Spanner [2]

Spanner [2]

Spanner (Geometridae, Phalaenidae), Familie der Schmetterlinge, Insekten mit schmächtigem, zartem Körper, großen, breiten, meist matt und trübe gefärbten, in der Ruhe flach ausgebreiteten Flügeln, borstenförmigen, häufig gekämmten Fühlern, schwach entwickelter Rollzunge und meist wenig hervortretenden Tastern, ruhen am Tag an versteckten Orten und fliegen des Nachts. Den Raupen fehlen die vordern Bauchfußpaare, und sie haben infolgedessen einen eigentümlichen spannen messenden Gang, wobei sie eine Schleife nach oben bilden; sie ruhen auch oft in dieser Stellung oder halten sich nur mit den Afterfüßen an einem Zweige fest und strecken ihren dünnen, glatten Körper frei in die Luft (s. Tafel »Mimikry«, Fig. 10). Sie verpuppen sich in einem lockern Gespinst über oder in der Erde, auch wie die Tagfalter oder ohne Gespinst in der Erde. Man kennt gegen 1800 Arten aus allen Weltteilen, von denen viele bei massenhaftem Auftreten schädlich werden. Der große Frostspanner (Frostschmetterling, Blatträuber, Waldlindenspänner, Hibernia defoliaria L., s. Tafel »Gartenschädlinge I«, Fig. 4), 4–4,5 cm breit, auf den weißgelben Vorderflügeln mit zwei sattbraunen Binden und rotgelben Flecken, zuweilen ganz rotgelb, auf den Hinterflügeln weißlich, schwärzlich bestäubt, fliegt im Oktober und November, vorherrschend im mittlern und südöstlichen Deutschland. Das ungeflügelte, ockergelbe, schwarz gefleckte Weibchen steigt am Stamm empor, wird hier befruchtet und legt 400 Eier einzeln oder in kleinen Gruppen an Knospen von Obstbäumen, Buchen, Eichen, Birken, welche die lichtgelbe, auf dem Rücken rotbraun gestreifte und braunköpfige Raupe während ihrer Entfaltung ausfrißt. Sie verpuppt sich im Juli in einer mit wenigen Seidenfäden ausgekleideten Erdhöhle. Der kleine Frostspanner (Blütenwickler, Obst-, Winterspanner, Reifmotte, Larentia [Cheimatobia, Acidalia] brumata L., s. Tafel »Gartenschädlinge I«, Fig. 3), 2–2,4 cm breit, auf den Vorderflügeln licht graugelb, sein gewässert und mit dunklern Wellenlinien gezeichnet, auf den Hinterflügeln weißlichgelb mit schwarzen Randpünktchen, fliegt im November und Dezember. Das graue Weibchen, das zum Fliegen untaugliche Flügelstümpfe mit dunkler Querbinde besitzt, legt seine Eier an die Knospen von Obstbäumen, Eichen, Buchen etc., auch an Rosen; die gelblichgrüne Raupe, mit zwei weißen Rückenlinien und hellbraunem Kopf, erscheint im ersten Frühjahr, bespinnt die Knospen, die sie ausfrißt, und ist der gefährlichste Feind für unsre Obstbäume. Sie verpuppt sich im Juni in einem losen Kokon flach unter der Erdoberfläche. Als Gegenmittel benutzt man fußtiefes Umgraben des Bodens um die Baumstämme, Anlegen von Papierringen um den Stamm, die mit Brumataleim bestrichen sind, gut anschließen und von Oktober bis Dezember klebrig erhalten werden müssen, um das am Stamm aufsteigende Weibchen zu fangen. Der Kiefernspanner (Föhrenspanner, Spanner, Fidonia piniaria L., s. Tafel »Forstinsekten I«, Fig. 3), 3,5 cm breit, mit schwarzbraunen Flügeln, die beim Männchen ein hellgelbes oder weißliches, beim Weibchen ein hochrotgelbes Mittelfeld besitzen, fliegt im Mai und Juni im Kiefernwald und legt seine Eier besonders im Stangenholz an die Nadeln. Die gelblichgrüne Raupe, mit weißem Mittelstrich, dunkeln Seitenstreifen und gelben Streifen über den Füßen, erscheint im Juli, frißt den Stumpf der zur Hälfte abgebissenen Nadeln und verpuppt sich im Oktober unter Moos und Streu am Fuße des Baumes. Als Gegenmittel ist nur das Aufsuchen der Puppen erfolgreich. Der Stachelbeerspanner (Harlekin, Zerene grossulariata L.), 4 cm breit, mit goldgelbem, schwarzfleckigem Leib, weißen, schwarz gefleckten Flügeln, von denen die vordern an der Wurzel gelb sind und zwischen zwei Punktreihen eine goldgelbe Mittelbinde besitzen; er fliegt im Juli und August, das Weibchen legt die Eier in kleinen Gruppen an die Blätter von Stachel- und Johannisbeersträuchern, Pflaumen-, Aprikosenbäumen, Weiden, Kreuzdorn. Die oberseits weiße, schwarz gefleckte, unterseits dottergelbe Raupe erscheint im September, überwintert unter Laub, frißt im nächsten Jahre bis Juni und verpuppt sich unter einigen Fäden an einem Blatt oder Zweig. Der Birkenspanner (Amphidasis betularia L.), 5 cm breit, milchweiß, schwarz gesprenkelt, findet sich überall in Europa, seine einem dürren Zweig ähnliche Raupe lebt auf Birken, Ebereschen und andern Laubhölzern, zieht aber die Eiche vor und verpuppt sich im September oder Oktober in der Erde. Der Schmetterling fliegt im Mai und Juni. Der Fliederspänner (Pericallia [Geometra] syringaria L., s. Tafel »Schmetterlinge I«, Fig. 35 u. 36) fliegt im Juni und Juli, die Raupe lebt auf Flieder und Liguster. Urania Ripheus in Afrika, s. Tafel »Schmetterlinge II«, Fig. 21. Vgl. Guenée, Species général des Lépidoptères, Bd. 9 und 10 (Par. 1857).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Spanner [2] — Spanner (Geometrae, Phalaenodea), Familie der Schmetterlinge; Nachtfalter mit meist dünnem Körper, großen, in der Ruhe meist ausgebreiteten Flügeln, deren Farben u. Zeichnung auf allen vieren gleich ist u. die Fühler des Männchens gekämmt od.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Spänner — Spänner, bei den Floßen schwache Scheite, womit man die Wieden, welche zu Vereinigung der einzelnen Stücken gebraucht werden, zusammenzieht od. anspannt …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Spanner [1] — Spanner (auch Fauscher), in der Verbrechersprache eine Person, die in öffentlichen Anlagen Liebespärchen beobachtet, um dann Erpressungen zu verüben …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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