Sz'tschwan

Sz'tschwan

Sz'tschwan, größte und reichste Provinz Chinas, im W. des Reiches, begrenzt im W. von Tibet, im N. von Kansu und Schensi, im O. von Honan, Hupé und Hunan, im Süden von Kweitschou und Yünnan, 566,000 qkm mit 45,200,000 Einw. Der wichtigste und weitaus volkreichste Teil ist das von Richthofen wegen der Erfüllung mit roten Sandsteinen so genannte »Rote Becken«, das bei etwa 250,000 qkm Größe im W. und N. von steil aufsteigenden hohen Gebirgen eingeschlossen und im SW. ungefähr vom Mittellauf des Yangtsekiang begrenzt wird, während auch im NO. höheres Bergland (Tapaschan) angrenzt. Der Boden des Roten Beckens besteht aus mesozoischen, das umgebende Gebirge aus ältern Schichten Im Grenzgebirge gegen Kansu und Tibet, wo die Gebirgssysteme der sinischen Richtung, des Tsinlingschan und der hinterindischen Ketten (s. China, S. 35) zusammentreffen, erreichen die Pässe und Gipfel sehr bedeutende Meereshöhen; der Forschung bleibt hier noch viel zu tun. Das Rote Becken liegt 900–1200 m ü. M. Die westlichen Gebirge erreichen 6–7000 (Gambu 7700) m, die nördlichen über 5000 m Gipfelhöhe. Besonders zu nennen ist noch der heilige »Götterberg« Omischan (3380 m) mit einem gewaltigen Absturz von 2400 m. Der Yangtsekiang durchströmt die Provinz ungefähr längs ihres südöstlichen Randes und empfängt von links die Hauptströme des Roten Beckens, den Minkiang (mit dem Tungho) und den Tokiang, ferner den reichverzweigten Kialing-kiang, von rechts (aus Kweitschóu) den Wukiang. Der Minkiang, der als eigentlicher Oberlauf des Yangtsekiang (Takiang) zu betrachten ist, bildet in der Schwemmlandebene von Tschöngtufu ein ungewöhnlich verzweigtes und auch künstlich erweitertes Netz von Wasseradern, von dem auch der Tokiang ausgeht. Außerhalb dieser Ebene ist die Schiffahrt auf den tief eingeschnittenen Flüssen oft durch Stromschnellen erschwert, besonders auf dem Yangtsekiang, der zwischen Regen- und Trockenzeit Schwankungen des Wasserspiegels von 20 m und mehr erfährt. Das Klima ist im Roten Becken ausgezeichnet (Tschungkingfu: Jahresmittel der Temperatur 18,1°, Minimum 8,5°, Maximum 26,8°; die Regenmenge ist etwa 1100 mm mit Maxima im Mai und September). Die klimatischen Verhältnisse begünstigen in diesem Gebiet eine üppige subtropische Vegetation und ermöglichen 2–3 Ernten. Man baut Weizen, Gerste, Reis, Hirse, Kartoffeln, Zuckerrohr, Tabak, Mohn (zur Opiumgewinnung), Hanf, Ramie etc. und sehr viel Tee, dessen geringere Sorten zu Ziegeltee verarbeitet und dann durch Träger nach Tibet eingeführt werden. Weitverbreitet ist die Seidenzucht die namentlich in der Gegend von Kiatingfu ein hochwertiges Erzeugnis liefert. Massenhaft wird auch das Öl des Tungbaums ausgeführt; besonders geschätzt ist das weiße Insektenwachs (Pela). Haustiere sind außer zahllosem Geflügel Rinder, Schweine und Pferde. Der Metallreichtum ist sehr groß, wird aber noch wenig verwertet. Kohle ist in den Schichten des Roten Beckens weit verbreitet, aber meist nicht sehr gut. Berühmt und höchst ertragreich sind die Salzbrunnen, die seit Jahrhunderten eine starke Sole, außerdem ein natürliches Gas, auch Petroleum liefern. Die Einfuhr ausländischer Waren über Tschungking wurde für 1902 auf fast 12,9, die Ausfuhr chinesischer Waren auf 8,6 Mill. Taels angegeben, von letztern fielen 2,8 Mill. auf Opium. Die Bevölkerung, von der in der Ebene von Tschöngtufu (6200 qkm) allein gegen 4 Mill. Menschen wohnen, ist von allen Chinesen die liebenswürdigste und höchstgebildete. Die Zahl der katholischen und protestantischen Christen (China Inland Mission) wird auf 10,000 angegeben. Die gebirgigen Teile der Provinz werden noch von unabhängigen Stämmen (Sifan, Mantse, Lolo) bewohnt. Die Hauptstadt ist Tschöngtufu (s. d.). Große Städte sind ferner: am Yangtsekiang Suifu und Tschungkingfu (dem Fremdhandel geöffnet), Kiatingfu am Minkiang, Yatschoufu am westlichen Gebirgsrand, Pauningfu und Suitingfu im NO.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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