Baalbek

Baalbek

Baalbek (griech. Heliopolis, »Sonnenstadt«), einst eine der prachtvollsten Städte Syriens, jetzt ein Ort von 2000 Einw., Sitz eines Kaimakams, 1150 m ü. M., in der Talebene El Bekaa (dem alten Kölesyrien), am Fuße des Antilibanos gelegen und berühmt durch die noch vorhandenen Trümmer der alten Stadt. Diese bestehen in drei größern, westlich vom heutigen Dorf B. auf der etwas erhöhten Akropolis gelegenen Ruinen dreier Tempel. Man unterscheidet drei Altersperioden der Ruinen. Aus der ersten rühren die Substruktionen der Plattform her, auf der die Tempel stehen; aus der zweiten die eigentlichen Tempelruinen; aus der dritten die Bauten der Araber, die namentlich die alten Mauern durch Zutaten in Befestigungen umgewandelt haben. Der erwähnte Unterbau, 325 m lang, 97 m breit, besteht aus ungeheuern behauenen Kalk- oder Marmorblöcken, darunter die drei kolossalsten an der Westseite von über 19 m Länge, 4 m Höhe und wahrscheinlich 4 m Dicke, und enthält mächtige gewölbte, 97–160 m lange Gänge, durch die Gemächerreihen verbunden sind, und zu denen Marmortreppen hinabführen. Auf diesem Unterbau erheben sich die genannten Tempel, die Antoninus Pius errichtet hat. Der Haupteingang des großen Tempels war auf der Ostseite, wo eine breite, nicht mehr vorhandene Treppe zur Plattform der Propyläen führte; er wurde später von den Arabern durch eine dicke Mauer verbaut. Der äußere Portikus war von 12 Säulen gebildet; zur Rechten wie zur Linken derselben standen prachtvolle, mit korinthischen Pilastern verzierte Pavillons, von denen der rechts noch ziemlich gut erhalten ist; darauf folgte ein sechseckiger, jenseit desselben ein viereckiger Hof, 134 m lang, 113 m breit und auf der Süd- und Nordseite von reichverzierten Gebäuden (Exedrä) eingefaßt, die Nischen für Statuen enthielten; dann abermals Stufen, die unter doppeltem Säulengang zum innern Portikus des eigentlichen Tempels führten, der 89 m lang und 49 m breit war und 10 zu 19 Säulen (im ganzen 54) enthielt. Vorhanden sind davon nur noch 6 ungeheure stehende Säulen auf einer mächtigen Mauer, die der Südseite angehörte. Ihre Entfernung voneinander beträgt 2,6 m; sie sind nicht kanneliert, tragen aber auf ihren korinthischen Kapitellen ein Gebälk mit reichverziertem Fries und Karnies und haben einschließlich dieses 23 m Höhe bei fast 7 m Umfang. In der Nordmauer finden sich noch 4 auf ihren Sockeln stehende Säulen eingefügt, die hier das Ende des Tempels andeuten. Von der Cella ist nichts mehr vorhanden, von der Tempelvorhalle (Pronaos) nur noch eine Andeutung. Im S. des großen Tempels und des viereckigen Hofes steht, etwas tiefer, der sogen. Sonnentempel, ein nicht minder großartiger und künstlerisch bedeutender Bau. Er hatte 15 zu 8 Säulen, im ganzen 42; sie waren ebenfalls nicht kanneliert, aber mit korinthischen Kapitellen versehen. Der Vorhof an der Ostseite hatte außerdem in einer zweiten Reihe 6 kannelierte Säulen. Die Höhe derselben nebst Basis und Kapitell betrug 19,8 m, der Durchmesser 1,7 m. Noch ganz vorhanden ist die im reichsten korinthischen Stil ausgeführte Cella; im übrigen stehen auf der Südseite noch 4 Säulen des Peristyls, auf der Westseite 2 ganze Säulen, die einen schönen Fries tragen, auf der Nordseite noch 9 Säulen mit herrlichem Fries und Karnies aufrecht. Auch der die Kolonnade mit der Cella verbindende Plafond ist hier noch fast ganz erhalten, vortrefflich skulptiert und in Felder geteilt, die mit Hautreliefs versehen sind. Von dem an der Ostseite befindlichen Vorhof (Pronaos) endlich stehen noch 2 kannelierte Säulen, die mit den nicht kannelierten des Peristyls auf der Südseite einen Fries und ein Stück des skulptierten Plafonds tragen. Der eigentliche Eingang, ein korinthisch reichverziertes Tor von 6,2 m Breite, ist auch hier durch eine von den Arabern ausgeführte Mauer versperrt; zur Seite desselben stehen 2 große Pylonen mit Palmenkapitellen, welche Treppen enthalten, die auf den Tempel hinausführen. Der runde Tempel, etwa 290 m vom Sonnentempel gelegen, ist ein im ganzen schwerfälliges Bauwerk, hat aber ebenfalls einen fast übermäßigen Reichtum an verzierten Friesen. Von 5 Säulen des Peristyls stehen noch 4. Dieser Tempel ist in eine griechische Kirche umgewandelt gewesen. 1900 begannen hier deutsche Ausgrabungen, über deren Ergebnisse bisher aber nichts verlautete. – Die Stadt B. ist sehr alt und wird schon in ägyptischen und assyrischen Kriegsberichten (Balbiki, d. h. Baal-Beka'a oder Baal des Tales; wahrscheinlich mit Tunip identisch) genannt. In der griechisch-römischen Zeit hieß sie Heliopolis (»Sonnenstadt«), nach dem Kultus des Sonnengottes, und blühte als Handelsstadt, die Augustus zur römischen Kolonie erhob. Aus der Zeit der Antoniue stammen die prachtvollen Tempelbauten. Abu Obeida, der Feldherr des Kalifen Omar, eroberte B. 636. Im 11. Jahrh. fiel B. in die Hände der Sultane von Aleppo. Während der Kreuzzüge war B. viel umkämpft. 1130 eroberte es Zenki, der Nedschm ed-din Ayub (Ejub). den Vater Saladins, als Statthalter einsetzte. 1157 wurde B. von Nur ed-din erobert, 1170 durch ein Erdbeben verwüstet, 1260 durch den Mongolen Hulagu und 1401 von Timur eingenommen. Mitte des 16. Jahrh. wurden die Ruinen Baalbeks von Europäern wieder entdeckt; seitdem litten sie durch Erdbeben, besonders 1759, noch stark. Vgl. Wood und Dawkins, The ruins of B. (Lond. 1757, neue Ausg. 1827); Renan, Mission de Phénicie (Par. 1864); Frauberger, Die Akropolis von B. (Frankf. 1891, mit 22 Tafeln); Alouf, Geschichte Baalbeks (a. d. Franz., Prag 1896).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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