Präparánd

Präparánd

Präparánd (lat., »ein Vorzubereitender«), Vorbereitungsschüler; seit dem 18. Jahrh. besonders Jüngling, der für ein Lehramt an Volksschulen oder zunächst für ein Lehrerseminar sich vorbereitet. Der Unterschied von Präparanden und Seminaristen, aufgekommen, wie es scheint, besonders durch die neue Ordnung des Seminars in Hannover von 1799, hat überall da seine Bedeutung verloren, wo, wie im Königreich Sachsen, Anhalt, Hamburg, Bremen etc., das Seminar 5 oder 6 Klassenstufen umfaßt und den künftigen Volksschullehrer vom Austritt aus der Volks- oder Mittelschule bis zum Eintritt in das Lehramt (14. oder 15.–20. Lebensjahr) leitet. Wo dies nicht der Fall ist, leistet der Staat entweder, wie in Bayern, die gesamte Präparation der spätern Seminaristen in besondern öffentlichen Präparandenanstalten, oder er überläßt sie der freien Wahl der einzelnen Bewerber unter Gewährung von Beihilfen an bedürftige Präparanden und an bewährte Prä parandenbildner. In Preußen hatte in der ersten Hälfte des Jahrhunderts das Bedürfnis dahin geführt, daß die Lehrer der zwei- bis dreiklassigen Seminare privatim Präparandenanstalten unterhielten. Statt diese, wie in Sachsen, als Proseminare zu übernehmen und allmählich mit den Seminaren zu verschmelzen, bevorzugte der Minister v. Raumer in seinem berufenen Regulativ vom 2. Okt. 1854 die Präparation durch einzelne ländliche Lehrer und Prediger. Erst der Minister Falk (1872) begann, staatliche Präparandenanstalten, jedoch gesondert von den Seminaren und in beschränkter Zahl, zu gründen, während im übrigen Privatanstalten und Privatbildner staatlich unterstützt werden. Die daraus hervorgehende Buntheit der Vorbildung ist ein Hemmschuh für die preußischen Lehrerseminare. Staatliche Präparandenanstalten gab es 1906 in Preußen 59, städtische 11, zusammen 70 öffentliche gegenüber 135 Seminaren. Einen neuen Lehrplan für Präparandenanstalten (und Lehrerseminare) erließ der preußische Unterrichtsminister Studt 1. Juli 1901. In weiten Kreisen des deutschen Lehrerstandes wünscht man gegenwärtig Beseitigung der Präparandenanstalten (oder untern Seminarklassen) und Aufnahme der Seminaristen auf Grund des Reifezeugnisses einer Realschule oder gar einer Oberrealschule. In diesem Falle soll die allgemeine Bildung als im wesentlichen abgeschlossen gelten und im Seminar nur die pädagogische Fachbildung vermittelt werden. Praktische Bedenken haben bisher die Regierungen von der Beschreitung dieses Weges zurückgehalten. Die früher nicht seltene Verwendung von Präparanden im praktischen Schuldienst (vgl. die Pupil-teachers in Großbritannien und Nordamerika) ist jetzt in Deutschland völlig ausgeschlossen oder doch auf vorübergehende einzelne Fälle äußerster Not beschränkt. Vgl. Schneider und v. Bremen, Das Volksschulwesen im preußischen Staat (Berl. 1886–87, 3 Bde.; namentlich Bd. 1) und »Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen« (das., seit 1859), auch Sander, Geschichte der Volksschule (in Schmids »Geschichte der Erziehung«, Bd. 5, 3. Teil, Stuttg. 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Präparand — (v. lat.), Vorbereitungsschüler; daher Präparandenanstalt, Anstalten, wo junge Leute, welche sich dem Volksschulwesen widmen wollen, für die Aufnahme in die Schullehrerseminare vorgebildet werden, mit denen sie deshalb häufig verbunden sind …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Präparánd — (lat.), Schüler einer Vorbereitungsschule; Präparandenanstalt, Vorbereitungsanstalt zur Aufnahme in ein Lehrerseminar …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Präparand — Eine Präparandenanstalt teilweise auch als Präparandie bezeichnet, war vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein, die untere Stufe der . Sie bereitete auf den Besuch der vor. Daher auch die Bezeichnung Präparand (lat. ein Vorzubereitender) für …   Deutsch Wikipedia

  • Präparand — Prä|pa|rạnd 〈m. 16〉 1. jmd., der einen menschl., tier. od. pflanzl. Körper präpariert (2) 2. 〈veraltet〉 Schüler, der sich auf das Lehrerseminar vorbereitet [<lat. praeparandus „Vorzubereitender“; zu praeparare „vorbereiten“] * * *… …   Universal-Lexikon

  • Präparand — nd der; en, en <aus lat. praeparandus, Gerundivum von praeparare (vgl. ↑präparieren), eigtl. »der Vorzubereitende, Auszurüstende«>: 1. (früher) Vorbereitungsschüler (bei der Lehrerausbildung). 2. Kind, das den Vorkonfirmandenunterricht… …   Das große Fremdwörterbuch

  • Präparand — Prä|pa|rạnd, der; en, en <lateinisch> (früher für jemand, der sich auf das Lehrerseminar vorbereitet) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Präparandenanstalt — Eine Präparandenanstalt teilweise auch als Präparandie bezeichnet, war vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein, die untere Stufe der Volksschullehrerausbildung. Sie bereitete auf den Besuch der Lehrerseminare vor. Daher auch die Bezeichnung… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Adam Möhler — (* 6. Mai 1796 in Igersheim; † 12. April 1838 in München) war ein deutscher, römisch katholischer Theologe und prägte die jüngere Tübinger Schule der Kirchen und Bibelforschung. Sein bekanntestes Werk ist die 1832 publizierte Symbolik.… …   Deutsch Wikipedia

  • Kollegiatstift St. Stephan (Bamberg) — Stephanskirche (ganz links) außerdem: Obere Pfarre und Bamberger Dom Die Stephanskirche in der Bamberger geistlichen Altstadt ist die einzige evangelische Kirche, die von einem Papst (Benedikt VIII.) geweiht wurde. Das Stift wurde 1007/1009 dur …   Deutsch Wikipedia

  • Präparandie — Eine Präparandenanstalt teilweise auch als Präparandie bezeichnet, war vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein, die untere Stufe der . Sie bereitete auf den Besuch der vor. Daher auch die Bezeichnung Präparand (lat. ein Vorzubereitender) für …   Deutsch Wikipedia

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