Queensland

Queensland

Queensland (spr. kwĭnsländ), britisch-austral. Staat im nordöstlichen Australien (s. Karte »Australien«), zwischen 10°40'–29° südl. Br. und 138–153°30' östl. L., begrenzt im S. von Neusüdwales, im W. von Südaustralien, im übrigen vom Golf von Carpentaria und dem Stillen Ozean. Auch gehören zu Q. die Inseln Stradbroke, Moreton, Bribie, Frazer oder Great Sandy-Insel (s. d.), Curtis, Whitsunday, Palm, Hinchinbrook und Lizard an der Ostseite, Prince of Wales (s. d.), Thursday (s. d.), Banks, Mulgrave u. a. an der Nordküste und die Wellesleyinseln (s. d.) im Golf von Carpentaria, so daß die Gesamtfläche 1,731,337 qkm umfaßt. Dazu kommt Britisch-Neuguinea (s. Neuguinea, S. 556), als Papua-Territorium Q. unterstellt. Die Küste ist im O., wo ihr das Barrierriff (s. d.) vorliegt, meist steil, am Golf von Carpentaria flach und sumpfig. Die hauptsächlichsten, auch dem Verkehr dienenden Einschnitte sind: Moretonbai (s. d.), Herveybai, Keppelbai, Port Curtis, Port Bowen, Port Denison, Rockinghambai; im Carpentariagolf die Investigator-Reede. Die bemerkenswertesten Vorgebirge sind: Point Danger, die Kaps Moreton, Sandy, Capricorn, Townsend, Palmerston, Gloucester, Grafton, Flattery, Melville, York und im Carpentariagolf Duifhen Point. Die Gebirge sind eine Fortsetzung des Systems in Neusüdwales. Parallel mit der Küste und in einer Entfernung von 80 km von ihr läuft das Küstengebirge, bestehend aus den Cook-, Kirchner-, Razorback-, Wyatt-, Pioneer-, Connor-, Dawes- und Glaßhousebergen. Das Küstengebirge erreicht im Mount Dalrymple 1280 m. Die höchsten Erhebungen finden sich in der Macphersonkette an der Südostgrenze (Mount Lindsay 1741 m) und weiter nördlich unter 16°50' südl. Br. in der Bellenden Ker-Kette (Bartle Frere 1658 und Centre Peak oder Wooroonooran 1650 m). Weiter westlich breitet sich ein niedriges Plateau aus, auf dem einzelne Gebirgsrücken sich verstreut finden. Die nennenswertesten Flüsse sind: Burnett, Fitzroy (entstanden aus Mackenzie und Dawson) und Burdekin, die zum Stillen Meer, Albert, Flinders, Norman, Gilbert, Mitchell, die in den Golf von Carpentaria, Macintyre, Condamine (weiter unterhalb Culgoa), Warrego, die zum Murray und durch diesen zum Indischen Ozean abfließen, und der Barkoo mit Thomson, Herbert u. a., die sich im Innern verlieren (vgl. die betreffenden Einzelartikel). Seen von Bedeutung sind nicht vorhanden. Das Klima ist, obschon Q. zum weitaus größten Teil nördlich vom Wendekreis liegt, wegen der Trockenheit der Atmosphäre Europäern zuträglicher als in andern Ländern unter gleichen Breiten. In Brisbane ist die Temperatur des wärmsten Monats 24,8°, des kühlsten 13,8° im Mittel; die Regenmenge 1330, im Binnenland nur 670 mm. Weiter nördlich sind naturgemäß die Hitzegrade höher, auch der Regenfall ist bedeutender (Cooktown 27,5°, 22,4°, 1748 mm), das Klima daher dem Europäer weniger zuträglich. Die Flora begreift die meisten australischen Arten nebst etwa 500 indischen und malaiischen. Besonders im N. finden sich mehrere Palmenarten, darunter die Kohlpalme (Livistona australis) und Ptychosperma Cunninghamiana sowie der Flaschenbaum (Delabechia rupestris) und der Affenbrotbaum (Adansonia Gregorii). Im Zentrum und im Süden sind Nadelhölzer häufig, wie Bunya Bunya (Araucaria Bidwilln), die Moretonbai-Tanne (A. Cunninghamii), an der Küste erreichen die Eukalypten eine Höhe von 90 m, dort gibt es auch wertvolle Möbelhölzer, wie die rote Zeder (Cedrela taona), und von Farnen mehrere schöne Arten, das Innere bedeckt zum großen Teil dichter Brigalowscrub. Die Tierwelt ist ganz die des übrigen Australien, nur reicher als die der südlichen Landschaften und durch einige Vogelarten Neuguinea und dem asiatischen Archipel näher stehend. Wie in Neuguinea, so findet sich auch hier ein Baumkänguruh (Dendrolagus). In den nördlichen Flüssen sind Krokodile häufig, Fische, darunter der merkwürdige, nur hier vorkommende Ceratodus, und Austern gibt es in den Flüssen und an der ganzen Küste in Menge, Perlmuscheln und Trepang im N.

