Bamberg [2]

Bamberg [2]

Bamberg, unmittelbare Stadt im bayr. Regbez. Oberfranken, sonst die Hauptstadt des Fürstbistums B., 242 m ü. M. an der hier in drei Arme sich leilenden Regnitz, die 4,5 km unterhalb in den Main geht, in fruchtbarer Gegend. Die Stadt liegt teils in der Talebene, teils zieht sie sich amphitheatralisch über sieben Hügel hinan; der Stadtteil jenseit des rechten Armes der Regnitz, mit der Königs- und der Luitpoldstraße, steht mit der Stadt durch die Ludwigs-, die Sophien- und die Luitpoldbrücke in Verbindung. Unter den übrigen Brücken ist die in der Mitte der Stadt liegende, bereits 1452–56 erbaute Obere Brücke beachtenswert.

Wappen von Bamberg.
Wappen von Bamberg.

Öffentliche Plätze sind der Domplatz mit dem Reiterstandbilde des Prinz-Regenten Luitpold (modelliert von v. Miller), der Maximiliansplatz mit monumentalem Brunnen, der Schönleinsplatz mit Büste des Arztes Schönlein, der Markusplatz, der Schillerplatz etc. Die meisten dieser Plätze sind mit Gartenanlagen, der Schönleins- und Markusplatz auch mit Fontänen geschmückt. Unter den Gebäuden nimmt der auf einer Anhöhe sich erhebende Dom (s. Tafel »Architektur VIII«, Fig. 3 u. 4), ein ausgezeichnetes Werk spätromanischer Architektur, die erste Stelle ein. Er wurde um 1004 von Heinrich II. gegründet und 1012 eingeweiht, brannte später nieder, wurde im 13. Jahrh. wieder aufgebaut und 1828–37 durch König Ludwig I. restauriert. Er hat ein von N. nach S. gerichtetes Hauptschiff von 105,3 m Länge und 30,7 m Breite. An die beiden Enden des Hauptschiffs schließen sich zwei Chöre an. Unter dem einen, dem Georgenchor, liegt eine Krypte (mit einem Ziehbrunnen und dem Sarkophag des deutschen Königs Konrad III.). Hauptzierde des Domes sind seine vier Türme (je 81 m hoch). Die Kirche hat vier Portale, von denen das Portal der nördlichen Langseite (die »Fürstentür«, mit dem Jüngsten Gericht) reich verziert ist. Unter den Grabmälern ist das ausgezeichnetste das Heinrichs II. und seiner Gemahlin Kunigunde, im Schiff der Kirche, von Tilman Riemenschneider 1499–1513 aus weißem Salzburger Marmor gearbeitet (s. Tafel »Grabmäler«, Fig. 11). Von den übrigen Bildhauerwerken sind hervorzuheben die 14 Hochreliefs mit Propheten u. Aposteln im Georgenchor (s. Tafel »Bildhauerkunst VII«, Fig. 10), eine Reiterstatue (wohl Konrads III., nicht Stephans des Heiligen von Ungarn), das 8,5 kg schwere Elfenbeinkruzifix (angeblich aus dem 4. Jahrh. und von Heinrich II. dem Dom geschenkt); das eherne Christusbild (nach Schwanthaler), die 22 Heiligen-Hautreliefs (von Schönlaub) und die alten Chorstühle. Der Domschatz enthält wertvolle Reliquien, namentlich von Heinrich II. und seiner Gemahlin (z. B. beider Schädel, seine Krone, sein Trinkhorn etc.). Vgl. Pfister, Der Dom zu B. (Bamb. 1896); Ausleger, Der Dom zu B. (60 Lichtdrucktafeln, mit Text von Weese, Münch. 1898 ff.); Weese, Die Bamberger Domskulpturen (Straßb. 1897). – Von den übrigen Kirchen (B. hat im ganzen 17 Kirchen, darunter eine protestantische, und eine Synagoge) verdienen noch Erwähnung: die Jakobskirche, eine Säulenbasilika (zwischen 1073 und 1109 errichtet), die St. Martinskirche, am Maikt, die Obere Pfarr- oder Marienkirche, im reinsten gotischen Stil (1320 bis 1387 errichtet), die restaurierte Michaelskirche und die 1889 erbaute Wunderburger Kirche. Von Klöstern besitzt B. ein Stift der Englischen Fräulein, ein Franziskanerkloster und ein Filialinstitut der Barmherzigen und der Niederbronner Schwestern. Dem Dom gegenüber steht die Neue königliche Residenz, früher Residenz der Fürstbischöfe, 1864 bis 1867 Wohnsitz des vertriebenen Königs Otto von Griechenland, seit 1900 des Prinzen Rupprecht von Bayern, ein 1698–1702 vom Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn errichteter, aber nicht ganz vollendeter Bau. Aus einem Fenster des obern Stockes stürzte sich der Marschall Berthier 1815 beim Einzug russischer Truppen in B. Zwischen der Neuen Residenz und dem Dom steht das Denkmal des Fürstbischofs Franz Ludwig von Erthal und weiter zurück die Alte Hofhaltung, ein Rest der alten Burg, später der Sitz der Fürstbischöfe von B., in dem König Philipp (1208) durch Otto von Wittelsbach erschlagen wurde. Nördlich davon erhebt sich der Michelsberg mit dem ehemaligen, 1009 durch Heinrich II. gegründeten, 1803 säkularisierten Benediktinerkloster St. Michaelis, jetzt Bürgerhospital, mit der städtischen Kunst- und Gemäldesammlung nebst ethnographischer Sammlung und der Sammlung des Historischen Vereins, sowie der dazu gehörigen zweigetürmten Kirche (mit dem Grabmal des heil. Otto). Andre bemerkenswerte Gebäude sind: der sogen. alte Geyerswörth (über 100 Jahre lang bischöfliche Residenz, jetzt Sitz des Oberlandesgerichts), das alte Rathaus, das erzbischöfliche Palais, das uralte Mautgebäude am Markt etc.

