Transpiration der Pflanzen

Transpiration der Pflanzen

Transpiration der Pflanzen, die Wasserabgabe durch Verdunstung an ihrer Oberfläche. Die Transpiration ist in erster Linie ein physikalischer Vorgang, dessen Intensität einerseits von der Größe der verdunstenden Oberfläche, anderseits von der Wärme, dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft und ihrem Bewegungszustand abhängig ist. Die Organisation der Pflanze beeinflußt aber den Prozeß biologisch, insofern als die Bedeckung der Oberflächen mit einer Kork- oder Wachsschicht oder mit einer Behaarung (s. Hautgewebe), die Ausbildung von regulierbaren Spaltöffnungen in Verbindung mit einem Durchlüftungssystem (s. Durchlüftungsgewebe) hemmend oder fördernd auf den physikalischen Vorgang einwirkt. Für die Lebenserscheinungen der Pflanzen kommt die Transpiration insofern besonders in Betracht, als sie eine Energiequelle für die Wasserbewegung und damit für die Stoffwanderung im allgemeinen liefert (s. Ernährung der Pflanzen, S. 60). Außerdem macht sie die Pflanzen abhängig von dem Vermögen der Wurzel, aus dem Boden Wasser aufzunehmen. In wasserarmen Böden, in kalten, sauerstoffarmen Sumpfböden, in denen die Wurzel nur eine geringe Saugtätigkeit entwickeln kann, vermögen nur solche Pflanzen zu leben, bei denen die Transpiration durch besondere Organisationsverhältnisse auf ein Minimum reduziert ist. An Standorten mit stark schwankendem Feuchtigkeitsgehalt der Unterlage sind an oder in den dort gedeihenden Pflanzen häufig besondere Wasserspeicher (s. Speichergewebe) ausgebildet, aus denen der Transpirationsverlust während der Trockenzeit gedeckt werden kann. Unter Verhältnissen, in denen die Intensität der Transpiration der Wasserbewegung im Pflanzenkörper nicht genügt, tritt neben der Transpiration eine Ausscheidung flüssigen Wassers ein, die in der Regel durch besondere Organe (Hydathoden, s. d.) bewirkt wird. Die Menge des aus der lebenden Pflanze durch Transpiration abgegebenen Wassers beträgt bei einer Sonnenrose von ca. 2 m Höhe mehr als 1 Lit., bei einer freistehenden mittelgroßen Birke mit etwa 200,000 Blättern durchschnittlich 60–70 L., an einem heißen, trockenen Tage ca. 400 L. täglich. Ein Hektar Buchenhochwald gibt im Durchschnitt täglich 30,000 L. Wasser ab, ein Morgen mit Kohlpflanzen verdunstet in vier Monaten 2 Mill. L., ein solcher mit Hopfen 3–4 Mill. L. Wasser. Vgl. Burgerstein, Die Transpiration der Pflanzen (Jena 1904).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wasserhaushalt der Pflanzen — Unter dem Wasserhaushalt einer Pflanze werden alle Vorgänge und Abläufe zusammengefasst, die Pflanzen befähigen, an ihren jeweiligen Standorten mit dem vorhandenen Wasserangebot umzugehen. Der Begriff bezeichnet eine Schnittstelle zwischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernährung der Pflanzen — Ernährung der Pflanzen. Unter den Elementarstoffen, die durch chemische Analyse in der Pflanzensubstanz nachgewiesen werden können, treten in allen Fällen Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Transpiration — Unter Transpiration wird einerseits die Verdunstung von Wasser über die Spaltöffnungen in den Blättern der Pflanzen, andererseits die sichtbare Schweißabsonderung über die Schweißdrüsen (das Schwitzen) verstanden; ein exzessives Schwitzen wird… …   Deutsch Wikipedia

  • Transpiration — Hautausdünstung; Schwitzen; Diaphorese (fachsprachlich); Verdunstung; Verdampfung; Verflüchtigung * * * Tran|spi|ra|ti|on auch: Trans|pi|ra|ti|on 〈f. 20〉 1. das Transpirieren, Schweißabsonderung 2. Abgabe von Wasserdampf (von Pflanzen u. v …   Universal-Lexikon

  • pflanzen — pflan|zen [ pf̮lants̮n̩] <tr.; hat: (von Pflanzen) an vorgesehener Stelle in die Erde setzen: sie hat Bäume, Sträucher und viele Blumen in ihren Garten gepflanzt. Syn.: ↑ setzen. * * * pflạn|zen 〈V.; hat〉 I 〈V. tr.〉 etwas pflanzen zum Wachsen …   Universal-Lexikon

  • Transpiration — Tran|spi|ra|ti|on* die; <aus gleichbed. fr. transpiration zu transpirer, vgl. ↑transpirieren>: 1. Hautausdünstung, das Schwitzen (Med.). 2. Abgabe von Wasserdampf durch die Spaltöffnungen der Pflanzen (Bot.) …   Das große Fremdwörterbuch

  • Transpiration — Transpiration, Wasserdampfabgabe über oberirdische Pflanzenteile bei Cormophyten; geschieht in erster Linie über die ⇒ Spaltöffnungen (stomatäre T.), zu einem geringen Teil auch über die ⇒ Cuticula (cuticuläre T.); ist wesentlicher Bereich des ⇒… …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • Folgen der globalen Erwärmung für den Weinbau — Zu den Folgen der globalen Erwärmung gehört auch eine veränderte Pflanzenentwicklung. Auch die Rebe als wärmeliebende Pflanze ist davon betroffen. Die Folgen der globalen Erwärmung auf den Weinbau können sich positiv oder negativ und dabei… …   Deutsch Wikipedia

  • Cuticula (Pflanzen) — Die Cuticula der Pflanzen ist ein wachsartiger Überzug, der nur von Epidermiszellen[1] in Blättern, jungen Sprossen und anderen, der Luft ausgesetzten Geweben ohne Periderm gebildet wird. Durch ihre hydrophoben Eigenschaften verringert sie… …   Deutsch Wikipedia

  • Auswirkungen der Klimaveränderung auf den Weinbau — Alle Standortfaktoren können das Gedeihen der Pflanzen ermöglichen oder beeinträchtigen. Sonne (Strahlung), Wasser, Boden (Mineralstoffe) und Lage stellen die räumliche Umwelt der Pflanzen dar. Wie jede Kulturpflanze verlangt die Rebe spezielle… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”