Togo

Togo

Togo (hierzu Karte »Togo und Nachbarländer«), deutsche Kolonie in Westafrika am Atlantischen Ozean (Sklavenküste) zwischen der britischen Kolonie Goldküste (W.), Französisch-Dahomé (O.) und Französisch-Westafrika (N.) bis zum 11.° nördl. Br. reichend, 87,200 qkm (größer als Brandenburg und Schlesien), mit etwa 2 Mill. Einw., unter denen (1905) 224 Europäer (216 Deutsche, von denen 63 Beamte, 44 Kaufleute, 4 Pflanzer und 26 Missionare; Frauen gab es 31). Von dem nur 52 km langen, niedrigen Küstenstreifen aus unterscheidet man binnenwärts vier Landschaftsgürtel. Die Strandzone besteht aus sonniger, fast pflanzenloser Nehrung (mit furchtbarer Brandung), auf der die Handelsplätze Lome, Bagida, Porto Seguro, dahinter Togo und weiter östlich Anecho (Klein-Popo) liegen. Ihr folgen Strandlagunen (meist 1 km breit und 3 m tief), die, durch die Küstenflüsse aufgestaut, von diesen allmählich ausgefüllt werden; die größte ist die Togo- (Avon-) Lagune mit den Flüssen Haho und Sio, während weiter im W. der Todjië und Volta (die Westgrenze zum Teil bildend) auf britischem Gebiet mündet. der Mono im O. entlang der Grenze gegen Dahomé fließt. Binnenwärts folgt dann hinter einem Steilrand (5–15 m) eine von mehreren steilen Bergreihen durchzogene Savannenebene, die langsam ansteigt. Sie endet vor einem von NO. nach SW. streichenden, früher Aposso oder Obossum (s. d.; auch Opossum) genannten Gebirge (500–800 m), das, sehr alt, aus Quarzit (auch der sogen. rote Sandstein ist verwitterter Quarzit) und steil ausgerichteten Glimmerschiefern besteht und eine reiche Humusdecke trägt. Hauptfluß ist der weitverzweigte Volta (s. d.). Das Klima ist tropisch feucht, aber nicht zu regenreich in der Küstenzone; heißtrocken im Innern (Grenze bei Kete-Kratschi am Volta), aber mit großen jährlichen Unterschieden; dort mit 26° (Maximum 35°, Minimum 20°), hier 23,7° im Jahresmittel. Die beiden Regenzeiten (März bis Juni und September bis November) liefern für die Küste 580, im Gebirge 1300 mm Regenmenge (hier mit 150–200 Gewittertagen). In den Trockenzeiten ist die Wasserarmut im Innern sehr empfindlich, an der Küste tritt die Malaria bösartig auf; dazu wehen im Oktober Tornados (von O. kommend) mit großer Heftigkeit; im Innern, bei Bismarckburg (710 m) in der Landschaft Adeli und Salaga (770 m; s. d., seit 1899 englisch), ist das Klima gesünder. Die Flora ist an der Küste durch Dorngebüsch und die (durch Portugiesen eingeführte) Kokospalme vertreten, das Hügelland sehr reich an Ölpalmen (wichtigster Baum der Kolonie) und Fruchtbäumen, mit Anbau von Kassaven, Mais, Bataten und Ananas, dazu bedeckt mit Rohr, übermannshohem Gras und Buschdickicht; in der Savanne trifft man Baobabs und Wollbäume. Im Innern gewinnt man Kautschuk und baut Yams, Reis, Pfeffer, Tabak und in besondern Kulturen (vier Plantagenunternehmungen) Kakao, Kaffee, Tee, Baumwolle, Sesam und Kola (bebaute Fläche 1904 bis 1905: 163 Hektar). Auch Erze sind neuerdings entdeckt worden, so Eisenerz bei Banjeli (Tagebau), titanhaltiges Magneteisen, ferner Graphit, Bleiglanz, Schwefel- und Kupferkies. Die Fauna weist die reißenden Tiere Afrikas auf, sowie den Elefanten, Büffel, Antilopen, Affen, Flußpferde, Krokodile, ferner (Sumpf- und Wasser-) Vögel, besonders Tauben, und Fische (in den Lagunen) sowie Insekten. Haustiere sind Rinder, Ziegen, Geflügel, im Innern Pferde (zwei Arten), Schafe (vier Arten), Schweine, Esel und Maulesel. Die Bevölkerung (Togo, Agotima, Mina, Ewe, Haussa, Aschanti u. a.) treibt an der Küste fast durchweg Handel, im Innern viel und sorgfältig Ackerbau; auch fertigt man zahlreiche Gefäße (s. Tafel »Rauchgeräte I«, Fig. 16), Leder und Zeuge. Über die Sprachen des Togogebiets handelt Christaller im 1. und 2. Bande der »Zeitschrift für afrikanische und ozeanische Sprachen« (1895); zum Selbstunterricht: Seidel, Togosprachen (Dresd. 