Porto [2]

Porto [2]

Porto, 1) (Oporto, »der Hafen«) Hauptstadt des gleichnamigen portug. Distrikts (Provinz Minho), nächst Lissabon der bedeutendste Ort Portugals, die »treugesinnte und unbesiegte Stadt« (leal e invicta cidade), liegt unter 41°10' nördl. Br. und 8°38' westl. L., malerisch an den steilen Abhängen eines Höhenzuges (bis 100 m ü. M.), am rechten Ufer des Douro, etwa 5 km oberhalb seiner Mündung, ist Knotenpunkt der Eisenbahnlinien nach Lissabon, Valenca und Barca d'Alva und hat eine mittlere Jahreswärme von 15,2°. Sie besteht aus der Ost- und der Weststadt und ist mit dem auf dem linken Flußufer liegenden Orte Villa Nova de Gaia (1900: 14,754 Einw.) durch zwei eiserne Brücken verbunden, die Ponte de Dom Luiz I. (mit doppeltem Brückenbelag für Straßenbahn und Fußgänger) und die Ponte de Maria Pia für die Eisenbahn. Der Mittelpunkt des Handels in P. ist die Rua nova dos Inglezes; schöne Bauten zeigt die Rua nova de São João; der Sitz der Goldarbeiter und Juweliere ist die Rua das Flores. Auf der Praça de Dom Pedro 1 V. erhebt sich das Reiterstandbild dieses Königs; mit Anpflanzungen sind die Praça de Sao Ovidio und die Praça de São Lazaro geschmückt, und eine schöne Anlage bildet der Park des Kristallpalastes mit weiter Aussicht. Eine dort befindliche Kapelle erinnert an den 1849 in P. verstorbenen König Albert von Sardinien. Andre öffentliche Anlagen sind der Passeio das Virtudes und im östlichen Stadtteil am Felsenufer des Flusses der Passeio das Fontainhas mit weitem Ausblick. Im höchsten Teile der Stadt liegt die vom Grafen Heinrich gegründete Kathedrale, im 12. Jahrh. im romanischen Stil erbaut, später im gotischen umgestaltet. Andre bemerkenswerte Kirchen sind die kleine romanische Igreja de Sao Martinho de Cedofeita (559 vom Suevenkönig Theodomir gegründet), die im Innern reich ausgestattete gotische San Francisco-Kirche, die Lapakirche und die mit einem 75 m hohen Turme versehene Igreja dos Clérigos (1748 erbaut). Die am linken Douroufer liegende Zitadelle war ehedem das Kloster da Serra do Pilar. Der Börsenpalast (Palacio da Bolsa) hat den schönen Alhambrasaal, der Kristallpalast (für die Gewerbeausstellung von 1865 errichtet) dient zu ständigen Ausstellungen und Konzerten. Von sonstigen Bauwerken sind der königliche Palast, der bischöfliche und der Justizpalast, das Stadthaus, das Zollgebäude, drei Theater und das große San Antonio-Krankenhaus hervorzuheben.

P. hatte 1878: 105,838, 1890: 139,856 und 1900: 167,055 Einw., die vorzugsweise Handel und Gewerbe betreiben, namentlich Woll- und Baumwollspinnerei, Wachstuch- und Hutbereitung, Tuch- und Seidenweberei, Metallgießerei, Gerberei, Branntweinbrennerei, Herstellung von Steingut, Korkpfropfen, Seife, Kerzen, Gold- und Juwelierwaren sowie Zuckerraffinerie. Auch in dem gegenüberliegenden Villa Nova de Gaia gibt es bedeutende Fabriken und Weinniederlagen. Eingeführt werden in P. hauptsächlich Wolle und Baumwolle sowie Gewebe daraus, Kohlen, Häute, Leder, Hanf, Faßholz, Petroleum, Schwefel, Getreide, Zucker, Reis, Stockfisch, Eisen, Silber, Maschinen, Instrumente, Flaschen, Farbstoffe, Ölsaat. Die Einfuhrwerte steigen seit Jahrzehnten und haben sich seit 1892 mehr als verdoppelt (1892: 10,068,200, 1905: 23,000,000 Milreis).

Lageplan von Porto mit dem Hafen von Leixôes.
Lageplan von Porto mit dem Hafen von Leixôes.

