Rochelle, La

Rochelle, La

Rochelle, La (spr. -schäl'), Hauptstadt des franz. Depart. Niedercharente, an einer Bai des durch die Inseln Ré und Oleron gebildeten Golfes Pertuis d'Antioche des Atlantischen Ozeans, an dem nach Marans zur Sèvre führenden Kanal und an den Staatsbahnlinien Nantes-Bordeaux, Niort-Aigrefeuille-R. und R.-La Pallice gelegen, bildet einen Kriegsplatz zweiten Ranges, hat eine Festungsmauer mit einem Hornwerk (von Vauban erbaut) und Reste der mittelalterlichen Befestigungswerke, darunter drei restaurierte Türme aus dem 14. und 15. Jahrh., die ehemals zum Schutze des Hafens dienten. Die mehrfach mit Arkaden versehenen Straßen haben der Stadt ihr mittelalterliches Gepräge bewahrt. Auf dem weiten Hauptplatz (Place d'Armes) steht die 1742–62 in griechischem Stil erbaute schwerfällige Kathedrale mit einem Turm aus dem 15. Jahrh. Andre bemerkenswerte Gebäude sind: das kastellartige Stadthaus (1486–1607), der Justizpalast (17. Jahrh.) und die Börse (1785). Als Spaziergänge dienen der Park Charruyer an der Westseite der Stadt und weiter gegen W. die Promenade Le Mail, in deren Nähe sich die Seebäder befinden. R. zählt (1901) 25,592 (als Gemeinde 31,559) Bewohner, die Fischerei, Sardinenbereitung, Fabrikation von Glas, Fayence, Eisen- und Kupferwaren, Maschinen, Fässern, Handschuhen, dann Schiffbau und Schiffsausrüstung sowie Handel betreiben. Der Hafen von R. liegt im Innern einer 2,5 km langen und 1,3 km breiten Bucht und besteht aus einer Reede, einem Vorhafen mit 1454 m langem, von Richelieu angelegtem Damm und drei Bassins. Am Kai steht das Denkmal des Admirals Duperré. 1883–90 wurde übrigens ein neuer Hafen, La Pallice, 4 km nordwestlich von R., angelegt, der aus einem von zwei 626, bez. 433 m langen Dämmen geschützten Vorhafen (12 Hektar Fläche) und einem Bassin (11,6 Hektar) besteht. 1901 sind im Hafen von R., einschließlich La Pallice, 383 Schiffe von 437,329 Ton. im internationalen Verkehr und 4357 Schiffe von 187,928 T. im Küstenverkehr eingelaufen. Der Warenverkehr (Spezialhandel) betrug in der Einfuhr vom Auslande 478,598 T. im Werte von 27 Mill. Fr., hauptsächlich Kohle, Fische, Chemikalien, Bijouterien, eiserne Schiffe, Bauholz, Wein; in der Ausfuhr (meist aus La Pallice) 49,799 T. im Werte von 31 Mill. Fr., besonders Goldwaren und Bijouterien, Spirituosen, Möbel und Spielsachen, Fächer, Woll- und Baumwollwaren, Kleider, Wein, Pelzwaren. Die Stadt hat ein Lyzeum, ein Seminar, eine Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Akademie der Künste und Wissenschaften, eine Bibliothek (45,000 Bände), Museen für Kunst, Antiquitäten, Naturwissenschaften und Artilleriewesen, einen Botanischen Garten, eine Filiale der Bank von Frankreich, eine Irrenanstalt, ein Militärspital und ein Artilleriearsenal. Sie ist der Sitz des Präfekten, eines Bischofs, eines reformierten Konsistoriums, eines Handelsgerichts, einer Ackerbau- und einer Handelskammer sowie eines deutschen Vizekonsuls und mehrerer Konsuln auswärtiger Staaten. – R. ist der Geburtsort von Réaumur, Bonpland und Billaud-Varennes. Es hieß im Altertum Santonum portus oder Rupella und war im Mittelalter die Hauptstadt der Landschaft Aunis, die 1224 an Frankreich fiel. Während der bürgerlichen und Religionskriege im 16. und 17. Jahrh. spielte die Stadt als hauptsächlicher Waffenplatz der Hugenotten eine bedeutende Rolle. Nachdem sie 1572 vom Herzog von Anjou acht Monate lang vergeblich belagert worden, ward sie unter Richelieu nach 13monatiger Belagerung durch Hunger 29. Okt. 1628 zur Übergabe gezwungen und damit die politische Macht der Hugenotten gebrochen. Durch die mit dieser Belagerung verbundenen Drangsale kam die Stadt, die früher 72,000 Einw. zählte, bedeutend herunter. Auch später hatte sie Angriffe von den Engländern zu überstehen. Durch Vauban ward die Festung wiederhergestellt. Vgl. Barbot, Histoire de La R. (von 1199–1575, hrsg. von d'Aussy, Saintes 1886–90, 3 Bde.); Garnault, Le commerce rochelais an XVIII. siècle (La Rochelle 1887–99, 5 Bde.); Jurien de la Gravière, Le siège de La R. (Par. 1891); Dedouvres, Le Père Joseph et le siège de La R. (»Annales internationales d'histoire«, Congrès de Paris 1900, 1e section, das. 1901).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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