und (1905) 2167 Einw. – 4) Stadt und Kantonshauptort im deutschen Bezirk Unterelsaß, Kreis Weißenburg. an der Sauer und der Eisenbahn Walburg-Lembach, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein schönes Denkmal der dort gefallenen Bayern auf dem Militärfriedhof, ein Denkmal des Kaisers Friedrich, ein Denkmal für die Gefallenen von der dritten Armee und viele andre kleinere Denkmäler auf dem Schlachtfeld, Amtsgericht, Rotgerberei, eine Ölmühle. Bierbrauerei, Ziegelbrennerei, Holzhandel und (1905) 1066 Einw., davon 333 Katholiken und 38 Juden. W. gehörte früher zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg und ist durch die Schlacht vom 6. Aug. 1870 (bei den Franzosen Schlacht von Reichshofen) denkwürdig. Mac Mahon, der sein 1. Korps und eine Division des 7. Korps zur Verfügung hatte, wollte nach dem Gefecht von Weißenburg der dritten deutschen Armee den Marsch durch die Vogesen verwehren, benutzte eine sehr günstige Verteidigungsstellung längs des Sauerbachs, begrenzt von den Dörfern Nehweiler im Norden, Morsbronn und Eberbach im Süden, während Fröschweiler und Elsaßhausen starke Stützpunkte für das Zentrum bildeten. Der Kronprinz von Preußen war mit der dritten deutschen Armee (s. Deutsch-französischer Krieg, S. 756) 5. Aug. an die Selz vorgerückt und beabsichtigte 6. Aug. eine engere Konzentration nach vorwärts. Mit Tagesanbruch entspannen sich mehrere Gefechte zwischen den Vortruppen und den Franzosen, die wieder abgebrochen wurden, schließlich aber doch zu einer größern Schlacht führten, da das 5. Korps unter v. Kirchbach W. besetzt und zunächst vergeblich die Höhen westlich der Stadt angegriffen hatte, so daß ein Rückzug den Eindruck einer Niederlage gemacht haben würde, den man vermeiden mußte. Das 11. Korps versprach dem 5. Korps seine Mitwirkung, und auch von dem 2. bayrischen Korps war ein neuer Angriff gegen den linken Flügel zu erwarten. Um diese Zeit (1 Uhr mittags) traf der Kronprinz auf dem Schlachtfeld ein und übernahm die Leitung. Das 5. Korps im Zentrum erstürmte und behauptete, allerdings unter Aufbietung aller Kräfte und unter großen Verlusten, den Höhenrand über W. gegen Fröschweiler zu. Dabei gerieten die Truppen durcheinander, aber auch die Franzosen hatten große Verluste erlitten. Währenddessen hatte zwischen 12 und 1 Uhr das 11. Korps den Albrechtshäuser Hof und Morsbronn den Franzosen entrissen. Als es dann mit einer Rechtsschwenkung gegen den Niederwald vorgehen wollte, wurde die aus Morsbronn sich entwickelnde Infanterie von der Kürassierbrigade Michel und einem Lancierregiment angegriffen, vernichtete aber beinahe die französische Reiterei mit einem wirksamen Schnellfeuer. Auch ein Vorstoß französischer Infanterie auf den Albrechtshäuser Hof ward abgewiesen, und der rechte französische Flügel ganz in den Niederwald zurückgeworfen. Auch dieser wurde nach heftigem Kampf genommen und in raschem Anlauf, unterstützt durch den linken Flügel des 5. Korps, das wichtige Dorf Elsaßhausen erstürmt. So war der rechte französische Flügel völlig eingedrückt und die Verbindung mit dem 5. Korps hergestellt. Die Franzosen versuchten vergeblich Elsaßhausen wiederzuerobern. Zur Unterstützung des 11. Korps trafen jetzt (nach 3 Uhr) bei Elsaßhausen die Württemberger ein. Auf dem rechten Flügel des 5. Korps waren die Bayern unter heftigen Kämpfen vorgedrungen und auf Fröschweiler (s. d.) vorgerückt. Dieses Dorf, der beherrschende Punkt der französischen Stellung, ward um 4 Uhr nach hartnäckiger Verteidigung durch die von allen Seiten heranstürmenden Truppenteile des 11. und 5. Korps, der Bayern und Württemberger erstürmt. Was nicht im Dorf gefangen wurde, eilte in regelloser Flucht auf den Straßen nach Reichshofen und Niederbronn, wo die Division Lespart vom französischen 5. Korps die Flüchtigen aufnahm, soweit sie nicht von den verfolgenden Truppen der beiden deutschen Flügelkorps gefangen genommen wurden. Die Dunkelheit machte der Verfolgung ein Ende, bei der auch Reichshofen und Niederbronn in deutsche Hände fielen. Die Franzosen setzten ihren Rückzug auf Zabern und die Vogesen in größter Eile die Nacht hindurch fort und legten so große Strecken zurück, daß die mehr gegen Bitsch zu verfolgende deutsche Kavallerie die Fühlung mit ihnen verlor. So wurde das Gros der französischen Armee gerettet. Die französische Armee verlor 8000 Tote und Verwundete, 9000 Gefangene, 1 Adler und 33 Geschütze, die deutsche 489 Offiziere und 10,153 Mann (davon das 5. Korps allein 5440 Mann).

Karte zur Schlacht bei Wörth (6. August 1870).
Karte zur Schlacht bei Wörth (6. August 1870).

Vgl. »Der deutsch-französische Krieg 1870/71«, Heft 3 (Generalstabsbericht, Berl. 1873); Klein (Pfarrer in Fröschweiler, s. Klein 8), Fröschweiler Chronik (24. Aufl., Nördling. 1906); Matthäi, Ein Gang über das Schlachtfeld von W. (Straßb. 1895); Kunz, Die Schlacht bei W. in Einzeldarstellungen (Heft 13–18 der »Kriegsgeschichtlichen Beispiele«, Berl. 1902–04), dazu Mohr, Die Schlacht bei W. (Gießen 1908); Regensberg, W., eine Schilderung der Schlacht (Stuttg. 1907).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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