Valencĭa [2]

Valencĭa [2]

Valencĭa, 1) (V. del Cid) Hauptstadt des ehemaligen Königreichs V. und der gleichnamigen span. Provinz (s. oben), liegt am rechten Ufer des Guadalaviar (Turia), 4 km vor seiner Mündung in das Mittelländische Meer (Golf von V.), in der fruchtbaren, wohlbewässerten Huerta von V., an den Eisenbahnlinien Madrid-V., V.-Barcelona, V.-Utiel, V.-Liria, V.-Betera, V.-Rafelbuñol, V.-Alberique und V.-Grao, hat zwei von der ehemaligen Stadtmauer erhaltene, von Türmen flankierte Tore (Torres de Serranos und de Cuarte), enge Straßen, unregelmäßige Plätze, darunter die Plaza del Mercado, fünf steinerne Brücken über den Fluß und mehrere Anlagen, darunter die Alameda und Glorieta. Unter den Gebäuden zeichnen sich aus: die gotische. Kathedrale, an der Stelle eines Dianentempels erbaut, 1238 geweiht, 1262–1482 umgebaut, im Innern dreischiffig, mit einer Kuppel über der Vierung und einem 46 m hohen achteckigen Glockenturm (El Miguelete, 1381–1418), der eine prachtvolle Aussicht gewährt; die Kapelle de Nuestra Señora de los Desamparados, die Kirche Santa Catalina (1688) nebst zierlichem Glockenturm, die ehemalige Tempelherrenkirche El Temple; ferner das ehemalige Dominikanerkloster, der erzbischöfliche Palast (früher Getreidehalle), die Audiencia (im Renaissancestil, 1510), die gotische Lonja (1482–88, jetzt Seidenbörse), das ehemalige Zollhaus (von 1760, jetzt Tabakfabrik), das große Teatro Principal, mehrere Privatpaläste u. a. V. hat Denkmäler König Jakobs I. von Aragonien (1891) und des Philosophen de Vivés (1880). Die Stadt zählt (1900) 213,550 Einw. Die Industrie ist durch eine königliche Tabakfabrik (3600 Arbeiter, meist Frauen), Seidenspinnereien, Fabriken für Seidenstoffe und Samt, Tuch, Handschuhe, Fächer, Eisen- und Bronzewaren, Glas- und Tonwaren (insbes. Azulejos, s. d.) sowie durch Mühlen vertreten. Der Handel ist sehr lebhaft. Der Hafen befindet sich in der Vorstadt Villanueva del Grao, an der Mündung des Guadalaviar, mit Seebädern (auch in der Vorstadt El Cabañal oder Pueblo nuevo del Mar). Er ist durch Baggerung in neuer Zeit bedeutend verbessert worden und mit Molen, Schienengleisen, Kais und zwei Leuchttürmen versehen. Den Verkehr mit dem Ausland besorgten 1904: 890 ein- und 1471 auslaufende Schiffe von 654,622, bez. 1,202,180 Ton.; den Küstenhandel 1903: 1205 ein- und 1062 auslaufende Schiffe von 611,314, bez. 634,111 Ton. Die Einfuhr aus dem Auslande hatte 1904 einen Wert von 58,9 Mill.,. die Ausfuhr einen solchen von 73,5 Mill. Pesetas. Die wichtigsten Artikel sind in der Einfuhr: Weizen (7,4 Mill. Pesetas), chemische Produkte, Fässer, Guano und andre Dungmittel, Tabak, Kohle, Ölsaat, Stockfisch; in der Ausfuhr: Wein (23,8 Mill. Pesetas), Orangen (16), Zwiebeln (8,8) und andre Gemüse, Reis, frische Früchte, Spirituosen, Weinstein, Safran, Cacahuetes und Rosinen. V. hat eine Universität (seit 1410) mit einer Bibliothek (50,000 Bände) und reichhaltigem Botanischen Garten, eine Kunstakademie, ein Priester- und ein Lehrerseminar, eine Industrie- und eine Handelsschule, eine erzbischöfliche Bibliothek (10,500 Bände), ein Museum (im Kloster del Carmen) mit ca. 1500 Gemälden, hauptsächlich der valencianischen Schule (Ribalta, Ribera, Juanes u. a.), eine Strafanstalt (Presidio, für 1500 Gefangene), ein großes Spital (1100 Betten), ein Armenhaus und andre Wohltätigkeitsanstalten. V. besitzt den größten Stiergefechtzirkus Spaniens. Es ist Sitz des Generalkapitäns von V. und Murcia, des Gouverneurs, eines Erzbischofs, eines Appellationsgerichts und eines Handelsgerichts sowie mehrerer Konsulate, darunter auch eines deutschen. V. ist Geburtsort des Grafen Moncada, des Dichters Castro u. a. – V. ward 138 v. Chr. von D. Brutus im Gebiete der Edetaner angelegt und mit hierher verpflanzten Lusitanern bevölkert. Zu Ende des 5. Jahrh. n. Chr. kam es an die Westgoten, nach dem Fall des westgotischen Reiches aber geriet es 715 unter die Herrschaft der Mauren. Anfangs bildete das jetzige Königreich V. eine Provinz des Reiches von Cordoba; als jedoch das Reich der Kalifen zerfiel, machte sich Muzeik, der Statthalter von V., 1031 unabhängig. Seitdem war V eins der maurischen Königreiche Spaniens. 1094 ward die Stadt vom Cid erobert, fiel aber nach dessen Tode wieder in die Hände der Mauren, bis Jakob I. von Aragonien sie 1238 eroberte; 1319 wurde V. dauernd mit Aragonien vereinigt. 1609 litt die Stadt und Umgegend sehr durch die Vertreibung der Morisken. 1706 landeten hier die Engländer und Holländer, worauf sich Stadt und Königreich für Karl III. erklärten. Im spanischen Unabhängigkeitskrieg von 1808–13 stand V. zuerst gegen die Franzosen auf und hielt sich bis 1811. Am 9. Jan. 1812 wurde die Stadt von Suchet genommen. Vgl. Diago, Anales del reyno de V (Valencia 1613); Teixidor, Antiguedades de V. (das. 1895, 2 Bde.); Piles Ibars, Valencia árabe (das. 1901); Casañ y Alegre, Coleccion de documentos para la historia del reino de V. (das. 1894 ff.). – 2) (Früher Nueva V. del Rey) Hauptstadt des Staates Carabobo in Venezuela, in trefflich angebauter Gegend, 38 km südwestlich vom Hafen Puerto Cabello, mit dem es durch Eisenbahn verbunden ist, und westlich vom Tacariguasee (s. Valenciasee), 495 m ü. M., hat breite Straßen, ein Lehrerseminar und gegen 40,000 Einw., die Fabrikation von Wollwaren, landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen, Anbau von Zuckerrohr und Kaffee sowie lebhaften Handel betreiben. V. ist Sitz eines deutschen Konsuls.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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