Schnupfen [2]

Schnupfen [2]

Schnupfen (Koryza), der Katarrh der Nasenschleimhaut, befällt häufiger schwächliche, zarte und skrofulöse Individuen als kräftige und muskulöse. Meist entsteht der S. infolge von Erkältung der äußern Haut, zumal der Füße, dann auch durch Einatmen von heißer Luft, nachdem man vorher in kühler Luft gewesen ist, durch Einatmen von Staub etc. Häufig tritt S. zu Geschwüren, Polypen etc. der Nasenschleimhaut hinzu, auch ist er nicht selten Symptom von Masern, Scharlach, Grippe und andern Infektionskrankheiten, auch von chronischer Jodvergiftung. Manche Fälle von akutem S. sind ansteckend. Im Beginn des akuten Nasenkatarrhs (gemeiner S.) klagen die Kranken über ein Gefühl von Trockenheit in der Nase und über Verstopfung des einen oder andern Nasenloches. Es entsteht Jucken und Prickeln in der Nase, das gewöhnlich zum Niesen führt. Bald folgt sehr reichliche Absonderung, und es fließt fast unaufhörlich eine farblose, salzige Flüssigkeit, welche die Oberlippe reizt und rötet, aus den Nasenlöchern. Das Geruchs- und Geschmacksvermögen ist beeinträchtigt. Ost ergreift der Katarrh auch die Schleimhaut der Stirnhöhlen und der Oberkieferhöhlen und die Kranken klagen über Druck oder lästigen Schmerz in der Stirn. Heftiger S. ist meist von einem schwächern oder stärkern Katarrhalfieber mit Frösteln, schmerzhafter Abgeschlagenheit der Glieder, Appetitlosigkeit begleitet; Schnupfenfieber währt selten länger als 1 bis 2 Tage, und meist am 5.–8. Tag endet der S. mit Genesung. S. wird für Säuglinge dadurch gefährlich, daß die Verstopfung der Nasenlöcher das Saugen erschwert. S. der Säuglinge ist oft ein Symptom angeborner Syphilis und dann durch antisyphilitische Kuren zu beseitigen. Bei chronischem S. pflegt das Gefühl von Prickeln in der Nase, das Niesen, der Stirnkopfschmerz, das Fieber zu fehlen; dagegen bewirkt die dann kaum ausbleibende Schwellung der Nasenschleimhaut gewöhnlich eine dauernde Verengerung der Nasengänge und dadurch eine Erschwerung der Nasenatmung (Stockschnupfen). Die Absonderung der kranken Nasenschleimhaut ist bald schleimig, bald schleimig-eiterig; in manchen Fällen neigt sie zur fauligen Zersetzung und nimmt übeln Geruch an (s. Ozäna). Der chronische Nasenkatarrh spottet nicht selten jeder Behandlung und kann mit wechselnder Heftigkeit jahrelang fortbestehen. Der akute S. wird durch starkes Schwitzen (im Dampfbad, Heißluftbad, Glühlichtbad) in manchen Fällen abgeschnitten. Eine Mischung von Alkohol, Karbolsäure und Ammoniak, die eingeatmet werden soll, sowie Schnupfpulver aus Menthol und Kokain und zahlreiche ähnliche Mittel lassen meist im Stiche. Vorübergehenden Erfolg gegen die Anschwellung der Nasenschleimhaut und den dadurch verursachten Verschluß der Nase bringt die Einblasung schwacher zerstäubter Kokainlösungen in die Nase. Bei Säuglingen muß man die Nasenlöcher durch Ausspritzen mit lauwarmem Wasser von dem verstopfenden Sekret befreien und ihnen, solange das Saugen erschwert ist, die Milch mit dem Teelöffel oder der Schnabeltasse zuführen. Bei chronischem S. ist das Bepinseln der geschwollenen Nasenschleimhaut mit Lösung von Höllenstein oder das von Zeit zu Zeit wiederholte Tuschieren mit Höllenstein in Substanz wirksam. Auch regelmäßige Ausspritzungen mit der Nasendusche mittels blutwarmer (37°), sehr schwacher Kochsalzlösung sind oft nützlich. Über Heuschnupfen s. Heufieber.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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