Ramme [2]

Ramme [2]

Ramme (hierzu Tafel »Rammen«), Vorrichtung zum Festschlagen der Pflastersteine und zum Einschlagen von Pfählen und Röhren in die Erde. Die kleinen, mit der Hand geführten Rammen (Handrammen) sind hölzerne Klötze im Gewicht von 10–60 kg, am untern Ende mit einem eisernen Ring oder Schuh verstärkt und mit Handhaben zum Heben versehen (Fig. 1), oft auch nur aus einem Eisenklotz mit senkrechtem Stiel bestehend. Die zum Eintreiben größerer Pfähle erforderlichen schweren Rammklötze (Rammbär, Hoyer) im Gewicht von 300–1500 kg werden mit mechanischen Hebevorrichtungen gehoben, wodurch die Rammaschinen entstehen, die je nach ihrem Antrieb Zugrammen oder Kunstrammen heißen. Bei der Zugramme (Fig. 2) stehen 4–5 zu einer Pyramide vereinigte Balken a und b auf einem beweglichen Schwellwerk S, mit einem Dielenboden für die sogen. Stube, d. h. für den Standpunkt der Arbeiter. Die Streben a, a sind durch Sprossen als Leiter ausgebildet, während zwei von den senkrechten Balken b, b die Läufer (Laufruten, Mäckler) bilden, an oder zwischen denen der Rammbär B auf und ab gleitet. Am obern Ende trägt der Bär einen Ring, in dem ein Seil s s befestigt ist, das über die Rammscheibe c läuft und an dem nach der Stube herabreichenden Ende mit mehreren Schwänzen t versehen ist. An diesen wirken die Arbeiter, indem sie den Klotz in die Höhe ziehen und auf den Pfahl oder die Spundbohle A so lange frei niederfallen lassen, bis er zur gewünschten Tiefe eingerammt ist, worauf die R. bis zum nächsten einzurammenden Pfahl weitergeschoben wird. Die Arbeitskraft an der Zugramme wird sehr unvollständig ausgenutzt, zumal da die erforderliche Anstrengung zum Heben eines schweren Klotzes eine Unterbrechung der Arbeitsverrichtung in kurzen Absätzen (gewöhnlich nach 25 Hüben, die zusammen eine Hitze bilden) mit mindestens ebenso langen Zwischenräumen erfordert. Die Wirkung des Rammens wächst mit dem Gewicht und der Steighöhe des Klotzes. Da aber bei der Zugramme die Zahl der Arbeiter nicht ohne Nachteil für die Wirkung des einzelnen vergrößert und der Rammklotz höchstens gegen 1,5 m hoch gehoben werden kann, so arbeitet sie höchst unvollkommen und wird nur zum Einrammen dünner Pfähle und kleiner Spundwände verwendet. Für größere Arbeiten benutzt man Kunstrammen, die durch Menschen- oder Elementarkraft betrieben werden. Die Fig. 3 zeigt eine Kunstramme, bei der die Arbeiter an einer in der Stube S stehenden Vorgelegewinde C arbeiten und das Gewicht und die Steighöhe des gußeisernen Rammbären B beliebig vergrößert werden kann. Der zwischen zwei Laufruten b geführte Rammbär hat am obern Rand ein Ohr, woran er von einem in der Nebenfigur 3 a gezeichneten Haken m n o ergriffen wird, der an einem besondern Block und mit diesem an der Rammkette oder dem Rammtau s s festsitzt. Das Rammseil wird mittels Kurbeln auf die Windetrommel C gewunden und damit der Rammklotz gehoben. Am obern Ende der Laufruten b angekommen, stößt der Schenkel n o des Hakens m n o gegen einen Vorsprung und löst m aus, wodurch der Bär frei wird und herunterfällt. Mittels dieser Kunstramme heben 3–6 Mann Rammbären von 350–800 kg 5–10 m hoch. Mitunter werden zum Betrieb dieser Winden Göpel, häufiger aber Lokomobilen verwendet. Die allgemein gebräuchliche Anordnung von Schwarzkopf zeigt Fig. 4. Die Rammstube S mit dem Rammgerüst und den Läufern b, b ruht auf zwei Achsen x mit Rädern, die auf Laufschienen einen leichten Transport