Schäfer

Schäfer

Schäfer, 1) Johann Wilhelm, Literarhistoriker, geb. 17. Sept. 1809 in Seehausen bei Bremen, gest. 2. März 1880 in Bremen, studierte seit 1827 Philologie in Leipzig und war seit 1831 Lehrer an der Hauptschule in Bremen. Er schrieb: »Grundriß der Geschichte der deutschen Literatur« (Brem. 1836; 12. Aufl., Berl. 1877); »Handbuch der Geschichte der deutschen Literatur« (Brem. 1842–44, 2 Tle.; 2. Aufl. 1855); »Goethes Leben« (das. 1851, 2 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1877); »Schiller« (Leipz. 1853); »Geschichte der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts« (das. 1855–60, 3 Bde.; 2. Aufl. von Muncker, 1881); »Literaturbilder« (2. Aufl., das. 1881) u.a.

2) Arnold Dietrich, Historiker, Bruder des vorigen, geb. 16. Okt. 1819 in Seehausen bei Bremen, gest. 19. Nov. 1883 in Bonn, studierte 1838–42 in Leipzig. war Lehrer am Blochmannschen Institut in Dresden. seit 1850 Professor an der Fürstenschule in Grimma, wurde 1858 Professor der Geschichte an der Universität Greifswald und 1865 in Bonn. S. schrieb: »Demosthenes und seine Zeit« (Leipz. 1856–58, 3 Bde.; 2. Ausg. 1885–87); »Abriß der Quellenkunde der griechischen Geschichte bis auf Polybios« (das. 1867; 4. Aufl. von Nissen, 1889) und »der römischen Geschichte« (das. 1881; 2. Aufl. von Nissen, 1885); »Die Hansa und die norddeutsche Marine« (Bonn 1869); »Geschichte des Siebenjährigen Krieges« (Berl. 1867 bis 1874, 2 Bde.); »Historische Aufsätze und Festreden« (das. 1873). Vgl. Asbach, Zur Erinnerung an A. D. S. (Leipz. 1895).

3) Karl, Architekt, geb. 18. Jan. 1844 in Kassel, machte seine Studien auf dem Polytechnikum daselbst, wurde dort 1868 Lehrer der Baukunst und ging dann 1870 als Universitätsbaumeister nach Marburg, wo er die umfangreichen Universitätsbauten mit Benutzung vorhandener Klostergebäude im mittelalterlichen Stil ausführte und auch eine lebhafte Tätigkeit auf dem Gebiete des Privatbaues entfaltete. 1878 nahm er seinen Wohnsitz in Berlin, habilitierte sich hier als Privatdozent an der Technischen Hochschule und wurde 1884 Professor für mittelalterliche Baukunst. In Berlin erbaute er unter anderm den Palast der Lebensversicherungsgesellschaft »Equitable«. 1894 wurde er als Oberbaurat und Professor nach Karlsruhe berufen. Viel genannt wurde er in den letzten Jahren wegen seiner Erneuerungsbauten (Friedrichsbau des Heidelberger Schlosses 1897–1903, Martinstor und Schwabentor in Freiburg i. Br., Dom in Meißen seit 1903), die, sehr persönlich gehalten, zum Teil lebhaften Widerspruch fanden. Er gab heraus: »Ornamentale Glasmalereien des Mittelalters und der Renaissance« (mit Roßteuscher, Berl. 1881–88); »Die Bauhütte, Entwürfe im Stil des Mittelalters« (das. 1883–95, 3 Bde.); »Die Holzarchitektur Deutschlands vom 14.–18. Jahrhundert« (das. 1884–1903); »Bauornamente der romanischen und gotischen Zeit« (das. 1889–1903); »Schriftproben in gotischem Stil« (das. 1889); »Die mustergiltigen Kirchenbauten des Mittelalters in Deutschland« (mit O. Stiehl, das. 1892–1901); »Die Kathedrale von Reims« und »Mauern und Tore des alten Nürnberg« (in dem Sammelwerk »Die Baukunst«, das. 1898 u. 1902); »Die Abtei Eberbach im Mittelalter« (das. 1901) u.a.

4) Dietrich, Geschichtsforscher, geb. 16. Mai 1845 in Bremen, studierte in Jena und Göttingen, ward bei der Herausgabe der »Hanserezesse« beschäftigt, wurde 1871 außerordentlicher Professor der Geschichte in Jena, 1883 ordentlicher Professor daselbst, 1884 in Breslau, 1888 in Tübingen, 1896 in Heidelberg, 1901 in Berlin. Er schrieb: »Dänische Annalen und Chroniken von der Mitte des 13. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts« (Hannov. 1872); »Die Hansestädte und König Waldemar von Dänemark« (Jena 1879); »Deutsches Nationalbewußtsein im Lichte der Geschichte« (Jena 1884); »Das eigentliche Arbeitsgebiet der Geschichte« (das. 1888); »Geschichte und Kulturgeschichte, eine Erwiderung« (das. 1891); »Deutschland zur See« (das. 1897); »Die Hause« (Münch. 1903); »Kolonialgeschichte« (in der Sammlung Göschen, 2. Aufl., Leipz. 1906) und setzte Dahlmanns »Geschichte von Dänemark« (Bd. 4 u. 5, von 1523–1648, Gotha 1893–1902) fort. In den »Hanserezessen« gab er die 3. Abteilung von 1477–1530 (Leipz. 1881- 1905, Bd. 1–7), außerdem »Das Buch des lübischen Vogts auf Schonen« (Bd. 4 der »Hansischen Geschichtsquellen«, Halle 1887).

5) Theodor, um das Diakonissenwesen und die innere Mission verdienter Schriftsteller, geb. 17. Febr. 1846 in Friedberg (Hessen), studierte in Gießen, Erlangen, Leipzig, wirkte 1869–70 als deutscher lutherischer Pastor in Paris, darauf als Inspektor der Anstalten in Alsterdorf bei Hamburg und ist seit Herbst 1872 Direktor der Diakonissenanstalt in Altona, Dr. theol. honoris causa. Er schrieb unter anderm: »Die weibliche Diakonie in ihrem ganzen Umfange dargestellt« (2. Aufl., Stuttg. 1887–94, 3 Bde.); »Leitfaden der innern Mission« (4. Aufl., Hamb. 1903); »Praktisches Christentum«, Vorträge (4 Tle., Gütersl. 1888–1901); »Die innere Mission in der Schule« (6. Aufl., das. 1902); »Die innere Mission auf der Kanzel, homiletisches Hilfsbuch« (Münch. 1897); »Agende für die Feste und Feiern der innern Mission« (Berl. 1896); »Zur Erinnerung an die Diakonissen-Einsegnung« (1884; 3. Aufl., Gütersl. 1904); »Diakonissenkatechismus« (2. Aufl., das. 1899); »Im Dienst der Liebe« (3. Aufl., das. 1902); »Pariser Erinnerungen eines deutschen Pastors« (das. 1897); »Kalender der innern Mission« (das. 1897) u.a. Außerdem gab er heraus: »Die innere Mission in Deutschland«, Sammelwerk (1878–80, 4 Bde.); »Reden und Predigten vom Gebet der Diakonie und innern Mission« (2. Ausg., Leipz. 1890, 5 Bde.); »Evangelisches Volkslexikon zur Orientierung in den sozialen Fragen der Gegenwart« (Bielef. 1900). Auch ist er Herausgeber der »Monatsschrift für innere Mission« (Gütersloh, seit 1881) und des »Jahrbuchs für Krüppelfürsorge« (Hamb. 1899 ff.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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