Die Bevölkerung wächst durch Einwanderung (1902: 34,082, Auswanderung 35,288) kaum noch, aber durch Geburtenüberschuß (1902: 8012) schnell; 1846 betrug sie erst 2253 Seelen, aber 1894: 432,299, 1901: 503,266 (280,092 männlich, 223,174 weiblich), 1902: 514,850. Darunter befanden sich 9313 Chinesen (530 weiblich), 9327 Polynesier (671 weiblich), 2269 Japaner (154 weiblich), 939 Indier, 1787 andre Asiaten, 6670 Eingeborne (außer nomadischen Buschleuten); 13,163 waren in Deutschland geboren. Eine Staatskirche gibt es nicht; 1901 zählte man 185,023 Anglikaner, 120,663 Katholiken, 57,615 Presbyterianer, 29,791 Wesleyaner, 25,550 Lutheraner, 19,128 Mohammedaner und Heiden, 733 Israeliten. Der Volksunterricht ist unentgeltlich, höhere Schulen werden vom Staat unterstützt; 1901 wurden 932 Schulen mit 2217 Lehrkräften von 108,076 Kindern und 10 höhere Schulen mit 76 Lehrern von 897 Schülern besucht. Außerdem bestanden 163 Privatschulen mit 588 Lehrkräften und 13,756 Schülern. Eine Universität (nur Prüfungsbehörde) besteht in Brisbane. Der Ackerbau gewinnt schnell an Ausdehnung; 1893 waren erst 100,830, 1900: 194,393 Hektar unter Kultur, vornehmlich baut man Mais, Zuckerrohr (in der Hauptsache in den nördlichern heißen Küstengegenden), Weizen, Kartoffeln (beide im S.), Apfelsinen, Bananen, Wein, in neuester Zeit auch Kokospalmen. Von der größten Bedeutung ist die Viehzucht; 1900 besaß Q. 456,788 Pferde, 4,078,191 Rinder, 10,339,185 Schafe und 122,187 Schweine. Hinsichtlich der Goldproduktion steht Q. nur wenig hinter Victoria zurück; 1904 betrug die Ausbeute (fast ausschließlich von Quarzriffen) 2,714,934 Pfd. Sterl., die Gesamtausbeute seit 1867 bis Ende 1900 aber 50,101,486 Pfd. Sterl.; außerdem gewinnt man Zinn (270,276; seit 1872–1903: 5,053,186 Pfd. Sterl.), ferner Kupfer (1904: 257,896), Kohlen (1904: 166,557), Wolfram (161,635), Silber (71,858), Blei (24,560 Pfd. Sterl.). Auch der Waldreichtum gestattet Ausfuhr, namentlich von Zedernholz; Fischerei wird um Brisbane auf Anstern, bei der Thursdayinsel an der Nordspitze auf Perlmutter und Trepang betrieben. Von gewerblichen Anstalten sind namentlich die 66 Zuckermühlen (1900: 92,554 Ton. Zucker), ferner 5 Rumbrennereien, 22 Brauereien, 20 Dampfkornmühlen, 329 Sägemühlen, 199 Butterfaktoreien, 17 Eisfleischfabriken, 21 Eiswerke, 215 Maschinenfabriken, 24 Fabriken für Seife und Lichte u. a. zu nennen. Von großer und wachsender Bedeutung ist der Handel; über die 18 Seehäfen und die Landgrenzen des Staates betrug 1901 die Einfuhr 6,376,239 (aus Deutschland 244,519), die Ausfuhr 9,249,366 Pfd. Sterl. Die Einfuhr besteht vornehmlich in Fabrikaten aller Art und in Nahrungsmitteln, die Ausfuhr vornehmlich in Wolle (2,138,756 Pfd. Sterl.) und Gold (2,197,108 Pfd. Sterl.), dann in gefrornem und präserviertem Fleisch (1,320,804), Zucker (789,191), lebendem Vieh (719,458), Häuten und Fellen (419,228), Talg, Zinn, Perlschalen, Kupfer, Obst. Es liefen 1903 ein 727 Schiffe von 902,670 Ton., im Küstenverkehr liefen 6186 Schiffe von 3,954,684 T. ein, die Handelsflotte der Kolonie zählte 1903: 174 Segelschiffe von 9079 und 99 Dampfer von 14,823 T. Die Eisenbahnen (fast alle Eigentum der Regierung) hatten Ende 1903 eine Länge von 4823 km, die Telegraphenlinien 1902 eine solche von 16,491 km bei 33,305 km Drähten und 1,487,957 Telegrammen. Die Post beförderte durch 1300 Ämter 23,537,197 Briefe und Postkarten und 12,936,847 Zeitungen. 1903 gab es 11 Banken. Postdampfer verkehren regelmäßig zwischen den einzelnen Häfen der Kolonie sowie mit Europa durch die Torresstraße. 1891 trat Q. dem Weltpostverein bei. Seit 1. Jan. 1901 ist Q. einer der sechs Staaten des Commonwealth of Australia (s. Australien, S. 173,1. Spalte), hat aber eigne Regierung. Dem von dem König von England ernannten Gouverneur stehen 7 Minister zur Seite. Der Gesetzgebende Rat (44 Mitglieder) wird von der Krone auf Lebenszeit ernannt, die Gesetzgebende Versammlung (72) von den Kolonisten auf 3 Jahre gewählt. Die Einnahmen betrugen 1903–04: 3,595,440, die Ausgaben 3,607,864, die öffentliche Schuld Ende 1903: 39,069,227 Pfd. Sterl. Die Landmacht umfaßte 1904: 234 Reguläre, 2405 Miliz, 264 Freiwillige und Reserven, die Kriegsflotte 2 Kanonenboote. Hauptstadt ist Brisbane (s. d.). Das Wappen Queenslands vgl. die Textbeilage zu den Tafeln »Wappen« (Australien). Die Küste des jetzigen Q. wurde 1770 von Cook entdeckt und befahren und 1824 von Sydney aus eine Verbrecherkolonie an der Moretonbai gegründet, der bald zahlreiche freie Ansiedler folgten. Die Konstituierung der Kolonie Q. fand 5. Juli 1859 statt. Vgl. Eden, Q., by an eight years' resident (2. Aufl., Lond. 1876); Grant, Bush-life in Q. (das. 1882); Reiseschilderungen von Stirling (das. 1884), Kennedy (das. 1880), Lumholtz (das. 1889; deutsch: »Unter Menschenfressern«, Hamb. 1892), Bicknell (Lond. 1895); Jack und Etheridge, Geology and palæontology of Q. and New Guinea (Brisbane 1892); Semon, Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres (Leipz. 1896); Weedon, Q., past and present (Brisbane 1896); International Catalogue of scientific literature. Queensland volume (das. 1899); Pugh, Almanac and Q. Directory (das. 1900); O. de Satgé, Pages from the journal of a Q. squatter (Lond. 1901); Tom Petrie, Reminiscences of early Q., recorded by his daughter (das. 1905); »The Yearbook of Q.« (Brisbane). Karten: Q., 48 mile map, 1:3,041,568 (Brisbane 1898); Q. and British New Guinea. 16 mile map, 1:1,013,760, 2. Aufl., 10 Bl. (Nachträge bis 1897); Q. four mile maps, 1:253,440 (Brisbane 1897 ff.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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