B. hat (1900) mit der Garnison (Infanterieregiment Nr. 5 und Ulanenregiment Nr. 1) 41,823 Einw. (5605 Evangelische u. 1160 Juden). Die Industrie erstreckt sich auf Tabakfabrikation, Baumwollspinnerei und -Weberei, Seidenzwirnerei, Schuh-, Metall- und Zementwaren-, Schiefertafel-, Seilerwaren-, Wagen- und Möbelfabrikation, Holzschnitzerei, Bierbrauerei etc. Von besonderer Bedeutung ist der ausgezeichnete Gemüsebau am rechten Regnitzufer, vielleicht der älteste in Deutschland und gegenwärtig von 600 Gärtnern ausgeübt, die bis 1862 eine Genossenschaft mit uralten Statuten und Privilegien bildeten. Auch der Handel (besonders Ausfuhr von Vieh und Gemüse), unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle, durch eine königliche Filialbank und eine Agentur der Bayrischen Notenbank, die Schiffahrt und der Schrannenverkehr sind lebhaft. B. ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien München-Hof und B.-Würzburg und besitzt einen Freihafen (der Ludwigskanal hat hier seine Ausmündung). – An Unterrichtsanstalten besitzt B. ein Lyzeum für Philosophie und katholische Theologie (Reste der 1648 gegründeten, 1803 aufgelösten Universität), ein Priesterseminar, zwei königliche Gymnasien, das Aufseessche Seminar für Studierende, ein kath. Schullehrerseminar, eine Taubstummenanstalt, eine Realschule mit Handelsabteilung, eine Baugewerkschule, eine landwirtschaftliche Winterschule mit Gartenbauschule, eine Musikschule, ein Porzellanmalerinstitut, eine Sternwarte etc. Die reichhaltige Bibliothek enthält unter anderm 2600 Handschriften (meist Pergamentcodices aus dem 8.–16. Jahrh., darunter die Bibel, die Alkuin für Kaiser Karl d. Gr. geschrieben) und ca. 5000 Inkunabeln (vgl. Jäck, Beschreibung der Bibliothek zu B., Nürnb. 1831–34, 4 Bde.: »Katalog der Handschriften« von Leitschuh, das. 1895 ff.). Der Bibliothek sind auch die Kunstschätze Jos. Hellers (gest. 1849) vermacht, bestehend in Handzeichnungen von Dürer und andern Meistern, Wassermalereien aus dem 15.–19. Jahrh. u. a. Daneben befindet sich das Naturalienkabinett. Auch bestehen ein Verein für die Geschichte des ehemaligen Fürstentums B., eine Naturforschende Gesellschaft, ein Kunstverein und ein Theater. Wohltätigkeits- und sonstige gemeinnützige Anstalten sind: das städtische Krankenhaus (1787 von Franz von Erthal gestiftet), das Bürgerhospital auf dem Michelsberg, das Waisenhaus, eine Irrenanstalt etc. B. ist Sitz eines Erzbischofs mit Domkapitel, eines Oberlandesgerichts für Ober- und Unterfranken, eines Landgerichts, des Stabes der 7. Infanterie- und der 4. Kavalleriebrigade, zweier Bezirksämter, eines Oberbahn-, Oberpost- und eines Hauptzollamtes, zweier Forstämter, hat einen Magistrat von 20 und eine Stadtvertretung von 42 Mitgliedern etc. In der Umgebung Bambergs sind bemerkenswert: der Theresienhain, mit Parkanlagen und Bad, in dessen Nähe der Vergnügungsort Bug, die Villa Remeis und der Terrassengarten auf dem Michelsberg, die Ruine der historisch denkwürdigen Altenburg mit Kapelle und hohem Turm, jetzt z. T. neu aufgebaut, mit vorzüglicher Aussicht (vgl. Schuster, Die Altenburg, Bamb. 1897); ferner die Marquardsburg, auch Seehof genannt (sonst bischöfliche Sommerresidenz). – Zum Landgerichtsbezirk B. gehören die 15 Amtsgerichte zu B. I, B. II, Baunach, Burgebrach, Ebermannstadt, Ebern, Forchheim, Höchstadt a. d. Aisch, Kronach, Lichtenfels, Ludwigsstadt, Nordhalben, Scheßlitz, Seßlach und Staffelstein.

