Täfelwerk

Täfelwerk

Täfelwerk (Täfelung, Intabulation, Boisage, Boiserie, Verbretterung), Bekleidung von Wänden und Decken mit Brettern. Im einfachsten Falle sind die Bretter schlicht und glatt, werden durch Falzung oder Nutung zu »Tafeln« verbunden und erhalten nur zu ihrer Befestigung, soweit diese nicht an oder zwischen den Deckenbalken erfolgt, einfassende oder teilende Leisten. Bei reicherer Ausführung wird das T. »in Füllungen gesetzt« oder unter Anwendung von kastenförmigen Teilungen an den Decken und von gliedernden Gesimsen, Pfosten etc. an den Wänden zu komplizierten Bildungen gestaltet. Vorteilhaft befestigt man das T. in einem Abstand von 1,5–2,5 cm von der Wandfläche und schützt es durch Firnisse oder Ölanstriche. Die Holzbekleidung ganzer Wände, die besonders im Mittelalter, aber auch in spätern Stilperioden, so in der Renaissance, im Rokoko, üblich war, wird in der Gegenwart meist auf die untern Teile der Wände beschränkt (Brüstungen, Lambris, Paneel). Zur künstlerischen Durchbildung des Täfelwerks dient neben schlichter Bemalung die Kantenprofilierung der Bretter sowohl als der teilenden und einfassenden Leisten, Balken etc. Dann treten Gesimsprofile, gegliederte Pfosten und allerhand sonstiges Architekturwerk hinzu; Schnitzerei, eingelegte Arbeit, reiche Bemalung, Vergoldung beleben Füllungen und Strukturgerüst des Täfelwerks, Möbel und allerhand Hausrat (Schränke, Truhen, Bänke, Standuhren, Waschschränkchen etc.) werden in das T. eingebaut und ermöglichen so die reichste Durchbildung eines Raumes. Treffliche Beispiele mittelalterlicher Täfelungen bieten z. B. Nürnberg, die Feste Koburg, vor allem Deutsch-Tirol in seinen Burgen, Schlössern, Klöstern etc. Aus der Renaissancezeit ist zahlloses T. erhalten; Basel, Bremen, Lübeck, Augsburg, Zürich bewahren besonders bekannte Beispiele. Ein Zedernzimmer besitzt neben sonstigen gewöhnlichen, in der Regel mit Ölfarbe deckend gestrichenen und in der bekannten Weise verzierten T. fast jedes Rokokoschloß. Vgl. Fink, Der Bautischler (Leipz. 1867–69, 2 Bde.); Issel, Wandtäfelungen und Holzdecken (das. 1890); Paukert, Die Zimmergotik in Deutsch-Tirol (das. 1889–1907, 9 Hefte).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Tafelwerk — Tafelwerk, soviel als Parquet …   Herders Conversations-Lexikon

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  • Täfelwerk — Täfelungen an der Ostwand des Friedensaals im Historischen Rathaus Münster Mit Täfelung (auch Tafelwerk, Täfelwerk, Vertäfelung, Getäfel, schweiz.: Täferung oder Täfer) wird die hölzerne Wand oder Deckenverkleidung von Innenräumen und die in der… …   Deutsch Wikipedia

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  • Tafelwerk (Buch) — Die Logarithmentafel als Teil eines Tafelwerkes Als Tafelwerk wird eine Sammlung von Formeln und Tabellen unter anderem für die wissenschaftlichen Bereiche Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Informatik und Astronomie bezeichnet. Zusätzlich… …   Deutsch Wikipedia

  • Tafelwerk Nürnberg — 49.46111111111111.110833333333 Koordinaten: 49° 27′ 40″ N, 11° 6′ 39″ O Das Tafelwerk Nürnberg war ein Eisenwalzwerk, gegründet von Julius Tafel. Es war einer der großen Industriekomplexe in Nürnberg und das ehemals… …   Deutsch Wikipedia

  • Täfelwerk, das — Das Täfelwêrk, des es, plur. inusit. die aus Tafeln, d.i. zusammen geleimten Bretern, bestehende zierliche Bekleidung des Fußbodens und der Wände; die Täfelung, im Nieders. Panele, Engl. Pannel …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Tafelwerk — Ta|fel|werk 〈n. 11; unz.〉 = Täfelung (2) * * * Ta|fel|werk, das: 1. ↑Täfelung (2). 2. überwiegend aus Tafeln (2 b) bestehendes Buch …   Universal-Lexikon

  • Tafelwerk — Ta|fel|werk …   Die deutsche Rechtschreibung

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