Bartsch [2]

Bartsch [2]

Bartsch, 1) Adam, Ritter von, Kupferstecher und Kunstschriftsteller, geb. 17. Aug. 1757 in Wien, gest. 21. Aug. 1821 in Hietzing bei Wien, bildete sich unter Domaneck und Schmutzer zum Kupferstecher aus und wurde 1781 Aufseher der Kupferstichsammlung der Hofbibliothek. Er ward 1812 in den Ritterstand erhoben und 1816 zum ersten Kustos ernannt. Sein Hauptwerk ist der »Peintre-graveur« (Wien 1802–21, 21 Bde.; neue Ausg., Leipz. 1866–70), womit B. der Begründer der neuern Kupferstichwissenschaft wurde. Trotz großer Lücken ist er noch heute maßgebend für die Verzeichnisse der Kupferstichsammlungen und die Auktionskataloge. Außerdem gab er kritische Verzeichnisse (»Catalogues raisonnés«) der Werke von Guido Reni (Wien 1795), Rembrandt (das. 1797), Lucas van Leiden (das. 1798), Molitor (Nürnb. 1813) u. a. heraus. Seine letzte Schrift war die »Anleitung zur Kupferstichkunde« (Wien 1820, 2 Bde.). Seine 505 in Kupfer gestochenen Blätter sind teils nach Originalzeichnungen berühmter Meister, teils nach eigner Erfindung gefertigt. Zu B.' besten Platten gehören zwölf Tierstücke nach den Zeichnungen von H. Roos. Ein Verzeichnis seiner Werke lieferte sein Sohn Friedrich Joseph Adam, Ritter von B. (geb. 12. Juli 1798 in Wien, seit 1827 Kustos der Wiener Hofbibliothek, gest. 12. Mai 1873) im »Catalogue des estampes de J. A. de B.« (Wien 1818). Er schrieb auch: »Chronologie der griechischen und römischen Künstler« (Wien 1835) und »Die Kupferstichsammlung der k. k. Hofbibliothek« (1854).

2) Karl, hervorragender Germanist und Romanist, geb. 25. Febr. 1832 in Sprottau, gest. 20. Febr. 1888 in Heidelberg, wurde 1855 Kustos der Bibliothek des Germanischen Museums in Nürnberg, 1858 Professor der deutschen und romanischen Philologie in Rostock und ging 1871 als solcher nach Heidelberg. B. hat sich vor allem als kritischer Herausgeber und Erklärer zahlreicher mittelhochdeutscher, provenzalischer und altfranzösischer Texte und als Metriker verdient gemacht. Er gab unter anderm heraus: Strickers »Karl d. Gr.« (Quedlinb. 1857); »Bertold von Holle« (Nürnb. 1858); die »Meisterlieder der Kolmarer Handschrift« (Stuttg., Liter. Verein, 1862); die »Deutschen Liederdichter des 12.–14. Jahrhunderts« (Stuttg. 1864; 4. Aufl. von Golther, 1901); »Herzog Ernst« (Wien 1869); Konrad von Würzburgs »Partonopier und Meliur« (das. 1871); »Reinfried von Braunschweig« (Stuttg., Liter. Verein, 1872); »Hugo von Montfort« (ebenda, 1879); die »Schweizer Minnesänger« (Frauens. 1886). Daran reihen sich die Schriften: »Über Karlmeinet« (Nürnb. 1861); »Albrecht von Halberstadt und Ovid im Mittelalter« (Quedlinb. 1861); »Beiträge zur Geschichte und Kritik der Kudrun« (Wien 1865) und namentlich die »Untersuchungen über das Nibelungenlied« (das. 1865), die im Verein mit seiner Ausgabe »Der Nibelunge nót«, mit Lesarten und Wörterbuch (Leipz. 1870–80, 3 Bde.) und der »Klage« (das. 1875) die Nibelungenfrage in ein neues Stadium rückten. Auch in der von Pfeiffer begründeten, von ihm selbst später fortgesetzten Sammlung »Deutsche Klassiker des Mittelalters mit Wort- und Sacherklärungen« hat B. das Nibelungenlied herausgegeben (6. Aufl., Leipz. 1886), ebenso die »Kudrun« (4. Aufl. 1881) und »Wolfram von Eschenbach« (2. Aufl. 1875–77, 3 Bde.). Daneben begründete er eine gleich eingerichtete Sammlung »Deutsche Dichtungen des Mittelalters«, für die er selbst 1875 die Ausgabe des Rolandsliedes lieferte. 1869 übernahm er die Leitung von Pfeiffers »Germania«, die er durch Beigabe bibliographischer Jahresübersichten bereicherte. Die deutsche Literaturgeschichte hat B. durch seine Neubearbeitung der Darstellungen von Koberstein und Gervinus (s. d.) sowie durch »Beiträge zur Quellenkunde der altdeutschen Literatur« (Straßb. 1886) und durch das Verzeichnis »Die altdeutschen Handschriften der Universitätsbibliothek in Heidelberg« gefördert, die Volkskunde durch die »Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg« (Wien 1879–80, 2 Bde.). Als Metriker hat er in den Schriften »Der saturnische Vers und die altdeutsche Langzeile« (Leipz. 1867) u. »Die lateinischen Sequenzen des Mittelalters« (Rostock 1868) Grenzgebiete der lateinischen und deutschen Poesie bebaut. Von seinen romanistischen Schriften sind vor allem zu nennen die »Denkmäler der provenzalischen Literatur« (Stuttg. Liter. Verein, 1856), »Chrestomathie provençale« (5. Aufl., Berl. 1892), »Grundriß zur Geschichte der provenzalischen Literatur« (Elbers. 1872), »Chrestomathie de l'ancien français« (6. Aufl., Leipz. 1895) und »Altfranzösische Romanzen und Pastourellen« (das. 1870). Verschiedene Wissensgebiete betreffen seine »Gesammelten Vorträge und Aufsätze« (Freiburg 1883). Auch mit poetischen Übersetzungen von Rob. Burns' »Liedern und Balladen« (Hildburgh. 1865), des »Nibelungenliedes« (2. Aufl., Leipz. 1880), von Dantes »Göttlicher Komödie« (das. 1876) und »Alter französischer Volkslieder« (Heidelb. 1882) sowie mit eignen Gedichten (»Wanderung und Heimkehr«, Leipz. 1874) ist B. hervorgetreten.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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