ermöglichen. Der Bär B ist mit dem Seil s s s verbunden, das von der Winde C aufgewickelt wird, die vermittelst der Treibkette k k und der Räder L, L' von der Dampfmaschine D der Lokomobile A ihren Antrieb erhält. Die Ein- und Ausrückung der Winde C erfolgt mit Hilfe des Sprossenrades an C durch eine Reibungskuppelung. Ein besonderes durch eine von der Kette k k bewegte Winde in Tätigkeit gesetztes, über die Rollen r, r laufendes Seil dient zum Ausziehen und Richten der einzurammenden Pfähle Mit dieser R. schlägt man täglich 6–10 Pfähle von 16 m Länge ein, wenn der Bär 600 kg wiegt. Bei den Dampframmen wird der Bär nach Vorbild eines Dampfhammers unmittelbar durch gespannten Dampf gehoben. Die erste, jetzt seltener vorkommende Bauart einer Dampframme von deren Erfinder Nasmyth ist dem Dampfhammer ähnlich, indem der Bär an der Kolbenstange der Dampfmaschine hängt und in einem Gestell Führung hat, das oben die Dampfmaschine trägt und unten auf den einzurammenden Pfahl aufgesetzt wird. Hebelarme, die in den Klotz hineinragen, wirken durch Aufschlag auf die Steuerung. Neuerdings wird es nach dem Vorgange von Riggenbach und Lewicki der größern Stabilität halber allgemein vorgezogen, den Dampfzylinder als Bär zu benutzen. Fig. 5 zeigt eine Dampframme von Menck und Hambrock in Ottensen. Der den Dampfzylinder bildende Bär a gleitet mit zwei Öfen h, h an der Stange k. die mittels des drehbar angeschlossenen Stückes i auf dem Pfahl A ausruht. Der Dampfkolben d steht durch die hohle Kolbenstange b mit der Dampfleitung in Verbindung. Der durch den Dreiweghahn e gesteuerte Dampf tritt durch Schlitze über den Kolben d und hebt den Zylinder, bis das Loch c dem Kolben nahe kommt; dann erfolgt die Umsteuerung und das Niederfallen des Zylinders auf den Pfahl unter Ausströmen des Dampfes. Der Rammbär wiegt bei Dampframmen bis 1500 kg und macht in einer Minute 70–100 Schläge von ca. 1 m Höhe, während Kunstrammen in einer Stunde nur 10–40 Schläge machen. Man kann mit der Dampframme die Arbeit sehr beschleunigen, zumal da das Eindringen der Pfähle durch die schnelle Aufeinanderfolge der Schläge befördert wird. Statt des gespannten Dampfes werden auch Preßluft, Druckwasser oder die Explosionskraft des Schießpulvers zur Betätigung benutzt (pneumatische, hydraulische, Pulverrammen). Eine Pulverramme (Fig. 6) besteht aus dem auf dem Pfahl P ruhenden Mörser a zur Aufnahme der Pulverpatrone, dem eigentlichen Bären b mit dem in den Mörser hineinragenden Kolben c und dem Fangkolben d sowie einer Bremse, die den Bären nach einer Explosion oben festhält. In diesem Stande des Bären wird eine Patrone in den Mörser geworfen und der Bär ausgelöst. Hierdurch erfolgt der Schlag und zugleich durch die Zusammendrückung der Luft im Mörser a die Entzündung der Patrone und Ausflug des Bären. Das Eintreiben des Pfahles wird also bewirkt durch das Gewicht des Mörsers, den Stoß des Bären und die Expansionskraft der Pulvergase. Der ganze Rammapparat der Dampf- und Pulverrammen hängt an einer Kette, die sich wie bei Fig. 4 um eine Trommel windet, die durch eine auf der Plattform des Gestells befestigte Dampfmaschine zur Hebung der an Läufern vertikal geführten Maschine in Gang gesetzt werden kann. Diese Dampfmaschine dient auch zum Aufrichten der Pfähle und zum Fortrollen des ganzen Apparats auf der Schienenbahn.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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