Die deutsche Einfuhr, die vor einem Jahrzehnt etwa 2000 Contos (zu je 4350 Mk. durchschnittlich) betrug, beläuft sich zurzeit auf jährlich 5500 Contos. In derselben Zeit ist die englische Einfuhr von 4000 auf 7500 Contos gestiegen. Die Ausfuhr von P. ist dagegen in steter Abnahme. Sie betrug 1892: 14,391 Contos, 1903 nur noch 9918 Contos. Auch die Weinausfuhr, auf die der weitaus bedeutendste Anteil dieser Werte entfällt, ist stetig zurückgegangen. Während sie 1902 noch 8217 Contos betrug, schätzt man sie für 1905 auf 7572 Contos. Die für die Weinausfuhr am meisten in Betracht kommenden Märkte sind Brasilien (1905: 332,432 hl), England (146,457 hl), Deutschland (15,601 hl). Die übrigen Ausfuhrwaren kommen dagegen kaum in Betracht, es sind namentlich Kork, Erze, Vieh, Sardinen, Baumwollengewebe, Südfrüchte. Die Mündung des Douro bildet eine Barre, deren größte Wassertiefe 3,6 m beträgt. Sie erschwert die Zufahrt zum Hafen von P. und war 1903 an 35 Tagen nicht befahrbar, wegen aufgeregter See oder starker Strömung im Flusse. In solchen Fällen bleiben die großen Fahrzeuge in dem 6 km nördlich bei Mattosinhos angelegten Kunsthafen Leixões, der eine Fläche von 400 Hektar einnimmt und eine Durchschnittstiefe von 10 m besitzt. Er wird von zwei großen Dämmen und einer vor dem Festlande liegenden Gruppe felsiger Inseln gebildet, besitzt einen Leuchtturm und seit 1899 infolge der Pest eine Desinfektionsanstalt. Der Schiffsverkehr von P. hat nicht an Zahl der Schiffe, wohl aber an Raumgehalt bedeutend zugenommen. 1875 hatten 1066 im Hafen von P. liegende Schiffe einen Raumgehalt von 180,000 Ton., während die 1037 Fahrzeuge, die 1905 P. besuchten, 432,023 T. enthielten. Außer diesen lagen in Leixões 697 Fahrzeuge mit 1,130,701 T. Gehalt. Am meisten vertreten ist unter den fremden Fahrzeugen zwar noch immer die englische Flagge (1905: 466 Schiffe mit 163,916 T.), aber Deutschlands Anteil ist dem englischen beinahe gleich, denn die 1905 in P. eingelaufenen 192 Dampfer hatten einen Raumgehalt von 127,353 T. Außerdem ist in P. besonders die portugiesische, norwegische und französische Flagge vertreten. Die Stadt hat mehrere Banken und Versicherungsanstalten sowie Wohltätigkeitseinrichtungen, die besonders seit 1899 verbessert worden sind. Dem Unterricht dienen eine polytechnische Akademie mit Observatorium, Bibliothek und Botanischem Garten, eine medizinisch-chirurgische Schule, eine Kunstakademie, ein Lyzeum, eine Gewerbe- und eine Marine- und Handelsschule. Die 1833 vom König Dom Pedro IV. gegründete Stadtbibliothek hat über 120,000 Bände und gegen 1200 Handschriften. Auch zwei Gemäldesammlungen sind vorhanden. P. ist Sitz eines Zivilgouverneurs, eines Bischofs, eines Militärdivisionskommandos, eines Berufungsgerichts, einer Handelskammer und vieler fremder Konsuln (darunter auch ein deutscher). Es erscheinen zwar in P. 34 Zeitungen und Zeitschriften, aber nur die Hälfte der Bewohner kann lesen und schreiben. In der anmutigen Umgebung der Stadt gibt es schöne Landsitze. An der Flußmündung liegt São João da Foz (s. d.), nördlich davon Mattosinhos (etwa 3500 Einw.) und Leça da Palmeira (2200 Einw.), Seebadeplätze, mit P. durch Straßenbahn verbunden. – P. verdankt seine Entstehung dem Hafenort Portus Cale, später Portocale, woraus der Name Portugal entstanden ist. Die Stadt war bis 1014 die Hauptstadt Portugals und wuchs besonders im 17. Jahrh., verlor aber bei einem Aufstande von 1757 viele Freiheiten. 1808 erklärte sich P. zuerst gegen die Franzosen, und hier bildete sich die portugiesische Junta zur Leitung der gemeinsamen Angelegenheiten. In neuerer Zeit wurde P. merkwürdig durch den Ausbruch der Revolution vom 24. Aug. 1820; dann unter Dom Miguels Usurpation durch das Blutgericht gegen die Anhänger der Königin Maria II. da Gloria (1828), wobei die Stadt über 10,000 ihrer Bewohner durch Auswanderung verlor; ferner durch die Verteidigung gegen Dom Miguel vom 7. Juli 1832 bis 7. Aug. 1833 und als Stütz- und Mittelpunkt der Operationen Dom Pedros I., der hier auch das Dekret betreffs Aufhebung der religiösen Orden und der Klöster unterzeichnete. 1890 wurde P. der Mittelpunkt des Widerstandes gegen die englischen Anmaßungen betreffs der portugiesischen Kolonien in Afrika.

2) Dorf in der ital. Provinz Rom, zum Gemeindegebiet der Hauptstadt gehörig, am nördlichen Tiberarm (durch Trajan zum Ersatz des versandeten Mündungsarmes von Ostia als »Fossa Trajani« angelegt, von Paul V. 1612 als Fiumicinokanal wieder eröffnet), 3 km vom Meer, an der Eisenbahn von Ponte Galera nach Fiumicino (s. d.), war in der römischen Kaiserzeit ein für die Verpflegung Roms wichtiger Hafen mit großen, von Claudius und Trajan erbauten Hafenbassins und Speichern und einer der ältesten Bischofssitze. Seit dem 10. Jahrh. ist der Hafen versumpft; das Bistum wurde 1821 nach Civitavecchia verlegt. Gegenwärtig enthält der verfallene Ort außer Ruinen nur den ehemaligen Bischofspalast, eine Kirche und wenige Häuser, gibt aber immer noch einem der Kardinalbischöfe in Rom den Titel.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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