Vitalismus

Vitalismus

Vitalismus, die Annahme besonderer Kräfte, die nur in den lebenden Organismen wirken, und deren Besonderheiten gegenüber den unbelebten Körpern bedingen. Nachdem die durch Stahl begründete Lehre von einer das Geschehen im Organismus regelnden Lebenskraft mehrere Jahrzehnte hindurch die organischen Naturwissenschaften beherrscht hatte, erhielt sie einen starken Stoß durch den zuerst von Wöhler geführten Nachweis, daß sich Verbindungen, die normalerweise nur im lebenden Körper entstehen, auch außerhalb desselben synthetisch darstellen lassen. Der Darstellung des Harnstoffes durch Wöhler (1828) sind seitdem zahlreiche Synthesen andrer Verbindungen, die sonst nur als Produkte lebender Organismen bekannt sind, gefolgt. Durch den bereits in vielen Fällen gelungenen Nachweis, daß im Organismus sich abspielende Vorgänge auf physikalischen und chemischen Prozessen beruhen, wurde der V. mehr und mehr verdrängt und machte einer mehr mechanistischen Erklärung derselben Platz. In neuerer Zeit hat er jedoch wieder Anhänger gefunden, die in der Zweckmäßigkeit (s. d.) des Baues der Organismen einen gewichtigen Grund gegen die rein mechanistische Auffassung der Lebensvorgänge erblicken (s. Neovitalismus).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Vitalismus — (neulat.), Lehre von der Lebenskraft (s.d. und Neovitalismus) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Vitalismus — Vi|ta|lịs|mus 〈[ vi ] m.; ; unz.〉 Lehre, dass allem organ. Leben eine besondere, über die physikal. chem. Vorgänge hinausgehende Lebenskraft innewohne [<frz. vitalisme „Lehre vom Lebensprinzip, Vitalismus“ <lat. vitalis „Leben spendend,… …   Universal-Lexikon

  • Vitalismus — Vi|ta|lịs|mus 〈 [vi ] m.; Gen.: ; Pl.: unz.; Philos.〉 Lehre, dass allem organischen Leben eine besondere, über die physikal. chem. Vorgänge hinausgehende Lebenskraft innewohne [Etym.: <frz. vitalisme <lat. vitalis »Leben spendend,… …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Vitalismus — Vi|ta|lis|mus der; <zu ↑...ismus> naturphilos. Richtung, die ein immaterielles Prinzip od. einen eigenen substanziellen Träger alles Lebendigen annimmt …   Das große Fremdwörterbuch

  • Vitalismus — Vi|ta|lịs|mus, der; (philosophische Lehre von der »Lebenskraft«) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Neovitalismus — Vitalismus (lat.: vita Leben) ist jene Lehre, die als Grundlage alles Lebendigen eine Lebenskraft (vis vitalis) als eigenständiges Prinzip annimmt, um das Besondere des Lebens zu betonen. Es wird ein Wesensunterschied zwischen Organischem und… …   Deutsch Wikipedia

  • Vis vitalis — Die Vorstellung einer Lebenskraft wurde als Gesundheits und Krankheitskonzeption von Christoph Wilhelm Hufeland Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts differenziert beschrieben. Hufeland nahm Elemente aus dem Animismus oder Psychodynamismus …   Deutsch Wikipedia

  • Vitalität — Die Vorstellung einer Lebenskraft wurde als Gesundheits und Krankheitskonzeption von Christoph Wilhelm Hufeland Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts differenziert beschrieben. Hufeland nahm Elemente aus dem Animismus oder Psychodynamismus …   Deutsch Wikipedia

  • Дрищ — Ганс Дриш Ганс Дриш (нем. Hans Adolf Eduard Driesch) (28 октября 1867, Бад Кройцнах (Bad Kreuznach) южная Германия (хайдеггеровские места) 16 апреля 1941, Лейпциг). Биолог, разрабатывал новое поколение витализма, духовную проблематику …   Википедия

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