Bebel

Bebel

Bebel, 1) Heinrich, Humanist, geb. 1472 zu Ingstetten im württemberg. Donaukreis, gest. 1518 in Tübingen, Sohn eines armen Bauern, studierte in Krakau, dann in Basel die Rechtswissenschaft und Humaniora und ward 1497 Professor der Poesie und Beredsamkeit in Tübingen. Der gelehrteste deutsche Latinist seiner Zeit, war er gleichwohl durch nationale Gesinnung ausgezeichnet. Kaiser Maximilian krönte ihn 1501 zum Poeta laureatus. Von seinen prosaischen Schriften sind zu nennen: »De laude, antiquitate, imperio, victoriis rebusque gestis veterum Germanorum« (1508); »Proverbia germanica collecta atque in latinum traducta« (zuerst 1508; bearbeitet von Suringar, Leid. 1879) und die »Facetiae« (1506), eine Sammlung von Schnurren mit den schärfsten Angriffen gegen die Geistlichkeit. Sein berühmtestes Gedicht war der »Triumphus Veneris« (6 Bücher in Hexametern, 1509), eine scharfe Satire gegen die Sittenverderbnis seiner Zeit. Seine vielgebrauchten Lehrbücher erstrebten die Reinheit des lateinischen Stiles in Prosa und Poesie. Vgl. Zapf, Heinrich B. (Augsb. 1802).

2) Ferdinand August, sozialdemokratischer Parteiführer, geb. 22. Febr. 1840 in Köln, machte sich 1864 in Leipzig als Drechslermeister selbständig, wurde, seit 1862 eifrig in der deutschen Arbeiterbewegung, 1865 Vorsitzender des Leipziger Arbeiterbildungsvereins und Mitglied des ständigen Ausschusses der deutschen Arbeitervereine. Seit 1869 Mitarbeiter am »Volksstaat« in Leipzig, wurde er 1867 in den norddeutschen, 1871 in den deutschen Reichstag gewählt. In Schrift und Rede zeigte sich B. der Führerschaft Preußens in Deutschland und der Neugestaltung des Deutschen Reiches feindlich und nahm Partei für die Pariser Kommune und die Internationale. 1872 wurde er der Vorbereitung des Hochverrats gegen das Deutsche Reich und gegen das Königreich Sachsen angeklagt und nebst seinem Gesinnungsgenossen Liebknecht 26. März zu 2 Jahren Festungshaft, wegen Beleidigung des deutschen Kaisers außerdem noch 6. Juli zu neunmonatiger Gefängnisstrafe verurteilt. Auch später wurde er wiederholt verurteilt, behauptete aber um so mehr sein Ansehen in der Partei, die ihn 1881 auch in den sächsischen Landtag wählte und bei allen Versuchen auf den letzten Parteitagen, ihn zu stürzen, ihm immer wieder Gefolgschaft leistete. Seit 1890 lebt B. in Berlin. B. schrieb: »Unsre Ziele« (10. Aufl. 1893); »Der deutsche Bauernkrieg mit Berücksichtigung der hauptsächlichsten sozialen Bewegungen des Mittelalters« (Leipz. 1876); »Christentum und Sozialismus«; »Die Frau und der Sozialismus« (33. Aufl., Stuttg. 1902); »Die mohammedanisch-arabische Kulturperiode« (2. Aufl., das. 1889); »Die Sonntagsarbeit« (das. 1888); »Charles Fourier« (das. 1888); »Die Lage der Arbeiter in den Bäckereien« (das. 1890) u. a.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • BEBEL (A.) — BEBEL AUGUST (1840 1913) Fils d’un sous officier prussien, orphelin de bonne heure, August Bebel est formé au métier de tourneur. Il entreprend un tour d’Allemagne en 1858. Il s’établit par la suite à Leipzig en 1861 où il adhère à la Société… …   Encyclopédie Universelle

  • Bebel — ist ein Vorname Bebel Gilberto (* 1966), brasilianische Sängerin ein Familienname August Bebel (1840–1913), deutscher sozialdemokratischer Politiker Balthasar Bebel (auch: Boeblius, Bebelius; 1632 1686), deutscher lutherischer Theologe Heinrich… …   Deutsch Wikipedia

  • Bebel — Bebel, de son vrai nom Belkhéir Djénane est un prestidigitateur français de renom qui pratique essentiellement l art du close up, né le 4 novembre 1963. Il vit à Paris et exerce sa profession de magicien depuis 1982. On peut d ailleurs le voir se …   Wikipédia en Français

  • Bebel — Bebel,   1) August, Politiker, * Deutz (heute zu Köln) 22. 2. 1840, ✝ Passugg (bei Chur) 13. 8. 1913; Drechslermeister, schloss sich 1861 in Leipzig der Arbeiterbewegung an. 1865 wurde er Vorsitzender des Leipziger Arbeiterbildungsvereins, 1867… …   Universal-Lexikon

  • Bebel — (izg. bébel), August (1840 1913) DEFINICIJA njemački političar, socijalist, suosnivač i dugogodišnji vođa Socijaldemokratske partije …   Hrvatski jezični portal

  • Bebel — Bebel, Heinrich, geb. um 1472 zu Justingen in Schwaben, studirte Jurisprudenz, wurde 1497 Prof. eloquentiae zu Tübingen u. st. um 1516. Er schrieb mehrere kleine grammatische Werke, herausgegeben zusammen Tüb. 1500 u.ö., auch Gedichte, darunter… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Bebel — Bebel, Aug., einer der Führer der sozialdemokrat. Partei in Deutschland, geb. 22. Febr. 1840 in Köln, Drechslermeister (seit 1864) in Leipzig, seit 1861 in der Arbeiterbewegung tätig, 1865 Vorsitzender des Leipziger Arbeiterbildungsvereins, 1867… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Bebel [2] — Bebel, Heinr., Humanist, geb. 1472 zu Ingstetten bei Justingen (Schwaben), seit 1497 Prof. an der Universität zu Tübingen, 1501 zum Dichter gekrönt, gest. nach 1518. Sein berühmtestes Werk: »Facetiae« (Anekdoten und witzige Aussprüche; zuerst… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Bebel — (August) (1840 1913) homme politique allemand, l un des dirigeants de la IIe Internationale …   Encyclopédie Universelle

  • Bebel — [bā′bəl] (Ferdinand) August [ou goost′] 1840 1913; Ger. socialist leader & writer …   English World dictionary

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”