Tonnen

Tonnen

Tonnen (Bojen), schwimmende Seezeichen zur Bezeichnung der Ränder eines Fahrwassers, also der Kanten unter der Wasseroberfläche liegender Untiefen (Sandbänke, Risse, Klippen). Die Betonnung (das Auslegen von T.) erfolgt in den deutschen Küstengewässern nach der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 31. Juli 1887. Vor die Eingänge zu den Fahrwassern von See aus werden große Bakentonnen (Fig. 1 u. 2) gelegt. Bakentonnen sind schwimmende Körper mit bakenartigem Aufbau. Zu ihnen gehören die Heul-, Leucht- und Glockentonnen. Die Heultonnen (automatischen Signalbojen, Heulbojen) sind mit einer Heulpfeife versehen, die bei der Auf- und Abwärtsbewegung der Tonne auf der Wasserwelle selbsttätig in Wirksamkeit tritt und auch nachts, bei nebeligem und dickem Wetter den Schiffer auf dieselbe aufmerksam macht. Über Leuchttonnen s. d. Die Glockentonne (Fig. 3) trägt ein Gerüst mit einer Glocke und zwei leicht bewegbaren Hämmern, die bei Seegang in Schwingungen geraten und gegen die Glocke schlagen. Die Fahrwasser werden von See aus »einkommend« an der Steuerbordseite (rechts) mit roten Spierentonnen, an der Backbordseite (links) mit schwarzen spitzen T. bezeichnet. Die Spierentonnen (Fig. 4 u. 5) haben über Wasser die Form einer Spiere (dicke Stange oder Balken). Spitze T. (Fig. 6) sind über Wasser kegelförmig gestaltet; stumpfe T. (Fig. 7) haben über Wasser die Form eines Zylinders, dessen obere Fläche abgeplattet ist. Sie werden zuweilen an Stelle der Spierentonnen verwendet.

Fig. 1–9. Verschiedene Tonnen.
Fig. 1–9. Verschiedene Tonnen.

Zur Bezeichnung von Untiefen in der Fahrwassermitte dienen Kugeltonnen; sie zeigen über Wasser (die Form unter Wasser kommt für die Bedeutung der T. nicht in Betracht) die Form einer Halbkugel (Fig. 8). Faßtonnen haben die Gestalt eines Fasses (Fig. 9) oder eines Zylinders, dessen gewölbte Fläche nach oben gekehrt ist; sie werden zur Bezeichnung von Wracken benutzt. Die T. werden aus vernieteten Eisenblechen, selten noch aus Holz hergestellt und durch schwere Ankerketten und Anker festgelegt. Die Größe der T. und ihres Ankergeschirrs ist abhängig vom Strom, Eisgang, Wassertiefe und Beschaffenheit des Grundes. Untiefen außerhalb des Fahrwassers werden mit weißen Spieren- oder Bakentonnen bezeichnet, deren Toppzeichen je nach ihrer Lage verschieden sind, und zwar erhalten T. nördlich von der Untiefe zwei Kegel, die Spitzen nach oben; südlich von der Untiefe zwei Kegel, die Spitzen nach unten; östlich davon zwei Kegel, die Grundflächen aneinander; westlich davon zwei Kegel, die Spitzen aneinander. T. auf einer Untiefe tragen eine Trommel (Zylinder) als Toppzeichen. Telegraphenkabel werden mit grünen Kugeltonnen mit der weißen Aufschrift »Telegraph« oder »T« bezeichnet. Grenzen von Quarantäneankerplätzen werden mit gelben spitzen, stumpfen oder Faßtonnen bezeichnet. Grenzen von Minen- oder Torpedoübungsplätzen, deren Befahren verboten ist, mit gelben Faßtonnen, die rote Fähnchen als Toppzeichen haben. Die Winterbetonnung ist überall da, wo Eisgang die T. beschädigen kann, bedeutend einfacher als die Sommerbetonnung. Die Reichsaufsicht über die Betonnung der deutschen Küsten übt das Reichsmarineamt durch die Küstenbezirksämter (s. d.) aus.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • 600-630-Tonnen-Typ — 600/630 Tonnen Typ …   Deutsch Wikipedia

  • Bremer Tonnen- und Bakenwesen — Bremer Tonnenbojer vor der Bremer Bake im Hohe Weg Watt Das Bremer Tonnen und Bakenwesen war die Organisationsstruktur, die im Auftrag der Stadt Bremen seit (spätestens) dem frühen 15. Jahrhundert das Auslegen, Aufstellen und Unterhalten von …   Deutsch Wikipedia

  • 1500-Tonnen-Typ — 1500 Tonnen Typ …   Deutsch Wikipedia

  • Tausend Tonnen Obst — war eine Punkband aus der DDR. Sie wurde 1988 in Ost Berlin gegründet und gehörte zu den sogenannten anderen Bands, also der zunächst staatlicher Repression ausgesetzten, später zunehmend tolerierten alternativen Musikszene der DDR. Die Band… …   Deutsch Wikipedia

  • Heidelberger Tonnen — Heidelberger Tonnen, zur Abfuhr der Exkremente benutzte Tonnen; s. Exkremente, S. 215 …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Leere Tonnen geben grossen Schall. — См. Пустая бочка пуще гремит …   Большой толково-фразеологический словарь Михельсона (оригинальная орфография)

  • Kohle/Tabellen und Grafiken — Braunkohle: 10 Staaten haben einen Anteil von rund 77 % an der Weltförderung. Deutschlands Anteil beträgt 18,4 % …   Deutsch Wikipedia

  • Chronik der Nuklearkatastrophe von Fukushima — Die Chronik der Nuklearkatastrophe von Fukushima schildert den Ablauf der Ereignisse im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi (Fukushima I) ab dem 11. März 2011 und deren Folgen im Zeitverlauf. Alle Uhrzeiten sind in japanischer Ortszeit angegeben …   Deutsch Wikipedia

  • Güterwagen der geschweißten Bauart — Die Güterwagen der geschweißter Bauart wurden von der Deutschen Reichsbahn von 1933 bis etwa 1945 entwickelt und gebaut. Mit Einführung der Schweißtechnologie im Jahre 1933 wurden fast alle Wagenteile durch Schweißung und nicht mehr durch Nieten… …   Deutsch Wikipedia

  • WISMUT Objekt 09 — Das Objekt 09 war als selbständige Struktureinheit innerhalb der SAG/SDAG Wismut direkt der Hauptverwaltung unterstellt. Das Grubenfeld des Objektes 09 im Raum Niederschlema Aue Alberoda hatte eine Ausdehnung von ca. 22 km2 und wurde durch… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”