Trocknen

Trocknen

Trocknen (Austrocknen), eine Substanz von ihrem Wassergehalt befreien. Sehr wasserreiche Substanzen werden oft zunächst teilweise entwässert und dann erst vollständig getrocknet. Viele Körper verlieren beim Liegen an der Luft ihren Wassergehalt bis zu einem gewissen, von der Temperatur, der Feuchtigkeit der Luft, der Stärke des Luftwechsels und von ihrer eignen Beschaffenheit abhängigen Grade, sie werden lufttrocken und können durch Erhitzen oder andre Mittel vollständig getrocknet werden. Die meisten Körper nehmen nach vollständigem T. alsbald wieder aus der Luft Feuchtigkeit auf und folgen weiterhin den Schwankungen des Wassergehalts der Luft. Zum Entwässern benutzt man Pressen oder Walzen, die häufig mit Filz oder Kautschuk überzogen werden, und denen man das Material auf endlosem Sieb oder Tuch zuleitet. Zentrifugalmaschinen (Hydroextrakteure) werden zum Entwässern von Geweben, breiförmigen Substanzen etc. angewendet. Letztere verarbeitet man auch auf Filterpressen oder bringt sie auf ein geeignetes Filtermaterial, das auf einer Schicht von Schamottesteinen ruht, und verdünnt die unter letztern befindliche Luft (Vakuumfilter). Kristallinische Massen bringt man in konische, an der Spitze durchlöcherte Blechformen und stellt diese auf einen Nutschapparat. Letzterer besteht aus horizontal liegenden Röhren mit zahlreichen kleinen Stutzen, in welche die Spitzen der Formen luftdicht passen. Ist der ganze Apparat mit Formen bestellt, so wird er mit einer Luftpumpe in Verbindung gebracht, welche die zwischen den Kristallen befindliche Flüssigkeit absaugt. Bisweilen entwässert man breiartige Massen auf porösen Platten aus gebranntem Ton oder Gips, und in manchen Fällen kann man das Wasser durch Erhitzen verdampfen.

Zum T. an der Luft werden Gewebe ausgebreitet aufgehangen (Trockenmaschine, s. Tafel »Appreturmaschinen«, S. 1), aus knetbaren Massen formt man Ziegel, die auf Stellagen in lustigen Schuppen aufgestellt werden, Leimtafeln legt man auf Netze, die in Rahmen ausgespannt sind etc. Größere Sicherheit im Betriebe gewähren künstliche Trockenvorrichtungen. Ist Temperaturerhöhung ausgeschlossen, so ist man meist auf die Herbeiführung starken Luftwechsels, wie auf den Trockenböden oder durch Ventilatoren, beschränkt. Beim Arbeiten im kleinen benutzt man einen Exsikkator (s. d.).

