Schleier [2]

Schleier [2]

Schleier, Stück des weiblichen Putzes, gewöhnlich ein seines, florartiges, oft mit Spitzen verziertes Gewebe zur Verhüllung des Gesichts, des Kopfes oder noch andrer Teile des Körpers. Der Gebrauch des Schleiers ist im Orient seit uralter Zeit heimisch, und noch gegenwärtig legt die herrschende Sitte den dortigen Frauen die Verpflichtung auf, sowohl auf der Straße als auch im Haus in Gegenwart von Fremden das Gesicht verschleiert zu tragen. Bei den griechischen und namentlich bei den römischen Frauen der Kaiserzeit war der S. mehr ein Putzstück. Ihre Art, ihn zu tragen, ähnelte der heutigen der Nonnen, für deren Stand er symbolische Bedeutung hat, daher den S. nehmen, soviel wie ins Kloster gehen. Im Mittelalter gewann er besonders seit dem 14. Jahrh. an Bedeutung und wurde seitdem bald länger, bald kürzer getragen, am meisten und am elegantesten ausgestattet von den Italienerinnen, so namentlich noch jetzt in Genua, Mailand und Venedig. Die flandrischen Frauen des 14. Jahrh. trugen lange S., die von den Spitzen ihrer zuckerhutförmigen Hauben herabfielen (s. Tafel »Kostüme II«, Fig. 3). Als Symbol des Unerforschlichen galt er in den Mysterien der Alten. Vgl. auch Flinder und Brautschleier. – In der Botanik bezeichnet S. die an den jungen Fruchtkörpern mancher Hymenomyzeten vom Hutrand aus nach dem Stiel über das Hymenium ausgespannte Haut (s. Pilze, S. 885); auch das sogen. Indusium auf den Fruchthäuschen der Farne (s. Farne, S. 336).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Schleier — Schleier: Das seit dem 13. Jh. zuerst in höfischen Kreisen gebrauchte Wort (mhd. sleier, sloi‹g›er) ist unerklärt. Schon um 1300 wird es auf die Nonnenkleidung übertragen (daher »den Schleier nehmen« für »ins Kloster gehen«). Heute ist der… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Schleier — Schleier, 1) leichtes, locker gewebtes, einigermaßen durchsichtiges Zeug aus Leinen od. Baumwolle (vgl. Linon); man hat weißen u. gefärbten, glatten u. gemusterten S. Die feineren Arten heißen auch Schleierflor, die stärkeren Schleierleinwand, s …   Pierer's Universal-Lexikon

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  • Schleier — Schleier, in der Botanik, s. Farne …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Schleier — Schleier, bei den Mohammedanern u. mehren oriental. Völkern weibliches Kleidungsstück, insofern durch dasselbe nicht nur das Gesicht sondern auch die Taille verhüllt wird. Bei den Griechen, Römern, bei den alten Deutschen, im Mittelalter bei den… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Schleier — Sm std. (13. Jh.), mhd. slei(g)er, slo(i)ger u.ä., mndd. sloi(g)er u.ä. Nicht etymologisierbar. Wohl entlehnt, doch ist die Ursprungssprache nicht klar. Präfixableitung: verschleiern; Adjektiv: schleierhaft.    Ebenso nndl. sluier, nschw. slöja,… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Schleier — (der) …   Kölsch Dialekt Lexikon

  • Schleier — Die Perlenwägerin von Johannes Vermeer 1665 Ein Schleier ist eine Kopfbedeckung aus leichtem Gewebe mit meist angenähert rechteckiger Grundform und von unterschiedlicher Länge. Der Schleier kann entweder das Gesicht freilassen, auch den unteren… …   Deutsch Wikipedia

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