Berkeley [2]

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Berkeley (Berkley, spr. börklì), 1) George, engl. Philosoph, geb. 12. März 1684 zu Kilkrin in Irland, gest. 23. Jan. 1753 in Oxford, studierte seit 1699 in Dublin, ward 1707 Fellow des Trinity College daselbst, 1721 Hofprediger des Statthalters in Irland, Herzogs von Grafton, 1724 Dechant von Derry. In den Besitz eines bedeutenden Vermögens gelangt, machte er den Vorschlag, auf den Bermudainseln zur Bekehrung der Wilden eine Lehranstalt zu errichten, schiffte sich 1728 mit mehreren Gleichgesinnten nach Rhode-Island ein, um die Sache in Gang zu bringen, mußte jedoch, da die erwarteten Summen ausblieben, mit Aufopferung eines bedeutenden Teiles seines Vermögens unverrichteter Sache zurückkehren. Auf die Fürsprache der Königin Karoline wurde er 1734 zum Bischof von Cloyne ernannt. In seiner der modernen Physiologie des Gesichtsorgans vorarbeitenden »Theory of vision« (1709) unterschied er zuerst das wirklich Empfundene und dessen Auslegung und unterstützte die Gesichts-durch die Tastwahrnehmung. Seine philosophischen Hauptschriften sind: »Treatise on the principles of human knowledge« (1710; hrsg. von Collyns Simon, Lond. 1878; deutsch von Überweg, 3. Aufl., Leipz. 1900); »Three dialogues between Hylas and Philonous« (1713; deutsch von Richter, Leipz. 1901); »Alciphron, or the minute philosopher« (1732). Berkeleys Philosophie ist als Idealismus oder Immaterialismus zu bezeichnen; sie knüpft an Lockes Empirismus an, indem sie wie dieser die vermeintlich objektiven Eigenschaften der Dinge (Farbe, Geruch, Geschmack etc.) für subjektive Folgen der Beschaffenheit unsrer Sinnesorgane erklärt, da es ohne Auge keine Farben, ohne Ohr keine Töne und Geräusche geben würde. Aber sie erklärt nicht bloß die sogen. sekundären, sondern auch die sogen. primären Eigenschaften (Ausdehnung, Gestalt, Größe etc.) für solche, die nicht den Dingen selbst zukommen, sondern von dem wahrnehmenden Subjekt auf sie übertragen würden. Wenn das körperliche Ding nichts andres als die Summe seiner Eigenschaften ist, die Kirsche z. B. nichts weiter als der Inbegriff von Weichheit, Saft, Röte, Säure und Kugelform, und diese Eigenschaften sämtlich nicht außer, sondern nur im vorstellenden Subjekt als »Ideen« (Vorstellungen) desselben vorhanden sind, so existiert auch das körperliche Ding nicht außer dem Vorstellenden (als etwas Materielles), sondern nur in dem Vorstellenden (als Vorstellung im Geist) wirklich, d. h. das einzige, was wahrhaft existiert, ist nicht der ausgedehnte körperliche Stoff (Materialismus), sondern der (immaterielle) Geist und dessen (gleichfalls immaterielle) Ideen (Idealismus). Das ganze Sein der wahrgenommenen ausgedehnten Welt besteht eben nur in dem Wahrgenommenwerden: Esse est percipi. Der Grund der Ideen, soweit sie nicht von dem Vorstellenden selbst gemacht, sondern scheinbar von außen durch die Dinge demselben gegeben sind, kann nun, da außer immateriellen Geistern nichts existiert, nicht in einer Materie, sondern er muß in dem Willen eines dieselben dem Geiste des Vorstellenden inspirierenden überlegenen Geistes, in Gott als dem eigentlichen Urheber unsrer sinnlichen Vorstellungswelt gelegen sein. Die Wahrheit unsrer sinnlichen Erfahrungserkenntnis wird dadurch, daß sie unmittelbar von Gott kommt, gewährleistet, wie anderseits durch den Nachweis, daß außer immateriellen Geistern und deren Vorstellungen nichts wirklich existiere, der Materialismus von Grund aus beseitigt. Letzterer Umstand besonders hat Berkeleys Philosophie unter den Gegnern der materialistischen Strömung seiner Zeit und neuerlich wieder Anhänger verschafft, die, wie Collyns Simon, Shadworth Hodgson, Fraser u. a., deren immaterialistischen Charakter betonen. Berkeleys sämtliche Werke, mit Biographie von Arbuthnot, erschienen 1784 in 2 Bänden; vollständiger wurden sie herausgegeben von Fraser (mit Anmerkungen und Biographie, Oxf. 1871, 4 Bde.; neuer Abdruck), zuletzt von Sampson (mit Biographie von Balfour, das. 1897 ff.). Eine Biographie Berkeleys von Arbuthnot findet sich in der ersten Ausgabe seiner Werke. Vgl. Penjon, G. B., sa vie et ses œuvres (Par. 1878); Fraser, B. (in den »Philosophical classics«, Lond. 1881; neue Ausg. 1901).

2) George Charles Grantley Fitzhardinge jüngerer Sohn des fünften Grafen B., geb. 10. Febr. 1800, gest. 7. März 1881, anfänglich Militär, war 1832–52 Mitglied des Unterhauses. Aufsehen erregte seine Selbstbiographie: »My life and recollections« (Lond. 1864–66, 4 Bde.) durch die Aufklärungen über das Treiben der englischen Aristokratie. Außerdem schrieb er den Roman »Berkeley Castle« (1836, 3 Bde.) und »Anecdotes of the upperten thousand at home and abroad« (1867, 2 Bde.).

3) Miles Joseph, Botaniker, geb. 1803 in Biggin, gest. im Juli 1889 in Sibbertoft (Leicestershire), war Pfarrverweser in Margate, dann in Weldon, seit 1868 Geistlicher in Sibbertoft. Er schrieb: »Gleanings of British Algae« (Lond. 1833); »British Fungi« (1836–43, 4 Bde.); »Decades of Fungi« (1844–1856); »Introduction to cryptogamie botany« (1857); »Outlines of British fungology« (1860); »Handbook of British mosses« (1863); »Fungi, their nature, influence, uses, etc.« (mit Cooke, 1874). B. war auch Mitarbeiter an Griffiths »Micrographic Dictionary« (4. Aufl. 1883).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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