Bei Anwendung von erhöhter Temperatur bleibt die Substanz oft unverändert an einer Stelle, wie z. B. in den Trockenstuben (Trockenkammern), in denen Gestelle angebracht sind, um sie bis zur Decke füllen zu können. Nahe am Boden liegen Dampfheizröhren und sind Öffnungen angebracht, durch die trockene Luft einströmt, während die feuchte Luft durch Öffnungen in der Decke abzieht. Zum Heizen benutzt man auch Röhren, die von abziehenden Feuerungsgasen durchströmt werden, heiße Luft, Kanäle mit eigner Feuerung etc. Bisweilen kann man auch die Feuerungsgase direkt zum T. benutzen, wie in den Holzdarröfen, die aus langen Kanälen zur Aufnahme des Holzes bestehen, vor denen die Feuerung angebracht ist. Pulverförmige Materialien werden häufig in Pfannen oder auf Herden aus Eisenblech, Kalksteinplatten od. dgl. getrocknet. Bei der Kastentrocknung bringt man die zu trocknende Substanz auf Horden, die den Boden eines Kastens bilden, leitet durch eiserne Röhren warme, trockene Luft unter die Horden, so daß dieselbe das zu trocknende Material durchströmt, und läßt sie über demselben durch die Esse entweichen. Sehr beschleunigt wird das T., wenn man die Verdampfung des Wassers und die Ableitung der gebildeten Dämpfe durch Anwendung einer Luftpumpe befördert. Man bringt die zu trocknende Substanz in luftdicht verschließbare eiserne Gefäße, erhitzt diese von außen durch Dampf und setzt sie dann mit einer Luftpumpe in Verbindung. Für das T. von Rübenschnitzeln, Biertrebern, Kartoffeln (s. Kartoffeltrocknung), Schlempe sind Trockenapparate konstruiert worden, die sich der Natur des zu trocknenden Stoffes anpassen. Exkremente werden im Vakuum zu dickem Brei eingedampft, den man durch langsam rotierende Bürsten auf mit Dampf geheizte kupferne Walzen in dünnen Lagen aufträgt. Während die Walzen sich langsam umdrehen, trocknet die Masse und wird durch andre kleine, mit Spitzen besetzte Walzen von der Trockenwalze abgelöst und in Pulver verwandelt. Zum T. von Salz dient ein Apparat aus sechs übereinander zwischen vier Säulen angebrachten hohlen und durch Dampf heizbaren Scheiben, durch die eine rotierende vertikale Welle hindurchgeht. An dieser Welle sind Rührapparate befestigt, die das Salz abwechselnd nach der Peripherie und der Mitte der Scheibe befördern, von wo es durch Löcher von einer Scheibe auf die andre gelangt. Außerdem rollt auf der dritten und der letzten Scheibe eine Walze, die Salzklümpchen zerkleinert. Dieser Apparat gestattet kontinuierliche Arbeit ebenso wie die Malzdarren mit mehreren Darrflächen, bei denen das Malz von der obersten allmählich auf die unterste und heißeste Darrfläche gelangt. Bei andern Trockenapparaten durchströmt heiße Luft einen langen Kanal, während die zu trocknende Substanz in Behältern, auf Wagen oder auf endlosen Tüchern oder Ketten durch den Kanal dem Luftstrom entgegengeführt wird und völlig getrocknet am heißesten Ende des Kanals anlangt. Bei andern Kanaltrockenanlagen bewegen sich die zu trocknenden Waren in der gleichen Richtung wie der Luftstrom, und wieder bei andern bleiben die Waren stets an gleicher Stelle, während die Luft mit stetig steigender Temperatur an ihnen vorbeistreicht. (Näheres s. Mauersteine, S. 452.) Gewebe werden auch über Walzen durch einen geheizten Raum geleitet, oder man leitet sie wie auch das Papier über hohle, durch Einleiten von Dampf erhitzte Walzen (Trockenmaschine, Dampftrockenmaschine). Derartige Walzen kann man auch zum T. von Pulver benutzen, wenn man dies auf endlosen Tüchern über die Walzen leitet. Zum T. von Flüssigkeiten genügt anhaltendes Erhitzen, wenn der Siedepunkt der betreffenden Flüssigkeit bedeutend höher liegt als der des Wassers. Flüchtige Flüssigkeiten destilliert man unter Anwendung von Rektifikatoren und Dephlegmatoren, wie sie zur Trennung des Alkohols vom Wasser in der Spiritusfabrikation benutzt werden. Zur Entfernung der letzten Spuren von Wasser behandelt man die Flüssigkeit mit hygroskopischen Substanzen, die nicht chemisch auf die Flüssigkeit einwirken dürfen. Am häufigsten benutzt man Chlorcalcium, gebrannten Kalk, wasserfreies kohlensaures Kali oder schwefelsaures Kupferoxyd, wasserfreie Oxalsäure, Phosphorsäureanhydrid etc. – Gase verlieren den größten Teil ihres Wassergehalts durch starkes Abkühlen in einer Röhrenleitung von hinreichender Länge. Wo dies nicht genügt, kann man sie durch Trockenröhren leiten, die mit porösem Chlorcalcium gefüllt sind, oder durch konzentrierte Schwefelsäure. Man befeuchtet mit letzterer auch Bimsstein, den man in Röhren füllt, oder läßt die Schwefelsäure in einem mit Koks gefüllten Turm in gleichmäßiger Verteilung herabfließen, während das Gas unten in den Turm eintritt und der Säure entgegenströmt. Vgl. Hausbrand, T. mit Luft und Dampf (2. Aufl., Berl. 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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