1904). Sklavenhandel wird nicht mehr getrieben, Haussklaven werden gut behandelt. Die aus Binsen geflochtenen Hütten sind rund oder viereckig, in jedem Dorf aber gleichförmig gebaut und, wie Straßen und Plätze, sehr rein gehalten. Jedes Dorf enthält eine Gerichtshalle, ein Palaver- und ein Fetischhaus. Im äußersten Norden hat der Islam Anhänger gewonnen. In T. arbeiten vier Missionen: die Norddeutsche und die Baseler, die katholische und die wesleyanische. Regierungsschulen sind in Lome und Sebevi mit (1905) 46, bezw. 92 Schülern. Handel und Pflanzungskultur (Kokospalme, Kaffee, Gummibaum, Kola, Baumwolle) sind in stetem Wachsen. Es besteht eine Ackerbauschule in Nuatjä. 1906 betrug die Einfuhr (mit Geld) 6,432,812 Mk., die Ausfuhr 4,199,336 Mk. Es arbeiteten 1905 in T. 14 Pflanzungsgesellschaften und 29 Handelsfirmen. Eingeführt werden namentlich Spirituosen, Tabak, Eisen und Baumwollenstoffe, ausgeführt Palmkerne (3,434,172 kg), Palmöl (469,071 kg), Gummi, Baumwolle (1934 dz für 165,000 Mk.), Kakao (286 dz für 22,000 Mk.), Kautschuk (133,970 kg für 1,160,555 Mk.), Schibutter, Mais, Elfenbein u. a. An dem Handel von T. war 1906 das Mutterland mit 55 Proz. der Einfuhr und 63 Proz. der Ausfuhr beteiligt. Der Schiffsverkehr (die Woermannlinie, zwei französische, zwei englische) war 1905: 247 Dampfer von 419,261 (deutsche: 160 mit 292,532) Ton. Die wichtigsten Ortschaften sind: Lome (5800 Einw.), Sebevi (100), Porto Seguro, Anecho (2600), Tschamba (20,000), Bafilo (15,000), Basari (10,000), Sansanne-Mangu (9000), Agulu (9000), San Sugu (4000), Kpandu (3000), Sokodé (4000), Paratau (5000 Einw.), Kete-Kratschi (8–9000; s. d. und Salaga). Um den Handel des Hinterlandes zu heben und andre Absatzgebiete zu schaffen, wurde von der Küste eine breite Karawanenstraße, die Küstenbahn Lome-Anecho und die Inlandbahn Lome-Palime, wo 1907 eine landwirtschaftliche Ausstellung stattfand (1905 bis Noëpe, 1906 vollendet) angelegt. Die Einkünfte und Ausgaben der Kolonie balancieren für 1907/08 mit 2,073,340 Mk.; eines Reichszuschusses bedarf T. nicht mehr. Es bestehen Postanstalten in Lome, Anecho und Agome Palime, die zugleich den Telegraphen- und Telephonbetrieb leiten. T. ist über Dahomé und Goldküste an das Weltkabel angeschlossen und gehört dem Weltpostverein an. In T. erscheint auch jetzt eine deutsche amtliche Zeitung. Sitz der Regierung ist Lome. Dies und Anecho sind Bezirksämter. Stationen: Misahöhe, Atakpame, Kete-Kratschi, Sokodé-Basari und Mangu-Yendi. Die Polizeitruppe zählt 16 farbige Unteroffiziere und 506 Soldaten. – T., 5. Juli 1884 unter deutschen Schutz gestellt, wurde vielfach durchforscht: 1862 von Hornberger, 1887–1888 von Henrici und Burgi, 1888 von L. Wolf, der bis Borgu vordrang, und von v. François, der über Salaga bis Gurunsi reiste, 1890–92 von Kling und Büttner zwischen dem obern Volta und Mono, 1894 bis 1895 von Gruner, der über Borogung und Gurma den Niger bei Say erreichte und Verträge mit dem Oberhäuptling von Gurma u. a. abschloß und so eine gleichzeitig dies Gebiet von Dahomé aus bereisende französische Expedition unter Decoeur überholte. Unruhen im Hinterlande, welche die Sicherheit des Handelsbetriebes schwer störten, machten wiederholt, besonders 1897–98 Strafexpeditionen und die Errichtung neuer Regierungsstationen notwendig. Die Abkommen vom 9. Juli 1897 mit Frankreich (Gewinn des Monodreiecks) und vom 14. Nov. 1899 mit England (Aufteilung des bisher neutralen Gebiets von Salaga) gaben T. seine heutigen Binnengrenzen, deren endgültige Festlegung durch eine besondere deutsch-französische und deutsch-englische Kommission erfolgte. Vgl. Zöller, Das Togoland (Stuttg. 1885); Henrici, Das deutsche Togogebiet (Leipz. 1888); Klose, T. unter deutscher Flagge (das. 1899); Schwester J. Wittum, Unterm roten Kreuz in Kamerun und T. (Heidelb. 1899); Wohltmann, Bericht über seine Togoreise (Berl. 1900); Busse, Vegetationsbilder: Das südliche T. (Jena 1906); Sprigade, Karte von T., 1:200,000, 10 Blätter (Berl. 1902 ff.); s. auch Artikel »Kolonien«.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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