Sinnesorgane der Pflanzen.

Sinnesorgane der Pflanzen.

Sinnesorgane der Pflanzen. Der Umstand, daß die Pflanzen auf äußere Reize in ganz bestimmter Weise durch Bewegungen (s. Pflanzenbewegungen) antworten, beweist, daß auch die Gewächse ein Empfindungsvermögen besitzen. Die Wahrnehmung der von außen kommenden Einflüsse erfolgt in manchen Fällen durch alle Teile des Pflanzenkörpers in gleicher Weise, häufig aber ist sie auf einzelne Teile beschränkt, und man hat in solchen Fällen besondere Strukturen aufgefunden, welche die Übertragung des äußern Reizes auf die reaktionsfähige Substanz des Pflanzenkörpers vermitteln und demnach den Sinnesorganen der Tiere direkt verglichen werden können. Die Wahrnehmung des Berührungsreizes wird bei der Sinnpflanze, der Venusfliegenfalle und andern durch besondere Fühlhaare oder Fühlborsten vermittelt, die durch Hebelwirkung einen leisen Druck verstärkt auf das lebende Protoplasma übertragen; an manchen gegen Berührung empfindlichen Ranken, Griffeln und Staubfäden sind besondere Fühlpapillen oder Fühltüpfel an den Oberflächenzellen nachgewiesen worden, in denen das reizempfängliche Protoplasma den äußern Druck durch eine besonders vorgebildete, dünne Wandstelle aufnimmt. Die Richtung der Schwerkraft, welche die geotropischen Bewegungen der Pflanzen beeinflußt, wird durch besondere Zellen (Statocysten) vermittelt, in denen Stärkekörner oder andre, dem Zug der Schwere folgende Körper (Statolithen), bei Lagenänderung der Pflanze, einen Druck auf eine reizbare Plasmapartie ausüben. Die Wahrnehmung der Richtung des einfallenden Lichtes ist bei gewissen Graskeimlingen in der Spitze der Keimscheide lokalisiert. Als Lichtsinnesorgane sind ferner die papillösen Oberhautzellen gewisser Laubblätter bezeichnet worden, in denen bei abnormer Lichtstellung die Lichtstrahlen durch Brechung auf das reizempfindliche Protoplasma der Seitenwände und der angrenzenden Randteile der Zellgrundfläche vereinigt werden, wodurch der Anstoß zu der heliotropischen Bewegung zur Wiederaufsuchung der normalen Lichtlage gegeben wird. Auch für die Wahrnehmung chemischer Reize sind besondere S. nachgewiesen worden, wie die Drüsenköpfe der Tentakeln des Sonnentaublattes, die durch die Berührung mit stickstoffhaltigen Substanzen zu intensiven Krümmungsbewegungen veranlaßt werden, bei Reizung durch stickstofffreie Stoffe dagegen bald in ihre normale Lage zurückkehren. Vgl. Haberlandt, Die Sinnesorgane im Pflanzenreich (Leipz. 1901) und Die Lichtsinnesorgane der Laubblätter (das. 1905); Noll, Das Sinnesleben der Pflanzen (Frankf. a. M. 1896); Giesenhagen im »Nerthus«, 1904, Heft 14–16 (Altona).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Haare der Pflanzen — (Trichome), alle aus der Epidermis (s. Hautgewebe) der Pflanzen hervorgehenden, mehr oder weniger verlängerten, ein oder mehrzelligen Auswüchse, die häufig auf der ganzen Oberfläche des Pflanzenteils einen haarartigen Überzug hervorbringen. Haare …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Sinnesorgane — I Sinnes|organe,   1) Botanik: bei Pflanzen auf einen bestimmten Reiz eingestellte Empfangsorgane, die meist eine Bewegung auslösen. So übermitteln die Fühltüpfel an den Ranken der Kürbisgewächse bei Berührung einer festen Unterlage einen Reiz… …   Universal-Lexikon

  • Systematik der Insekten — Insekten Honigbiene (Apis mellifera) Systematik ohne Rang: Urmünder (Protostomia) Übersta …   Deutsch Wikipedia

  • Kommunikation (Biologie) — Der Kommunikationsbegriff in der Biologie kann sich zum einen auf die (zeichenvermittelten) Interaktionen zwischen Zellen, Geweben, Organen und Organismen zum Zwecke der Verhaltens­koordination aber auch auf die Informationsübertragung innerhalb… …   Deutsch Wikipedia

  • Materialismusstreit — Der Materialismusstreit war eine in der Mitte des 19. Jahrhunderts geführte Kontroverse um die weltanschaulichen Konsequenzen der Naturwissenschaften. Beeinflusst durch die methodologische Erneuerung der Biologie und den Niedergang der… …   Deutsch Wikipedia

  • Gliederfüßer — Beispiele fossiler und rezenter Arthropodengruppen: Trilobiten, Kieferklauenträger wie Seeskorpione und Spinnentiere, Krebstiere, Tausendfüßer und Sechsfüßer …   Deutsch Wikipedia

  • Lebewesen: Die Vielfalt —   Wir haben gesehen, dass Lebewesen eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten besitzen, die sie als solche definieren. Doch soll das nicht darüber hinwegtäuschen, dass die verschiedenen Gruppen von Lebewesen zum Teil recht unterschiedliche Baumerkmale …   Universal-Lexikon

  • Ameisen — Rossameise (Camponotus ligniperda) Systematik Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda) Klasse …   Deutsch Wikipedia

  • Außenwahrnehmung — Wahrnehmung bezeichnet im Allgemeinen den Vorgang der Sinneswahrnehmung von physikalischen Reizen aus der Außenwelt eines Lebewesens, also die bewusste und unbewusste Sammlung von Informationen eines Lebewesens über seine Sinne. Auch die so… …   Deutsch Wikipedia

  • Sinnesempfindung — Wahrnehmung bezeichnet im Allgemeinen den Vorgang der Sinneswahrnehmung von physikalischen Reizen aus der Außenwelt eines Lebewesens, also die bewusste und unbewusste Sammlung von Informationen eines Lebewesens über seine Sinne. Auch die so… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”