Geschichte. Die Stadt B. wird zuerst um 902 erwähnt und lag neben dem Castrum Babenberch, das, im 9. Jahrh. erbaut, den Babenbergern (s. d.) gehörte, die jetzige Alte Hofhaltung. Nach dem Sturz des Geschlechts kam die Stadt an das Reich und später durch Schenkung an den Bayernherzog Heinrich den Zänker; sein Sohn, Kaiser Heinrich II., gründete den Dom und das Bistum B. (1007). Im 15. und 16. Jahrh. kämpften die Bischöfe mit den Bürgern Bambergs, die ihre unabhängige Verfassung nicht opfern wollten; später gab es Fehden mit den Markgrafen von Brandenburg. Im Dreißigjährigen Kriege litt die Stadt durch die Schweden, im Siebenjährigen Kriege durch die Preußen, im 19. Jahrh. durch französische Truppen. Stadt und Stift fielen 1802 an Bayern. Am 25. u. 26. Mai 1854 hielten acht deutsche Mittelstaaten (Bayern, Sachsen, Hannover, Württemberg, Baden, Kurhessen, Hessen-Darmstadt und Nassau) hier Konferenzen, um über ihre Stellung zu Österreich und Preußen im Krimkrieg zu beraten. Vgl. Leist, Führer durch B. (3. Aufl., Bamb. 1889); Rösel, Unter dem Krummstab. Zwei Jahrhunderte Bamberger Geschichte, 1430–1630 (das. 1896).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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