Stufenbahn

Stufenbahn

Stufenbahn (Gehbahn), Vorrichtung zur Bewältigung großen binnenstädtischen Personenverkehrs, bei der das Auf- und Absteigen der Fahrgäste an jedem Punkte der Bahn während der Fahrt erfolgen kann, so daß diese keine Unterbrechung erleidet. Zu diesem Zweck werden zwei, drei oder mehr endlose, in geschlossenem Kreislauf stetig sich bewegende Plattformen unmittelbar nebeneinander gelegt; die erste soll langsam, jede folgende mit vergrößerter Geschwindigkeit umlaufen, so daß das Aufsteigen auf die erste und das Übersteigen auf die folgenden Plattformen nur mit einer jedesmal geringen Bewegungszunahme erfolgen kann, die durch einige Schritte vorherigen Entlanggehens (bez. Rückwärtsgehens) bequem und gefahrlos gewonnen werden kann. Die letzte, am schnellsten umlaufende Plattform kann verbreitert und mit Sitzbänken bestellt werden. Jede Plattform kann (Fig. 1, S. 144) aus einer geschlossenen Kette von Wagen bestehen und, von der Nachbarkette unabhängig, mit ihrer eignen Geschwindigkeit laufen. Der Höhenunterschied kann durch verschiedene Höhenlage der Gleise auf ein geringes Maß herabgemindert oder auch ganz vermieden werden. Die Wagenkette kann beliebig geführt werden, auch so, daß auf eine längere Strecke die beiden entgegengesetzten Richtungen unmittelbar nebeneinander liegen und nur an beiden Enden der Strecke kleine Kehrkurven (z. B. von 20 m Krümmungshalbmesser) angebracht werden. In solcher Weise war eine S. mit zwei Plattformen von 1018 m Länge (davon 294 m in den beiden Endschleifen) 1893 auf der Weltausstellung in Chicago und dann 1896 auf der Berliner Gewerbeausstellung im Betriebe.

Fig. 1. Querschnitt einer Stufenbahn.
Fig. 1. Querschnitt einer Stufenbahn.

Der Bewegungsvorgang war jedoch hierbei ein anderer: nur eine Kette von 351 Wagen bewegte sich auf einem Gleise von 1,15 m Spurweite; auf den Achsen der Wagen ruht, seitwärts ausgekragt (Fig. 2), die eine Plattform P von 0,81 m freier Breite. Oben auf den Rädern der Wagen läuft jederseits eine linealartige, seitwärts etwas biegsame Eisenschiene, und diese trägt die zweite mit Querbänken B bestellte Plattform P1. Da sich der oberste Punkt eines rollenden Rades doppelt so schnell fortbewegt als dessen Achse, so müssen die obern Eisenschienen und mit ihnen die zweite Plattform P1 genau die doppelte Geschwindigkeit annehmen wie die erste. Um das Übersteigen von dem festen Bahnsteig F auf die erste Plattform P zu erleichtern, sind an deren Rande Pfosten p zum Festhalten angebracht.

Fig. 2 Querschnitt einer Stufenbahn.
Fig. 2 Querschnitt einer Stufenbahn.

Zehn von den (zweiachsigen) Wagen waren mit elektrischem Antrieb versehen. Bei etwa 7500 Sitzplätzen kann eine solche Bahn eine gewaltige Verkehrsmenge, wie kein andres der bisherigen Verkehrsmittel, bewältigen. Dabei haben sich in Berlin die Betriebskosten als außerordentlich gering, die Anlagekosten dagegen als sehr hoch erwiesen. Man hat vorgeschlagen, durch Stufenbahnringe an Stelle der Haltestellen der New Yorker Hochbahn Zugänge zu dieser zu schaffen, die es ermöglichen würden, die Züge der Hochbahn während voller Fahrt zu besteigen, so daß ihre Leistungsfähigkeit außerordentlich gesteigert werden könnte; dieser Plan ist aber nicht zur Ausführung gekommen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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